Der Mensch ist mit seinem kollektiven System wohl innerhalb unserer Atmosphäre einzigartig komplex. Schon von früh an konditioniert der Mensch sich selbst um im Kollektiv zu dienen und die ihm zugedachte Rolle in der Gesellschaft wahrzunehmen. Dabei wird schon jetzt jeder nach seinen Bedürfnissen und Qualitäten ausgewählt; er wählt sich selbst aus.
In jeder Generation wird dabei erneut der Wertekanon der vorigen Generation in Frage gestellt, teilweise übernommen und teilweise verworfen, wenn nötig sogar mit Gewalt. Dieses Rebellieren der neuen Generation ist lediglich eine Fortführung der natürlichen Selektion, der Evolution, in der auch bei jeder Generation das Erbgut erneut geprüft wird.
Dies im kleinen; im großen werden dadurch ganze Systeme geprüft, verworfen oder fortgeführt. Letztes Beispiel ist der Sozialismus, der die Menschen als System weniger effektiv organisiert hat als der Kapitalismus und deshalb von selbst verschwunden ist. Oder der Nationalsozialismus; ein kleines Teilkollektiv baut ein höchsteffizientes System auf, das den Mangel hat, dass es auf dem Wahnwitz weniger begründet ist und ein kleines anderes Teilkollektiv für jegliche Probleme verantwortlich macht.
Trotz großer Unterschiede schließen sich kapitalistische wie sozialistische Systeme zusammen, also das ganze Restkollektiv, und vernichtet den Auswuchs. Schon kann das vorher nationalsozialistische Deutschland wieder im ganzen Kollektiv aufgehen.
Das erstaunliche am menschlichen Körper ist dabei seine Anpassungsgabe. Der Mensch ist in der Steinzeit ein ebenso erfolgreiches Modell wie in der Smokmetropole Mexico City, als Indianer macht er sich ebenso die Umwelt zunutze wie als Inuit.
Er ist sogar in der Lage, Schiffe und Flugzeuge zu bauen und somit Biotope zu erschließen, für die er eigentlich gar nicht „geschaffen“ wurde. Selbst seinen Planeten kann er verlassen und somit das Weltall erschließen. Er kann seine Umwelt in solchem Maße umbauen, dass er Konstruktionen schafft, die eine höhere Rechenleistung haben als er selbst.
Das Kollektiv funktioniert dabei nicht so, dass jeder im Makrokosmos leben würde und stolz auf die Leistungen der Menschheit herabblicken würde. Nein, denn so würde das Kollektiv sich nicht mehr weiter entwickeln. Vielmehr sehen alle Menschen „Schlechtes“ und „Böses“ in ihrer kleinen Welt. Dabei ist häufig egoistisches und selbstsüchtiges Verhalten „schlecht“, altruistisches Verhalten, das dazu geeignet ist, das Kollektiv zu fördern, „gut“. Für Menschen sind das Werte, die nicht in Frage gestellt werden können – jeder teile sie, so denkt zumindest fast jeder Mensch. Der Mensch merkt gar nicht, dass alle seine Werte lediglich subjektiv sind, also nur im subjektiven Kontext des Kollektivs Sinn machen, nicht aber darüber hinaus. Er merkt ebenso wenig, dass er ein Tier ist wie jedes andere Tier, dass lediglich versucht, möglichst gut und sinnvoll in seiner Umwelt zurechtzufinden. Für fast alle Menschen ist der Mensch ein von der Natur losgelöstes Konzept, dass mit seinen Wurzeln nicht mehr viel gemein hat. Dass sie lediglich ein Teil der Natur sind, von der sie sich losgelöst sehen wollen, merken sie nicht.
Dabei ist es sinnvoll, dass jeder Mensch auch „Schlechtes“ und „Böses“ in der Welt sieht.
Die einzelnen Individualteile des menschlichen Kollektivs sind sich nur im seltensten Falle bewusst, dass sie da, während sie im vordergründig bewussten auf „eigenen Zweck“ zuarbeiten, auch kollektive, also gemeinsame Ziele der Natur erst möglich machen. Schlägt der Mensch dabei übers Ziel hinaus und zerstört durch zu engagiertes Nutzbarmachen seiner Umwelt Teile seines Biotops, so begehrt wiederrum ein Teil des Kollektivs auf; erst einzelne, dann viele, und weil solche Entwicklungen sinnvoll sind, schließlich fast alle.
Dabei wird, wie von Karl Marx gefordert, jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten gefordert. War es im Mittelalter noch so, dass die Menschen den Beruf ihres genetischen Vorgängers zu dem eigenen gemacht haben und die Hälfte des Kollektivs, der „weibliche“ Teil, nur die kollektive Funktion der Mutter wahrnahm, so sind diese Umstände heute bereits großflächlig aufgehoben und jeder einzelne wird, wenn auch mit zahlreichen Mängeln, von früh an in Elterhaus, Schule und Umwelt darauf vorbereitet, genau die Funktion zu erfüllen, die am besten auf dieses individuelle Teil des großen Puzzles passt.
Diese Prozesse werden stets optimiert. Man kann dabei zusehen, wie sich das Kollektiv stets von selbst revolutioniert.
Dabei benutzt der Mensch ein bestimmtes Zeichensystem, um sich zu verständigen; dieses System wird immer weiter vereinfacht. So ist, um ein Beispiel zu nennen, heute mittlerweile englisch die überall akzeptierte Weltsprache und Rechner benutzen nur noch einen Binärcode; 0 und 1. Die Menschheit wächst durch diese Vereinfachungen immer weiter zusammen und agiert zunehmend als ein einheitliches Kollektiv, welches zwar noch immer stark fragmentiert ist (Nationalstaaten), sich aber bereits in einem rasanten Prozess der eigenen Defragmentierung befindet. Auch die in der Vergangenheit fragmentierend wirkenden Faktoren wie Hautfarbe oder Schädelform fallen aufgrund der immer einheitlicheren Art des Menschen durch Vermischung immer weiter weg.
