Beiträge von Ryoki

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:59 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude

    "Auch wenn er Verstöße gegen die Schulregeln verfolgt, muss es doch auch andere Möglichkeiten geben." Und wieder breitete sich das schlechte Gewissen in ihr aus. Insbesondere da die Atmosphäre immer unangenehmer wurde. Die Differenzen zwischen den Leuten, also im Grunde zwischen Ibuki und dem Rest, wurden wieder deutlich. In der Beziehung kannte sie sich aus...
    Wenn das so weiterging, würde sie definitiv irgendwann nachgeben und allen Anwesenden, inklusive Ibuki, alles von der Tauschaktion verraten. Einfach weil sie nicht wusste, wie sie sonst mit der Situation umgehen sollte. Deswegen suchte sie nach einem Weg, wie das umgehen konnte und den Leuten gleichzeitig etwas zu tun geben konnte. Und tatsächlich fand sie etwas, als sie die Informationen des komischen Jungens noch einmal im Kopf durch ging.


    "Wenn uns nichts einfällt, sollten wir vielleicht auf diesen Schatten hören. Er meinte, dass es im Büro des Rektors einen 'Mission Manager' geben solle. Was auch immer das ist... Aber vielleicht hilft es uns weiter."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:59 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    So seltsam es sich anhörte, aber Yukiko konnte Ibukis Reaktion nachvollziehen. Sie hatte sich schon gedacht, dass Ibuki einiges durchlebt hat und einiges getan hat, was besser nicht an die Öffentlichkeit drang. Sie selbst plagte das Gewissen viele schlimme Dinge verhindert haben zu können, es aber nie getan zu haben. Im Grunde wollte sie sich dafür bei den Leuten entschuldigen, doch war das nicht mehr möglich. Das war wohl der einzige Wunsch, dem sie sich auf Anhieb bewusst war. Damit war es sehr wahrscheinlich, dass sie sich mit dem Gedanken anfreunden musste, lange in dieser Welt der Toten zu leben. Und dementsprechend ein Schlupfloch im System zu finden. Beziehungsweise mithilfe von Rika und ihrer Fähigkeit ihre aktuelle Idee mit den Tauschgeschäften weiter auszubauen und eine Rolle zu finden, in der sie nützlich sein konnte, um alles am Laufen zu halten.
    War das vielleicht auch etwas, das zu ihren Wünschen gehörte? Nicht mehr nur das kleine, hübsche, aber anhängliche und nutzlose Ding zu sein, das immer an andere halten muss, um die einfachsten Dinge zu bewerkstelligen.


    Die Gedanken zusammen mit der aggressiven Stimmung, die von Ibuki verbreitet wurde, deprimierten sie. Wie sollte sie sich ändern, wenn sie ständig befürchtete wegen einer falschen Bemerkung oder auch nur dem kleinsten Konflikt ein Messer in den Rücken gestoßen zu bekommen. Rika konnte sie nicht immer im Auge behalten und selbst dann... Wenn es hart auf hart kommen würde, traute sie Ibuki so einiges zu. Das hieß, das erste, was sie sich wünschte an ihr zu ändern, war ihre Hilflosigkeit. Verstohlen wanderte ihr Blick zu Kenichis Leiche. Sie hoffte, dass er ihr vielleicht dabei helfen könnte. Außer natürlich er würde sie nach seinem Erwachen hassen. Immerhin war sie dafür verantwortlich, dass er überhaupt erst in diese Situation gekommen ist... Es war möglich, dass er sich bewusst der Friedlichkeit des Systems hingegeben hatte. Wenn sie ihn jetzt aus dem Schlummer des Vergessens gerissen hatte, hatte er allen Grund sie zu hassen. Um zu erfahren, ob das auch wirklich der Fall war, würde sie allerdings noch warten müssen. Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Fürs erste konnte sie nichts anderes tun, als zu warten. Insbesondere da sie sich in der aktuellen Diskussion zwischen Rika und Ibuki nicht zwischenschalten wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie damit nur unnötig Öl in noch kontrollierbares Feuer gießen würde.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:58 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    Als Hayato den Kommentar über die Waffe fallen ließ, lief es ihr kalt den Rücken herunter. Yukiko betrachtete die steigende Anzahl von Waffen mit großer Sorge. Menschen wurden durch ihr bloße Existenz dazu verleitet sie zu benutzen. Auch dann, wenn es eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre.


