Beiträge von Elogan

    09. Oktober – 19:54 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Präfekturpolizei Kochi


    Cale sah Solon und Lardo kurz nach, als sie den Raum verlassen hatten. Anscheinend war es diesen beiden Mensch vergönnt, viele Eindrücke an einem Tag zu verarbeiten. Nicht jeder würde sich nach einem solchen Abend sofort in die Recherche stürzen. Cale gönnte sich ein Lächeln, welches seine Lippen umspielte wie ein Blatt im Herbstlaub, welches von dem Wind wieder davongetragen wird. Das konnte er auch. Also ging er den beiden nach und holte sie schnell ein, da Lardo den kleinen Wirbelwind Solon zurückhielt und auf Cale zu warten schien. Sie standen vor einem großen Gebäude, bei dem man schon von weitem die schaufensterartigen Glasscheiben sah, die das Gebäude umschlossen und ihm Form gaben. Cale hatte einen nicht zu strengen Gesichtsausdruck, doch das Lächeln war wieder weg. Er schüttelte den Kopf.
    "Danke, das ihr auf mich gewartet habt. Hätte nicht sein müssen. Nur eine kleine Frage: Wieso wollen wir uns jetzt den Druck machen, direkt danach zu gucken? Lasst uns in einem Hotel in der Nähe ausruhen, ich glaube, wir sind alle sehr erschöpft und die Bibliothek schließt bald. Außerdem laufen uns die Bücher doch nicht weg! Ich bezahle das Hotel, in Ordnung?" Er lies sie nicht zu Wort kommen. "Nein, ich bitte euch nicht, ich lade euch ein. Ich habe genug Geld, damit wir alle in weichen Betten schlafen können. Na, wie wäre es, Solon? Und du Lardo-san? Entspann dich und Shia. Morgen stürzen wir uns in die Arbeit, doch lasst das Vergnügen jetzt mal vorrangig sein." Er bemerkte zu spät, das er erneut leicht lächelte, behielt es aber dann bei. "Kommt schon. Dann trainieren wir morgen auch. Dann geht es morgen direkt frisch ans Werk." Cale hoffte, Lardo-san und Solon nun endgültig auf seiner Seite zu haben, denn ihm war nicht danach, sich jetzt noch zu konzentrieren. Am nächsten Tag würden sie viel entspannter und vor allem präziser recherchieren können.

    09. Oktober – 19:54 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Präfekturpolizei Kochi


    Cale hatte das Gespräch schweigend verfolgt. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatten Solon und Lardo-san sich aus dem Raum bewegt, anscheinend ohne daran zu denken, Cale mitzunehmen. Cale war nicht verletzt, mitnichten! Doch er war gekränkt. Sie sollten ein Team sein, dennoch ließen sie ihn hier zurück, ohne zu fragen, ob er nicht mitkommen wolle. Doch diese Blöße, nun nachzufragen und denen hinterher zu dackeln, das kam nicht infrage! Doch was sollte Cale tun? Er wollte Informationen, deshalb war er hierher gekommen. Nicht um einem kleinem Solon Hilfe bei der Kontrolle von dem zu geben, was ihm sowieso untergeben sein sollte! Und auch nicht, um einem Lardo-san seinen Kamari zu zeigen! Am wenigsten aber war er hierher gekommen, um seine Vergangenheit offenzulegen! Was hatte ihn da nur geritten! Warum hatte er das mit sich machen lassen? 'Warum ich? Warum muss ich grade jetzt das erleben, was ich nie wollte? Jeden konnte ich austricksen, jeden besiegen. Doch nun....' Nun war er aus irgendeinem Grund in einem inneren Kampf. Normalerweise hatte sie ihm immer aus solchen Situationen geholfen. Doch mit seiner ermordeten Familie hatte er auch sie verlassen. Wie konnte er das nur tun. Das war das dü-
    Seine Gedanken wurden durch den Hauptkommissar unterbrochen. „Nachdem es heute bereits zu spät werden würde, schlage ich 10 Uhr am morgigen Tag vor. Wieder hier bei der Präfekturpolizei“ Er wandte sich direkt an Cale. „Und sie, Cale-san?“ "Ich denke, ich werde mitgehen. Jedoch...." Er erhob die Stimme, damit Solon und Lardo-san ihn hörten. "würde ich den Bedenken des Hauptkommissars Folge leisten. Wir sollten unbedingt erst einmal schlafen und alle Eindrücke verarbeiten. Niemand von uns wird sich völlig der Recherche widmen können, wenn wir die Ereignisse der letzten Minuten noch im Hinterkopf haben! Bekommen wir einen Schlafplatz gestellt oder müssen wir es selbst zu solch später Stunde organisieren?" Cale hatte den perfekten Weg gefunden. Sagte ihm jedenfalls Kamari. Er selbst zweifelte sehr daran. Wie würden sie auf das reagieren, was er gesagt hatte? Wenn Lardo-san anfangen würde, etwas dagegen zu sagen, dann würde Cale wohl nicht mehr gefasst reagieren. Doch er schätzte den jungen Herren mit den Katanas als intelligent genug ein, um sich doch umstimmen zu lassen.