Das Zeichensystem findet sich von früh an im Gehirn des Menschen. Er wird damit erzogen und lernt schnell Sprache und Schreiben. Wie eine Prägung setzt sich dieses System in das hochkomplexe Gehirn des Menschen, welches über Elektrik und neuroleptische Bahnen ähnlich dem Motherboard eines Computers funktioniert.
Der Mensch lernt schon im Stadium eines Kleinkindes dem Kollektiv, der Gesellschaft also Dienste zu erweisen, kümmert sich um Tiere wie Menschen aber auch um andere Tiere und hilft den voll ausgewachsenen Menschen bei ihrer Tätigkeit. So sehr der Mensch dies muss, so sehr will er es auch; doch es gibt immer noch etwas effizienter zu gestalten. So läuft der Mensch, weil er dies lernt, den ganzen Tag durch sein Kollektiv und bewertet alles. Das sei gut, das sei schlecht. Dabei übernimmt er teilweise die Bewertungsschablonen der genetischen Vorgänger, revolutioniert selbige aber auch durch sich selbst teilweise.
Somit wird der Mensch von früh an Teil des Systems; einerseits wirkt er am System mit, andererseits hinterfragt er es. So entwickelt sich ein neues dynamisches Untersystem, welches sich selbst immer wieder neu revolutioniert; schon Platon bemängelte die Sittenlosigkeit der jüngeren Generation.
Letztlich führt das dazu, dass alle Menschen miteinander aber eben auch immer gegeneinander arbeiten. Somit ist jeder selbst sein größter Kritiker und wird nichtsdestoweniger noch von allen seinen Mitmenschen kontrolliert, wodurch dem Kollektiv schädigendes Verhalten schnell ausgerottet werden kann. Dabei verschwindet dieses Verhalten selbstverständlich nicht gänzlich. In der Pubertät brennt der Mensch darauf, die alten Konstrukte zu hinterfragen und zu rebellieren. Dabei kommt für den Menschen konstruktives und destruktives bei raus.
Geht das Individuum dabei „zu weit“, wird es durch das Kollektiv sanktioniert, im äußersten Fall gar entsorgt (Gefängnis, Todesstrafe). Die Sanktionierung fängt dabei schon beim Nächsten an; ungebührliches Verhalten wird mit bösen Blicken bestraft, der Mensch „schämt“ sich. Das Konzept der Scham lernt er von früh an durch einfache Beobachtung bei seinen Mitmenschen; Monkey see, monkey do. Das Individuum kann nur in Ausnahmefällen, fügt es sich nicht gesellschaftliche Schablonen, ein „ordentliches“ Leben führen, kann es kein „ordentliches“ Leben fühlen, ist es angehalten sich zu schämen. Es ist ein „Loser“, kein Gewinner.
Das System von Belohnung und Bestrafung, dass das menschliche Verhalten häufig so undurchschaubar erscheinen lässt, geht so weit, dass die Menschen sich durch sich selbst belohnen oder bestrafen; das Konzept des „Gewissens“. Begeht jemand einen Mord, kann er meist kaum noch „mit sich“ leben. Selbst der übelste Rowdy hat ein schlechtes Gewissen, schlägt er einen Wehrlosen. Dem Menschen scheinen bei Gewissensentscheidungen Teufelchen und Engelchen auf den Schultern zu sitzen; er weiß nicht, ob er das, was er selbst als „gut“ oder das, was er selbst als „schlecht“ empfindet, tun soll.
Eine weitere hochinteressante Funktion im menschlichen Kollektiv ist die Religion. Biologen bezeichnen sie als „evolutionären Vorteil“. Sie ermöglichen einer ganzen Gruppe starken Glauben an einen dedizierten Wertekodex zu entwickeln, wodurch sie stark zusammengeschweißt werden. Das Konzept der Religion ermöglicht erst das Konzept eines in sich geschlossenen Wertekodex und somit jeder Moral. Das Judentum hält sich seit Tausenden von Jahren als kleines, eigenständiges Unterkollektiv. Die Ägypter haben ihr Staatssystem und Schriftsystem durch das Prinzip der Religion bekommen.
Dabei lässt sich in den Werten ein klarer Verlauf, ein stetiger Kampf sehen. Offenheit und Freiheit für jeden gegen Totalitarismus, die Herrschaft weniger gegen die Herrschaft aller. Beide Systeme haben große Vorzüge für die Menschen, die in ihnen leben und beide Systeme haben ihre Daseinsberechtigung. Ein System, in dem wenige über alle herrschen kann sehr effektiv sein, gleichzeitig aber höchst fehleranfällig, wogegen ein System, in dem alle herrschen sehr langsam und schleppend vorangehen kann.
Es gibt stets dem Kollektiv dienliche und parasitäre Menschen. Konstruktives und destruktives Verhalten. Doch erst durch den parasitären kommt der konstruktive nicht zur Ruhe und versucht das Kollektiv stets besser und sinnvoller zu gestalten. Das Verhältnis von Konstruktivismus und Destruktivismus ist stets ein reziprokes, das eine kann ohne das andere gar nicht bestehen. Wenn es für die gesellschaftliche dienliche Menschen gibt dann auch für die Gesellschaft schädigende. Ohne Menschen, die das „schlechte“ im Wertekodex erfüllen gäbe es niemanden, der sich für das „Gute“ in der Welt stark macht.
So ist alles eins und nicht ist alles; gut ist schlecht und böse gut. Eklig ist köstlich und schwarz ist weiß.