    "Und? Hat der Widerstand damals versagt?", fragte Ibuki und machte damit klar, dass sie kein Wort verstanden hatte, was er gerade gesagt hatte. Sie überlegte einen Moment ihr einen fiesen Kommentar vorzulegen bevor sie es ihr erklärte, aber sie entschied sich dagegen, da es sie im Moment nicht weiterbrachte.
    "Wenn ich es richtig verstanden habe, haben sich die Leute des Widerstands ihre Wünsche erfüllen können und sind deswegen verschwunden. Er hat es als ihren 'Weg nach draußen' beschrieben..."
    Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu:
    "Also ja, sie haben einen Weg aus dieser Welt gefunden... Den Schöpfer dieser Welt dagegen haben sie nicht besiegen können. Sonst wären wir schließlich nicht hier."


    Dann überflog sie in Gedanken die Situation mit den Informationen, die der seltsame Schatten ihnen hinterlassen hatte. Wenn es das Ziel dieser Welt war die Wünsche der Schüler zu erfüllen, dann hieß es für sie, dass sie noch lange hier bleiben würde. Aus dem einfachen Grund, dass sie nicht sagen konnte, was sie sich überhaupt wünschte. Während ihrer Lebzeiten hatte sie im Drogenwahn keinen anderen Wunsch gehabt als ihre Sucht zu befriedigen. Und dafür musste sie tun und sein, was ihr Vater sich wünschte. In ihrem Delirium war sie glücklich gewesen. Zumindest hatte sie das geglaubt.
    Aber jetzt? Sie konnte endlich frei denken und wusste nicht worüber. Und das machte ihr Angst.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:58 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    Als Yukiko das seltsame Flimmern der Luft hinter ihm bemerkte, drängte sich ihr die Vermutung auf, dass er sehr bald in dieser auflösen würde. Nicht das sie darauf hätte reagieren können. Sie war noch zu sehr verblüfft von dieser tanzenden Gestalt und wie sie weder aus dieser noch aus der anderen Welt zu kommen schien. Deswegen brauchte sie ein paar Momente bis sie alles gesagt auch tatsächlich verstanden hatte. Aus ihrem Gesicht wich die Farbe als sie schluckend fragte:
    "Wenn es vorher bereits einmal einen Widerstand gegeben hat... Wo ist er jetzt? Oder... Hat der Schöpfer gewonnen?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:57 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    Yukiko war sich sicher, dass diese Person zu jenen gehörte, vor denen ihre Kindermädchen und ihr Vater sie immer gewarnt hatten. Er hatte definitiv einen an der Klatsche. Seiner Reaktion zu urteilen war er zwar nicht gefährlich, aber sie wollte es nicht herausfordern. Deswegen hatte sie sich auch unbewusst hinter Rikas Rücken geschlichen, nachdem er ihr einmal zu nahe gekommen war und lugte seitlich hinter ihr hervor.


    Dann sah sie Ibukis verwirrten Blick. Langsam dämmerte es ihr, dass sie wohl kein Englisch verstand. Aber das war nicht das größte Problem. Daher wandte sie sich an ihn und fragte kleinlaut hinter Rikas Rücken:
    "Rebellen gegen Gott? Was meinst du damit? Was ist die Shinda Sekai Sensen?"