    Cale sah den Hauptkommissar eindringlich an. Natürlich war es für ihn unvorstellbar, dass es Menschen oder menschenähnliche Wesen sein könnten, welche überirdische Kräfte besaßen, die hier normalen und unschuldigen Personen das Blut aus sogen. Wenn Cale vor dieser Situation nicht gedacht hatte, dass es noch weitere Splitter gab, musste die Szenerie, die sich hier abspielte, für den Kommissar ad absurdum geführt werden. Doch es gab nichts, womit er das Gegenteil und damit das für den Menschenverstand logische beweisen konnte, nein, es war so, dass jede Kleinigkeit noch heftiger darauf hinwies, dass es so war. In der Aussage des Hauptkommissars wurde Cale in seiner Überlegung bestätigt.
    "Ich muss gestehen, dass es mir nach wie vor schwer fällt, diese Tatsachen zu akzeptieren!"
    Der Kommissar hatte sichtlich einen Teil seiner kalten Beamtenmaskerade verloren, wirkte immer mehr wie ein Kind, welches nachfragte, wie man Schokolade herstellte. Doch Cale konnte ihn verstehen. Er bewunderte ihn sogar, was er aber nicht zeigte. Nicht viele würden jetzt noch so gefasst sein wie der Hauptkommissar und noch weniger würden noch logisch und rational an die Sache herangehen. Ein solcher Charakter musste bei der Polizei geehrt werden.
    Doch Cale begannen andere Dinge zu plagen. Solon. Würde er Ixie nicht unter Kontrolle bekommen, könnte das in Zukunft sehr schlimme Folgen haben. Es könnte nicht nur, es würde so sein. Auch aus Lardo-san wurde Cale nicht schlau. Er war sehr still, symbolisierte aber durch seine Körperhaltung und durch seine Art eigentlich einen Gutmenschen. Cale wusste nicht, wie er auf Lardo-sans Aussage reagieren sollte. Bisher hatte Cale sein Leben alleine durchschritten, seit die Menschen sich abgeschlachtet hatte, welchen er am meisten vertraute. Doch auf der anderen Seite hatte Cale in dieser ganzen Zeit den Drahtzieher des Mordes, des Gemetzels, in dem Hause seiner Eltern nicht gefunden. Vielleicht sollte Cale sich diesen Leuten anschließen. Oder würden sie nur ein Klotz am Bein sein? Cale rang innerlich mit sich, wusste nicht, was er machen sollte. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Familie war Cale verwirrt. Eigentlich wollte er doch nur Informationen, nicht die Ermittlungen selbst führen. Er wartete, wie die anderen reagieren würden und wägte ab, ob er sich diesen Leuten anschließen sollte. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass Cale sich fortan in einer Gruppe bewegen würde. Er erwiderte Lardo-sans Blick mit keinerlei Emotion in den Augen.

    Cale hörte der sarkastischen Bemerkung genauso gut zu, wie der nicht selbstverständlichen Erklärung der diversen Speisen. Er merkte, dass sich der Polizeihauptmann wohl sehr beherrschen musste, um nicht die Fassade des mächtigen Armes des Gesetzes fallen zu lassen. "Vielen Dank für ihre Erläuterung, ich kenne mich, wie sie sehen, nicht sehr in diesem Land aus, weder mit den Benimmregeln, nun gut, einige wenige kenne ich, ebenso viele wie ich Zutaten in diesen Gerichten benennen konnte. Nochmals vielen Dank für die Geduld mit Leuten wie uns in einer Situation wie dieser." Solon hatte versucht, ihm die Spieluhr wieder zu geben, doch Cale hatte mit einer beiläufigen Bewegung und den Worten "Lass es, du weißt, dass du jetzt etwas Sicherheit brauchst.", verdeutlicht, dass Solon sich nicht immer hinten anstellen soll. "In Bezug auf ihre erscheinenden Tiergefährten möchte ich sie meinerseits um Aufklärung bitten." Diese Aufklärung wollte Cale dem Hauptkommissar geben, indem er es ihm zeigte. Er lies Kamari zu dem Hauptkommissar gehen, bis Kamari nur noch einen Meter von jenem entfernt war. "Durch einfachste Befehle, welche bei jedem anders aussehen, ist es möglich, dass wir unsere Gefährten heraufbeschwören oder in die Talismanform zurückbringen können. Diese Möglichkeit ist nur gegeben, weil wir einen speziellen Pakt mit den jeweiligen Tieren eingegangen sind, wenn auch teilweise nicht gewollt." Cale schaute von Solon auf den Platz, auf dem Ixie saß und wandte sich dann wieder dem Hauptmann zu. "Dieses Bündnis muss nach einer bestimmten Zeit gestärkt werden, indem sich die menschliche Komponente, unser Solon zum Beispiel, gegen die tierische Komponente durchsetzt, ansonsten kann es dazu kommen, dass der Mensch sich nicht der Kraft des Gefährten bemächtigen kann, sondern das Tier sich dem Körper des Menschen bemächtigt. Das bringt dem Tier Freiheit, die es dann vollkommen unabhängig in der Welt wandeln lässt. Der Mensch ähnelt dem Tier immer mehr, sowohl äußerlich als auch vom Charakter. Haben sie noch Fragen, Herr Hauptmann?" Cale ließ etwas Sarkasmus mit in den letzten Satz schwingen, um das Bild von ihm bei dem Hauptmann wieder in das rechte Licht zu rücken.

    Cale sah Solon an. Er krümmte sich vor Schmerzen. Cale wusste was los ist. Ixie wollte den Bund mit Solon festigen. Vielleicht war es auch eine von den Situationen, von denen Cales Großvater berichtet hatte. Dieser sagte nämlich, er habe seinen besten Freund durch eine solche Bindung verloren. Cales Großvater kannte Hiro, so war der Name seines besten Freundes, schon seit sie fünf Jahre alt waren. Dann, als sie beide fünfzehn wurden, denn sie hatten am selben Tag Geburtstag, erschien bei Cales Großvater Kamari und bei Hiro Izariuo, so nannte er den Anglerfisch, welcher aus seinem Talisman entstand. Kurz darauf, so erzählte er, veränderte sich Hiro. Er wurde immer risikobereiter, wendete sich immer mehr von ihm ab und benahm sich immer merkwürdiger. Er wurde arrogant, grausam und hatte immer mehr Hass im Blick. Und immer wieder, wenn er dachte, dass niemand da war, wand er sich vor Schmerzen. Hiro war nicht die Person, die viel darauf machte, dass die beliebten Kinder etwas mit ihm zu tun haben wollten, doch nun schien er von ihnen abhängig, ja gar süchtig nach ihnen zu sein. Immer wieder, wenn er dann einen dieser beliebten Jungen alleine Abends nach Hause begleitete, schlug er ihm direkt vor der Haustüre die Nase ein, brach ihm alle Knochen und ging bei einem sogar weiter, was tödlich für jenen endete. Nach ungefähr drei Monaten sah er aus wie ein Genexperiment, halb Mensch, halb Anglerfisch. Kurz darauf, fünf Monate nach seinem fünfzehnten Geburtstag, verschwand er für immer. Cales Großvater hatte immer gehofft, dass er ihn im Meer in der Nähe von Aberdeen, dem Ort an dem Cales Familie schon seit Generationen lebte, wiedertreffen würde.
    Cale konnte nicht zulassen, dass so etwas mit Solon passiert. Er griff nach Solons Schulter, packte sie, sanft aber doch so bestimmt, dass er Solon aus den Gedanken holen konnte. Er wies Kamari, welcher sich nun Ixie bedrohlich genähert hatte, an, Ixie abzulenken und gegebenenfalls auch zu besänftigen, sollte das nötig und möglich sein. Cale hoffte, dass Solon noch genug bei Verstand war, um ihn zu verstehen. "Solon! Solon! Hörst du mich? Schick Ixie wieder in seinen Talisman! Sofort!" Dann wandte er sich, mit Solon unter dem Arm, dem Polizeihauptmann zu, welcher seit kurzem im Raum stand und sich anscheinend sehr für das Geschehen interessierte. "Oh, danke im Namen aller in diesem Raum für das wunderbare Essen. Können sie mir vielleicht sagen, was davon was ist? Ich kenne das nicht, ich komme aus Schottland." Er lies diesen Satz von einem Lächeln begleiten, mit welchem er eine Ansprache auf das vorhin Passierte verhindern wollte, damit sich Solon auf etwas anderes konzentrieren konnte, sobald er Ixie zurückgerufen hatte.

    Tag 29 - 16:13 Uhr - Gelände der Akademie

    Ptolemäus öffnete die Augen. Ein plötzlicher und fast unerträglicher Schmerz durchschoss seinen Kopf, genauer die Augen. Es fühlte sich so an wie damals.... Bevor er den Gedanken zu Ende führen konnte, kamen Sanitäter und wollten ihn auf eine Trage hieven. Dass sagten sie jedenfalls. Er schüttelte den Kopf, setzte sich, bis das leichte Schwindelgefühl weg war, zog sein schwarzes, zerknicktes T-Shirt aus und riss einen Ärmel ab. Er zerriss diesen Ärmel so, dass er sich daraus eine Augenbinde fertigen konnte. Diese schwarze Augenbinde band er sich nun um, stellte ich auf und setzte etwas ein, was er auf der Straße gelernt hatte: seinen geschärften Hörsinn. "Metro? Metro! Wer hat dir erlaubt, aufzustehen, wenn ich noch liege?", witzelte Ptolemäus in die Richtung, in welcher er Metro gesehen hatte, als er die Augen kurz geöffnet hatte. Er hörte eine Stimme, vom Boden her, welche winselte. "Metro? Ist das die Person, die uns geholfen hat?" Ptolemäus hatte es nicht verhindern können, egal, wie er es wollte. Niemand sollte seine Schmerzen teilen, geschweige denn, sie durch das eigene Heil austauschen! Er kniete sich zu der Person und tastete kurz vor sich, bis er die Hand der Person in den Griff bekam. "Danke, danke vielmals. Aber wiederhol das nur, wenn wir Tod sind, ja? Tut mir Leid wegen der Schmerzen...." Er stellte sich wieder auf. Seine Augen schmerzten dieses mal schlimmer als das letzte Mal. 'Argh! Ich muss mich die nächste Woche wohl auf meinen Hörsinn verlassen....' "Und wohl auf dich, Metro!" Ptolemäus grinste. Er konnte das verwirrte und überfragte Gesicht von Metro vor seinem geistigen Auge sehen. Nun lauschte er der Umgebung, um sich grob orientieren zu können.

    Als Lardo sich nach Cale's Geschichte zu seinem Bündel umdrehte, fragte sich Cale, ob er vielleicht etwas dort herausholen würde, was Cale Trost spenden sollte und er wollte schon etwas dagegen einwenden, als Lardo zwei Katanas hervorholte und jene an seiner Hüfte befestigte, so, dass er sie bequem greifen und aus der Scheide ziehe konnte, sie aber doch sehr fest saßen, so dass sich Cale hätte daran hängen können ohne dass die abgehen würden. Lardos Blick hatte sich geändert, nun sah es aus, als würde er Flammen statt Pupillen haben, so kampfbereit war er. Jedoch war in diesem Blick auch das unverkennbare Zeichen von Angst, welches Cale schon vor Jahren abgelegt hatte. Grade, als er ihn fragen wollte, ob er wirklich bereit wäre, dass zu tun, was seine Haltung verspricht, fiel ihm Solon ins unausgesprochene Wort.
    "D-... Das.. Das ist meine Spieluhr. Cale das ist sie! Du hast sie gefunden." Cale sah Solon direkt in die Augen. Eine solch aufrichtige Freude, hatte Cale schon lange nicht mehr gesehen. Es kam ihm so fremd vor, wie das Leben in seinem Elternhaus. Als Solon eine winzige Kurbel aus seinem Schuh holte, dem einzigen Ort, an dem er etwas wichtiges hätte verstecken können, und unter Freudentränen fragte, ob er es kurz versuchen dürfte, die Spieluhr damit zu öffnen, konnte Cale einfach nicht Nein sagen. "Nur zu. Du darfst die Spieluhr natürlich auch an dich nehmen, wenn du willst."

    Cale sah auf. Nun schaute er Solon direkt in die Augen. Der Smalltalk vorher hatte ihn nicht interessiert, jedoch empfand Cale die Frage, die Solon grade stellte, zu gleichen Teilen gut und zum anderen Teil unglaublich unter der Gürtellinie. Nicht, dass es etwas mit der Frage an sich zu tun hatte, sondern wie er sie stellte. "Wie sieht es mit dir aus Cale. Hast du hier Familie oder warum bist du hierher gekommen? Sind deine Eltern noch am Leben?" Er stellte die Frage unbewusst so, dass es herüberkam, als wäre in Cale's Leben nichts Schlimmes passiert. "Mein lieber Junge, glaub mir, ich habe viel durchgemacht." Als er das sagte, kam er sich vor wie sein Großvater, wenn er wieder eine seiner unglaublichen Geschichten auspackte. "Ich habe das Böse, über was wir bis eben noch gesprochen hatten, hautnah miterlebt. Als ich grade einen Tag lang vierzehn war, kam meine Mutter Abends von der Arbeit nach hause. Mein Vater war in unserem Keller, denn er hatte ein altes Forschungsprojekt wieder aufgearbeitet, welches er nie beendet hatte. Mein Vater, ein großer Forscher in so vielen Gebieten, und meine Mutter, die Leiterin der Weltmarke "Thomas Games", waren wie jeden Abend um Punkt acht Uhr daheim. Ich war oben, in meinem Zimmer. Neben mir, auf meinem Bett, mein Großvater. Er erzählte mir eine Geschichte und nannte die Hauptfigur mit seinem Namen und setzte immer ein "Splitter" davor. Ich dachte lange, dass diese Geschichten erfunden waren. Seit diesem Tag glaube ich ihm. Plötzlich hörten wir Krach aus dem Wohnzimmer, welches direkt unter meinem Zimmer lag. Wir gingen also die Treppe herunter und...." Er blickte grade aus, so als wäre er in Trance. "Wir sahen, wie meine Mutter und mein Vater jeweils ein Messer in der rechten Hand hielten. Meine Mutter verfluchte meinen Vater, sprach Worte aus, welche ich nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen auch nur aus ihrem Mund geahnt hätte. Mein Vater wich ihr hauptsächlich aus, war aber bewaffnet, falls sie auf mich losgehen wollte. Mein Großvater griff ein, als sie meinen Vater in eine Ecke gedrängt, entwaffnet und gedemütigt hatte und ihm den "Letzten heilenden Stoß" geben wollte, wie sie es sagte. Sie hob die Hände über den Kopf, den Griff des Küchenmessers so fest umschlossen, als wolle sie ihn zerdrücken. In diesem Moment griff Großvater ihre Handgelenke, presste sie mit einer solch enormen Kraft zusammen, dass das rechte Gelenk zerbars. Meine Mutter schien keine Schmerzen zu erleiden, aus welchem Grund auch immer, denn sie schnitt sich das Gelenk samt Hand ab und stieß den Griff des Messers in die Amputationswunde. Sie hatte das mit einer solchen Geschwindigkeit gemacht, dass mein Großvater sich nicht auf den tödlichen Schnitt, welcher seinen Kopf von den Schultern riss, vorbereiten konnte und sein Körper kurz vor seinem Kopf auf dem Boden aufkam. In diesem Augenblick stach mein Vater auf meine Mutter ein, um mehr Leid zu verhindern, schaffte es auch, jedoch durchtrennte sie mit letzter Kraft seinen Kehlkopf. Wie hypnotisiert hatte ich das mitverfolgt. Alle Geräusche sickerten nur träge in mein Bewusstsein, was wohl an dem immensen Schock lag. Ich hörte die letzten Worte meines Vaters, wie er mir zurief, dass ich in den Keller gehen sollte, als er schon mehrere Minuten tot war. Also ging ich seinem letzten Wunsch nach, ging in den Keller und fand etwas, wovon mein Vater vor diesem Tag immer sagte, dass es das werden würde, was er mir vermachen würde, wenn er stirbt. Das Geld sei zwar wichtig, doch wenn ich wirklich überleben wolle, könne nur das mir von Nutzen sein. Nachdem ich das also eingepackt hatte, ging ich noch ein letztes Mal in unser Wohnzimmer. Zum Andenken an meinen Großvater, nahm ich den Talisman, welcher an seinem Hals hing, welcher sich später als Kamari herausstellte. Für meine Mutter nahm ich die Klamotten mit, die sie und ich gekauft hatten. Spezielle Klamotten, die sozusagen mitwachsen, funktionell sind und trotzdem immer gepflegt aussehen. Das Erbe meines Vaters kann ich euch ja mal zeigen. Es ist in einem komischen Kasten, welchen ich bei einem Glücksspiel gewann. Mein Vater wurde damit nie fertig, also arbeite ich daran weiter." Cale hob seinen Seesack vom Boden auf, scheuchte Kamari auf seine Schulter und öffnete den Sack. Dann nahm er eine Schatulle hervor, welche relativ hoch und breit war, öffnete ein Fach, welches nur das untere viertel besetzte und öffnete es. Er nahm die Karten, die sich darin befanden, heraus und schloss das Fach wieder, wobei er die Schatulle um neunzig Grad drehte, was eine kleine, runde Einbuchtung offenbarte. Plötzlich fing Solon an zu weinen.

    Ich finde Yugioh an sich war und ist immer noch eine tolle Sache, ich spiele es auch heute noch. Zu den Folgen muss ich sagen, dass ich die Staffeln mit jeder Neuen weniger leiden konnte. Ich meine früher hatte man nur Effekmonster, normale Monster, was früher auch sehr ausgewogen war, Fusionsmonster, stark aber man brauchte halt auch die Polimerisation usw und dann waren da die Ritualmonster, die fast niemand spielte.
    Mittlerweile sieht es so aus: fast nur noch Effektmonster, mit richtig übertriebenen Effekten, welche aber nur was bringen, wenn du ein ganzes Set "gleichgesinnter" Karten hast, die auf die Effekte anschlagen, keine Allgemeinen Effekte oder nur kaum. Fusionsmonster wurden fast gänzlich ersetzt durch diese bescheuerten Synchronmonster, welche, meiner Meinung nach einfach nur overpowerte Fusionsmonster sind, normale Monster hingegen (Die wenigen, die aus Anstand doch mitgedruckt werden) blieben so wie sie waren, nämlich mit einer kleinen Geschichte, das war was was ich sehr mochte. Und zu guter Letzt auch die schwarzen XYZ Kreaturen, Fusionsmonster, bei denen die Karten nicht auf den Friedhof gelegt werden, sondern übereinander, was natürlich zu unglaublich absurd starken Effekten führt. So mein Eindruck bis hierher....

    09. Oktober – 19:41 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Präfekturpolizei Kochi


    Cale sah den Jungen entspannt an."Cale? Du weißt doch über uns Splitter Bescheid oder? Kannst du mir sagen, ob wir Menschen sind oder Monster?" Dieser Solon tat Cale nun wirklich leid, also wollte er versuchen, das sich der Junge besser fühlte und wandte einen Trick an, den er bei einem charmanten Betrüger gelernt hatte. "Solon. Wie fühlst du dich? Wie ein Mensch, oder?" Sehr zögernd und fast so, als glaubte er es nicht selbst, nickte er bestätigend. "Na also, dann bist du einer! So wie ich und dieser nette Herr hier zu meiner Linken. Wir sind Menschen, die einen, naja, ich will es mal Vertrag nennen, mit unseren Gefährten eingegangen sind. Dadurch sind uns Möglichkeiten gegeben und Wege geöffnet, das Böse der Welt aufzuhalten!" Als Solon ihn fragend anschaute, blickte er ihn fast väterlich an, so wie ein guter Vater sein Kind, nachdem es sich verletzt hat. "Du fragst dich sicherlich was das Böse ist?" Cale wandte sich zu dem jungen Mann, welcher sich nun als Lardo vorgestellt hatte. "Das kann uns wohl auch jener erklären, der das Thema anschnitt, oder Lardo-San?" Dieser Lardo zeigte sich doch sehr kooperativ, unter anderem als er seinen Falken, Shia wie er ihn vorstellte, beschwor. Der Maskenträger wurde Cale immer sympathischer.

    09. Oktober – 19:40 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Präfekturpolizei Kochi


    Cale, welcher bei den Worten des Hauptkommissars wieder aufgestanden war, weil ihm seine Frage nicht beantwortet wurde, blickte die beiden offensichtlichen Splitter an. "Nun gut, da ich keinen Name von ihnen mitbekommen habe, ebenso wie sie meinen nicht, würde ich mich -ehm, uns- gerne vorstellen: mein Name ist Cale und ", er holte den skorpionartigen Talisman heraus, welcher an den Verzierungen kurz schwarz aufleuchtete, um sich dann, umgeben von schwarzen Entladungen in voller Größe aufzurichten. "dieser Geselle nennt sich Kamari. Er begleitet mich schon seit langer Zeit. Nun würde ich doch gerne wissen, wie sie heißen." Er blickte die anderen beiden Splitter an. Als Kamari von seiner ausgestreckten Hand herunter glitt, ließ Cale die Hand auf die Schulter des zerschlissenen Jungen sinken. Er wollte dem Jungen zeigen, dass er keine Furcht vor ihm zu haben brauchte, denn er hatte sich sichtlich erschreckt gezeigt, als Cale ihn angesehen hatte. Den Seesack, welcher immer noch auf seiner Schulter lastete, setzte Cale nun ab. Er sah die beiden anderen Splitter an und wartete, was sie machen und sagen würden. Kamari stellte sich auf den festmontierten Tisch und stolzierte ein wenig zu provokant auf dem Tisch.

    09. Oktober – 19:35 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Präfekturpolizei Kochi


    "Nun gut." Cale kam der sehr höflich formulierten Einladung direkt nach, wenn er sich auch von dieser bestimmten Aufforderung so beeindruckt zeigte wie von der wilden, in den Raum geworfenen Anschuldigungen, welche eher zur Belastung des kümmerlichen Klägers führten, anstatt die erhoffte Wirkung zu entfalten. Argumente ohne Hand und Fuß, wilde Beschuldigungen und das verdreckt zerschlissene Outfit des Jungen würden bei den meisten Menschen wohl Mitleid auslösen. Cale sah ihn an und wollte ihm mit seinem Blick signalisieren, dass er ihn versteht. Auch sah er zu dem anderen, ein Gutmensch, welcher wohl nur indirekt etwas mit den Morden zu tun hatte.
    Die Polizisten, allen voran der Aussprecher der Einladung, wohl eine Art Hauptkommissar oder ähnliches, geleiteten sie durch einen Verbindungskorridor in einen Verhörraum. Als sie durch die Eisentür schritten, welche ein schmales Fenster umfasste, eröffnete sich der Blick auf einen karg eingerichteten Raum, nur mit Tisch, ein paar wenigen Stühlen und einem unglaublich breiten Spiegel an der Wand. Er blickte darauf. Er erkannte sein Spiegelbild, welches ebenso offensichtlich desinteressiert zurück starrten. Jedoch versuchte Cale nicht, zu überprüfen, ob sein Haar richtig saß. "Wieso stellt man einen Spiegel mit solchen Ausmaßen in einen..." Cale pausierte kurz, um die beste Bezeichnung für die unglaublich einladende Gestaltung des Raumes zu finden, fand aber keine bessere als "...Raum wie diesem? Das ergibt keinen Sinn! Was hat es damit auf sich?" Die Polizisten um den Hauptkommissar blickten einander an. Würden sie es ihm sagen? Oder würden sie etwas versuchen, um davon abzulenken? Cale wusste es nicht genau. Nachdem er seine Fragen losgeworden war, setzte er sich auf den nächstgelegenen Stuhl und wartete die Reaktion der Polizisten als auch die der beiden Streithähne ab.

    09. Oktober – 19:34 Uhr - Kōchi-shi - Marunouchi - Nahe der Präfekturpolizei Kochi


    Cale wunderte sich über die ungewöhnliche Geräuschkulisse, die sich ihm bot, als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, zur örtlichen Polizei zu gehen. Normalerweise erwartete man doch von einer Präfekturpolizei, wie sie diese hier war, die dazu noch knapp hinter dem einzigen Park war, den es in dieser Stadt gab, eine idyllische, ruhige und vor allem entspannte Atmosphäre. Der Park, den er grade durchschritten hatte, war wunderschön, die Bäume, die Gräser und verschiedensten Blumen, die Cale gesehen hatte, der Geruch verschiedenster Duftquellen, die sich auf den Park legten, so süß und bekannt, der Wind, der wehte, diese frische Brise, der Geschmack der frischen Luft, als Cale sie einatmete, das Zwitschern der Vögel, die nun flüchteten und das Mädchen, dass er gesehen hatte, welches seinen Laptop, der vorher auf ihrem Schoß ruhte, im letzten Moment zugreifen bekommen hatte, als sie die geschriene Beschuldigung vernahm, was sie so erschreckte, dass sie aufgesprungen war.
    "Er will nichts Gutes von ihnen! Er arbeitet mit der Mörderin zusammen!", so der für einen Schrei doch relativ leise Ausruf des schmächtigen, in zerschlissenen Klamotten gekleidetem Jungen, der vielleicht vierzehn, maximal fünfzehn Lebensjahre auf dem Buckel hatte. Damit meinte er wohl die andere Person, ein junger Mann, um die zwanzig herum, mit einem Hut oder einer nach oben gezogenen Maske. Der war mit dem Rücken zu Cale, im Gegensatz zu diesem Dreikäsehoch, welchem das Entsetzten in das verdreckte Gesicht geschrieben war. Mit dem Zeigefinger und fast schon beängstigend weit aufgerissenen Augen fixierte er den großen Fremden. So, wie er wohl von der Schuld dieses jungen Mannes überzeugt war, wollte er es mit dieser Haltung sowohl den Polizisten als auch Blinden, die zufällig in der Nähe waren, glaubhaft machen, ohne zu merken, dass der Beschuldigte die Beschuldigungen von sich wies.
    Da sah Cale an der linken Hand des Dreikäsehochs, einen Talisman, der einen Waran darstellte. 'Ist das möglich? Kann das möglich sein? Kamari, ist das....? Das kann nicht sein! Gibt es mehr solcher Talismane, denen eine ähnliche Kraft innewohnt wie dir, Kamari?' Der große Beschuldigte griff in seine Tasche. 'Eine Waffe? Nein, das wäre zu auffällig und zu riskant. Außerdem ist er direkt an der Polizei, unterhält sich sogar mit einem! Das ist also auszuschließen.... Aber.... Das glaube ich nicht! Einen solch großen Zufall gibt es nicht!' In dem Wirrwarr seiner Gedanken hatte er sich unbemerkt der Szenerie genähert. Bis auf einen Polizisten, derjenige, der ihn nun mit seinem Blick fixierte, hatte wohl kein anderer gemerkt, dass sich Cale durch die Tür in die Eingangshalle der Präfekturpolizei Zugang zur Szenerie verschafft hatte. 'Sehen wir, was passiert.'

    09. Oktober – 19:34 Uhr - Kōchi


    Cale war empört. Diese Personen würden ihm nichts sagen, auch wenn sie etwas wüssten. Also überlegte er. Wo könnte er hin, um Informationen zu erhalten? Zur Polizei? Mitnichten, die würden ihm nur dass weismachen, was er durch die Fernsehberichte ohnehin schon in Erfahrung gebracht hatte. Was konnte er also machen? Sein Magen rebellierte. '5000 Yen sind eindeutig zu wenig, wenn ich ausreichend essen will und dann noch vorhabe, angenehm zu schlafen. Vielleicht sollte ich jemanden suchen, der meine Interesse teilt, oder was denkst du, Kamari? Sollen wir ein paar Amateure, die armen Bürgern Geld abknöpfen, belehren? Suchen wir Glücksspieler!' Nach einer kurzen Zeit wand er den Kopf nach rechts, wo er eine düstere Gasse erblickte. Unauffällig bog er ein. Dort stand eine Gruppe aus sechs Personen, wie es oft für Hütchenspieler üblich war. Einer davon war natürlich das Opfer. Die restlichen fünf teilten sich verschiedene Aufgaben und, das aber erst wenn das Opfer weg war oder sie aufflogen, auch das Geld.


    Da es ein illegales Glücksspiel war, brauchten sie einen Wächter oder Wachmann.
    Ein solcher muss nach der Polizei oder neuen Opfern suchen. Trotz seiner, im Vergleich zur Gruppe, relativ bulligen Gestalt war er ein sehr charismatischer Mensch, einer, wie man sich ihn als Nachbarn wünscht. Wenn er nicht so verdorben wäre. Aber so war die gesamte Truppe.
    Dann gab es da auch den Gewinner.
    Unauffällig, aber er zeigt dem Opfer, dass das Spiel einfach zu gewinnen ist. Er setzt viel, und gewinnt das Vielfache, immer und immer wieder, bis er nach fünf Runden, wie es hier der Fall war, den Nächsten der Gruppe mal probieren ließ.
    Den Verlierer.
    Er war der wohl beste Schauspieler der Gruppe, er musste jede erdenkliche Emotion sofort spielen können, je nach dem, wie man das Opfer einschätzte. Er war für das Selbstbewusstsein und die damit verbundene Überheblichkeit des Opfers zuständig. Indem er immer das offensichtlich Falsche tippte, was das Opfer natürlich immer richtig vorhergesagt hatte und oft auch seinen Rat ausschlug, um dann zu sagen, dass er doch besser sei und es doch versuchen sollte.
    Der Trickser oder Hütchendreher, wie Cale ihn nannte, war neben der Schauspielerei, die er beherrschte auch oft ein überragender Handwerker, meistens gescheiterter Uhrmacher oder ähnliches. Er konnte die Kugel, die unter den Hütchen war, ohne Probleme in seinem Ärmel verschwinden lassen, sodass selbst geübte Augen Schwierigkeiten hatten, diesen Punkt zu sehen oder mit dem Wissen irgendetwas anzufangen.
    Dann war da natürlich auch der Boss.
    Dieser war öfter weiblich und, neben bei bemerkt, verdammt hübsch in diesem Fall, animierte das Opfer zusätzlich, organisierte die Prozedur, erhielt das Geld nach jeder Runde unauffällig und konnte damit auch am besten fliehen, da sie meist die Stadt am besten kannte. Falls alles glatt lief, bekam sie eine Hälfte des Erlöses und der Rest der Gruppe musste sich die andere Hälfte teilen. Dafür hatte der Boss Kontakte, welche sie und ihre Jungs aus jedem Gerichtsverfahren raus boxten.


    Das ganze lief schnell ab, da das Opfer, ein untersetzter Mann mit leicht grauem Haar, das sich im Ansatz schon lichtete, sofort fast alles setzte und dann betrübt und gebrochen das Feld verließ. Er war einer von denen, die immer wieder kamen, eine sichere Quelle für die Glücksspieler.
    Ohne groß zu überlegen, ging Cale stracks auf sie zu und bat sie um ein Spiel, das fair ablaufen sollte, da er etwas hatte, was sie nicht hatten. Erfahrung. Sie lachten ihn aus, versuchten ihr Spiel. Bevor sie damit begannen, setzte er alle 5000 Yen die er hatte. Sie versprachen ihm das fünffache, und legten ihm 25000 Yen auf den Tisch. Es ging ganz schnell, denn der Hütchendreher war entschlossen, Cale das Geld abzunehmen. Dabei machte er einen Fehler, für den er aber nichts konnte. Er vergaß, die Kugel in den Ärmel zu stoßen. Jeder Laie bis Hobbyspieler wäre vollkommen durcheinander, Cale starrte auf die extrem schnell rotierenden Schalen, von denen eine die Kugel beinhielten. Ohne Probleme konnte er sagen, dass die Kugel in der von ihm aus rechts stehenden Schale lag, und nahm das Geld an sich. Verdutzt schlugen sie nicht auf ihn ein, wie er erwartet hatte, sondern auf den Dreher, welcher ihr gesamtes Geld des heutigen Tages verloren hatte. Cale machte sich aus dem Staub, ließ Kamari aber unauffällig noch einen kleinen Lederbeutel mitgehen, welcher ein paar Edelsteine in sich verbarg, wie Cale kurz darauf heraus fand.

    09. Oktober – 19:25 Uhr - Kōchi - Zentrum


    Cale sah sich um. Diese drückende Stimmung, gemischt mit einer fast schon verachtenden Haltung ihm gegenüber und die vielen Leute, die einen großen Bogen um ihn machten, kam ihm sehr falsch vor. Niemand dieser Leute würde sich auf ein Gespräch einlassen. 'Es sei denn...' Es ging sehr schnell. Eine Frau kreischte. Leute flüchteten panisch. Der dreißig Zentimeter lange, mit einem gefährlich aussehendem Stachel, welcher auch sehr gefährlich war, ausgerüstete und doch faszinierende Skorpion saß zu angriffslustig auf der Frau, um sich ihm zu nähern. Auch die gestandenen Männer Kōchi's trauten sich nicht näher als fünf Meter an Kamari, oder Monster, wie sie ihn nannten. Cale ging langsam auf sie zu. "Keine Angst, der tut nichts. Ich kenne mich mit solchen Tieren aus. Der fügt ihnen nur Schaden zu, wenn sie sich in eine Schnecke verwandeln. Das werden sie doch nicht tun, oder?" Er lächelte, nahm Kamari an sich und half der Frau aufzustehen. "Darf ich sie etwas fragen? Jetzt, wo ich ihnen Leben gerettet habe", scherzte er mit einem warmen Lächeln im Gesicht, "Helfen sie mir, weitere zu retten. Wissen sie etwas über die Morde, oder können sie mir irgendwas sagen, was ihnen auffiel, womit mir helfen könnte?"

    Tag 29 - 16:07 Uhr - Gelände der Akademie – Simulationskuppel


    Ptolemäus fühlte sich nach wenigen Momenten wie auf See. Diese Eindrücke waren ungewohnt stark. Jeder, der sie so sah, würde denken, sie wären verrückt, mitten auf einem Schlachtfeld so zu tun, als wären sie auf dem Ozean. Doch Ptolemäus wusste, was Metro damit bezwecken wollte. Jedenfalls unterbewusst. Bewusst wusste er nur, dass er und Metro gerade hundertprozentig synchron waren. Er hatte schon lange die Augen geschlossen, wusste aber, dass Metro und er sich gegenüberstanden wie einer einem Spiegel. Er wusste, was er tat, beachtete sein Tun aber nicht. Er ließ sich einfach von den Wellen, die er mit Metro erschaffen hatte, mitreißen in der Bewegung. Um ihn herum schwappte eine riesige Welle, die alles mitnahm, was sie zu fassen bekam. Ptolemäus öffnete die Augen. Er und Metro schicken die Welle von einer Seite zur anderen. Sie schafften es mit Leichtigkeit, die Welle so "einzustellen", dass sie die Mitstreiter nicht mitnahm. Für diese war es eine einfache Illusion. Doch die Gegner, in einem riesigen Umkreis, wurden mitgerissen, weggespült, flossen fort und hatten keine Chance, der riesigen und schnellen Welle auszuweichen. Auch die Bomben, Schusswaffen, nichts konnte den Schülern durch diesen Tsunami etwas anhaben. Ptolemäus und Metro, die mittlerweile Rücken an Rücken standen, hatten einen harten Schlag ausgeteilt. Nun merkten sie, als die Welle das letzte mal brach, wie viel Kraft sie das gekostet hatte. Von dem Wasser, dass so schnell verschwand wie Ptolemäus und Metro es erschaffen hatten, blieb nichts mehr übrig. Ptolemäus sah kurz schwarz. Er knickte ein. "Metro!" Mehr konnte er nicht herausbringen. Jeder Muskel. Alles. Es schmerzte höllisch. Er brach zusammen. Nicht aus Bewusstlosigkeit. Aus Erschöpfung. Erschöpfung und Freude. Metro fiel einen Bruchteil einer Sekunde später als er. Sie sahen sich ins Gesicht. Mit der letzten Kraft lächelten beide aus vollem Herzen. "Ganz ohne Computer, Metro!" Lachen und schmerzvolles Aufschreien wechselten sich bei beiden ab, bis Ptolemäus sah, wie Metro bewusstlos wurde. 'Also hatte ich doch länger.... Durcc...' Um ihn herum wurde es schwarz.

    Anfang Oktober - Kōchi-shi - Hauptbahnhof


    Cale kam gerade in Kochi an. Er hatte im Zug einen Mann beim Baccara besiegt, welcher ihm das letzte Geld abknöpfen wollte. Nun, mit 5000 Yen statt der zu Beginn der Zugfahrt 50 Yen stieg er aus dem Zug aus. Er war hier nach Kochi gekommen, weil er mal andere Glücksspiele versuchen wollte. Während er eine Münze wieder und wieder in die Luft schnippte, spürte er den Talisman in seiner linken Jackettasche. Kamari, sein Skorpiontalisman, der mehr war, als sich diese Leute hier vorstellen konnten.
    'Kamari, wo wollen wir denn mal hin? Uns die Stadt ein wenig ansehen? Gute Idee!' Also nahm er seinen Seesack, in dem einige Klamotten waren und ein größeres Metalletui, in welchem er das letzte Forschungsprojekt seines Vaters verstaut hatte und wand sich zum Ausgang. Dieser hässliche Bahnhof, in dem er stand, wurde nur von der Stimmung untergraben, die hier und wohl auch in der gesamten Stadt war. Cale hatte von einer Mordserie gehört, hatte aber sonst nichts herausgefunden. Vielleicht würden Personen in der Stadt sein, die ihm die nötigen Informationen gaben. Jetzt wollte er aber erst einmal die Stadt sehen, also machte er sich auf den Weg.

    Gruppe: Splitter


    Vorname: Cale


    Name: Thomas


    Alter: unbekannt, sieht aus wie ca. 16.


    Größe: 1,86 m.


    Gewicht: 75 kg.


    Fähigkeiten: Er hat ein Kartenset, welches von seinem Vater so modifiziert wurde, dass er Tiere, Gegenstände und vieles mehr aus der realen Welt in die Zone mitbringen kann, um sie auch dort einzusetzen und sie auch mit seinem Talisman zu verbinden. Noch sind die Karten nicht ausgereift, jedoch arbeitet Cale an ihnen. Er besitzt zur Selbstverteidigung einen Dolch.


    Aussehen/Kleidung: Er trägt generell schwarz, ein schwarzer Mantel, einen schwarzen Hut, den er sich oft soweit ins Gesicht zieht, dass man seine Augen nicht mehr erkennt, eine schwarze Hose und Schuhe, die er speziell hat anfertigen lassen. Diese wiegen fast nichts, lassen ihn aus dem Stand 1,5 m hoch springen und geben unglaublich guten Halt beim Klettern, während sie immer gut aussehen.


    Geschichte: Er ist ein Splitter, der in einem reichen Haushalt aufwuchs. Seine Eltern sind reich geworden, indem seine Mutter ein Spielzuggeschäft eröffnete, dass nach kurzer Zeit zu einem fast monopolistischen Geschäft aufstieg. Dazu kamen die Errungenschaften seines Vaters, welcher der wohl beste Forscher in unglaublich vielen Bereichen war. Das technische Geschick seines Vaters, die Verspieltheit seiner Mutter und die Kreativität beider vereinen sich in Cale. Nachdem Cale's Eltern herausfanden, dass Cale auch ein Splitter war wie sein Großvater, arbeitete Cale's Vater, Jeffrey Thomas an einem altem Projekt weiter, dass er lange Zeit vernachlässigt hatte. Dadurch, dass die Tradition des "Splittern" in der Familie immer eine Generation übersprang, war Mr. Thomas kein Splitter, was ihm im Alltag half, mehr Zeit in seine Arbeit zu investieren. Als Großvater Thomas ihm erklärte, was Splitter waren und was sie taten, ihm jede Kleinigkeit erzählte, die er wusste, setzte sich Mr. Thomas an das Projekt "Weltenaustausch". Damit verfolgte er ein bestimmtes Ziel, welches er Cale sagte, als dieser mitansah, wie seine Eltern und sein Großvater sich gegenseitig abschlachteten, weil Mrs. Thomas zu einer Marionette gemacht wurde. Am Tag darauf verließ er sein Heim, nahm den Talisman, der an dem Hals seines Großvaters hing, ein Kartenset, an dem sein Vater arbeitet, da er wusste, es war das letzte Projekt seines Vaters. Als das passierte war er 14. Das Jahr darauf verbrachte er damit, sich mit Glücksspielen durch zu kämpfen, da er nicht an das Vermögen seiner Familie zugreifen konnte. An seinem 15. Geburtstag war sein Talisman plötzlich verschwunden. Als er sich umsah, fand er Kamari, wie sich der, komischer weiße telepathisch begabte, Skorpion vorstellte, der exakt so aussah wie der Talisman, den Cale suchte. Da er von seinem Großvater wusste, dass sich der Talisman eigentlich nicht übertragen ließ, wunderte er sich natürlich. Doch der Kamari erklärte es ihm und so waren sie also Verbündete.


    Charakter: Er hat einen sehr komischen Charakter. Mal ist er sehr kindisch, dann wird er Todernst. Hauptsächlich war jedoch fröhlich und gutgelaunt. Auch mag er ironische Vergleiche und generell Ironie.


    Talisman: Aussehen siehe Bild unten, der Skorpion hört auf den Namen Kamari.


    Stärken: Kontaktfreudig, seine wissenschaftlichen Fähigkeiten, sein Optimismus.


    Schwächen: Schokolade, Glücksspiele (besonders Hütchenspiele) und seine gewöhnungsbedürftige Art.


    Tag 29 - 16:05 Uhr - Gelände der Akademie - Simulationskuppel


    Ptolemäus folgte ohne zu zögern der Anweisung von Metro. Während er die komplette Gruppe unsichtbar machte, immer Metro im Blick, damit jedes Anzeichen einer Überbelastung sofort erkannt wurde, rief er der Gruppe zu, dass das wohl keine Menschen waren und wohl auch die Unsichtbarkeit kaum bis keine Wirkung haben würde. Er musste ungewohnt laut rufen, um die Geräusche der Schlacht zu übertönen. Die Schüsse, die von allen Richtungen des Himmels kamen, die Schreie, teils freudig, größtenteils aber eher schmerzhafter Natur, und die Tatsache, das er diesmal auf eine Gruppe angewiesen war, ließen ihn zweifeln, ob er denn jemals in einer echten Schlacht wie dieser überleben würde. Er schüttelte den Kopf. 'So etwas darfst du nicht denken! Solche Gedanken sind Gift in einer wahren Schlacht und können den Tod bedeuten!'
    Er wollte etwas versuchen. 'Wenn die Gegner uns so noch lokalisieren können, ist das ein Problem.... Aber wenn nicht....' Er schrie aus vollem Halse, dass sich jeder ducken sollte, der noch etwas sehen wollte, wartete kurz, bis sich die Personen in einem Radius von circa 6 Metern duckten und ließ dann auf Augenhöhe dieser Wesen eine schwarze Welle los, die zwar keinen Schaden anrichtete, sich aber bei einer Berührung an das Gesicht des getroffenen heftete. Er hatte die Illusion so eindrücklich gemacht, wie er im Moment konnte, hauptsächlich eingeschränkt durch die Chamäleon - Illusion, wie er es nannte, wenn er etwas unsichtbar machte. Die Illusion, schwärzer als die Nacht, ließ durch die kräftige Visualisierung kein bisschen Licht durch, weder sichtbares, noch für Menschen unsichtbares wie Infrarotlicht. Durch die hohe Gegner Anzahl, die er getroffen hatte, war es dementsprechend schwierig, sich auf die verschiedenen, aber gleichzeitig aufrecht zu erhaltenden Illusionen zu konzentrieren. 'Wenigstens muss ich nicht auf meinen Schutz achten' Da stand er, mitten in der Mitte von kämpfenden und bewaffneten Mitstreitern, eine Hand erhoben und mit der Handfläche gen Boden gestreckt, als Geste für die Chamäleon - Illusion und eine vor der Brust ausgestreckt, um die Illusion aufrecht zu erhalten, die den Gegnern hoffentlich den Blick auf die Gruppe verwehrte. Die Gesten waren fester Bestandteil von Ptolemäus Illusionen, da sie ihm halfen, die Illusion in die richtige Form zu bringen, aber auch, weil er sich so Tausende und Abertausende von verschiedenen Illusionen sofort in den Kopf rufen konnte. Jetzt, Sekunden nach der zweiten Illusion, musste er warten, ob es Wirkung zeigte.
    "Mehr kann ich leider nicht machen, es tut mir Leid.", rief er zwar laut, aber in der Hoffnung, dass es entweder niemand hörte oder es den Leuten egal war.