    Shinda Sekai Sensen heißt wörtlich übersetzt "Gestorbene Welt Frontlinie", ich würd aber sagen, dass wir "Front der gestorbenen Welt" oder so benutzen. Hört sich im Deutschen so viel besser an. :P
    Natürlich nur wenn ihr eher die Übersetzung als den japanischen Ausdruck benutzen wollt.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:57 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    Yukiko war am überlegen ob sie Yoshio noch deutlicher das größte Problem darlegen sollte. Sie vertrauten einander nicht. Besonders Ibuki und Yoshio selbst waren da die Problemfälle. Doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Als sie Yoshio einen Blick zuwarf und gerade anfangen wollte zu erklären, breitete sich ein schwarzer Schatten von oben über ihn aus. Überrascht weiteten sich ihre Augen, doch ehe sie erkennen konnte, was es war, hatte es bereits gekracht, als die dunkle Masse auf Yoshio herunter fiel und ihn unter sich begrub. Yukiko reagierte darauf mit einem erschrockenen Schrei, sprang von ihrem Stuhl auf und starrte das Knäuel auf dem Boden an. Erst als es sich bewegte und sich langsam etwas in äußerst seltsamer Art und Weise erhob, registrierte sie, dass es sich um einen Mensch handelte, der einfach so über Yoshio aufgetaucht war. Wahrscheinlich ist der arme Kerl durch den Aufprall ausgeknockt worden. Doch war das im Moment nicht ihre Hauptsorge.
    Der Typ verwirrte sie. War er auch neu hier?
    Aber warum tauchte er dann mitten in einem der Gebäude auf und nicht vor dem Schulgebäude, wie sie und die anderen?
    Irgendwas stimmte hier nicht.
    Er verhielt sich nicht ansatzweise wie jemand, der gerade eben in einer fremden Welt aufgewacht war. Er sah nicht fragend umher, war nicht in Panik und wunderte sich nicht mal darüber, dass er sich gerade mitten in der Luft materialisiert hatte. Und dann entdeckte sie das Shinda Sekai Sensen Abzeichen. Definitiv war er ein Teil dieser Welt. Deswegen bewegte sie sich instinktiv in Rikas Richtung, während sie kleinlaut fragte:
    "Wer bist und was willst du hier?"

    März bei mir auch nur unter Vorbehalt, da ich eine Prüfung noch vor mir habe, deren Termin ich noch nicht weiß. April sollte, so wie ich das jetzt beurteilen kann, klappen.

    Auch von mir ein herzliches Willkommen.
    Normalerweise bin ich meist nicht in diesen Ecken des Forums unterwegs, sondern eher im Chat oder in der RPG Ecke. Allerdings muss ich gerade den Klugscheißermodus anschalten. Ich hoffe du verzeihst mir. ^^


    Es ist schon richtig, dass "aida" (間 oder あいだ) im Japanischen Abstand/Distanz heißen kann, allerdings kenne ich es voranging als "zwischen" und/oder "während". Im Japanischen ist es also durchaus ein gängiges Wort, nur nicht als Name (das kann ich nicht wirklich beurteilen, denke aber nicht).
    /end klugscheißmodus


    In dem Sinne viel Spaß hier im AFB. :)

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:57 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    Wahrscheinlich geschah es unabsichtlich, aber Yoshio stellte Yukikos Geduld auf eine harte Probe. Zuerst hatte sie sich gewundert, dass er sie direkt ansprach, als wäre nichts gewesen. Insbesondere da sie das Gefühl hatte, dass er weiterhin darauf bestand, dass sie etwas zu verbergen hatte, auch wenn er es nicht direkt gesagt hatte. Und das machte sie nervös und vorsichtig. Sie hatte keine Ahnung inwieweit sie ihm vertrauen konnte. Dann folgte dem eine Entschuldigung, bei der sie nur überrascht blinzeln konnte. Sie hatte gedacht, wenn eine Entschuldigung käme, würde er sie als erstes äußern und nicht erst nachdem er ihr den Eindruck vermittelt hatte über ihr Vorhaben und ihre Geheimhalterei Bescheid zu wissen.
    Die Entschuldigung an sich war zwar äußerst willkommen, aber trotzdem konnte sie sich nicht dazu bringen von dem ersten, negativen Eindruck abzulassen.


    "Ishiguro-san, ich weiß nicht einmal genau wann du hier angekommen bist. Jedenfalls sind wir auch nur ein, höchstens zwei Tage länger hier als du."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:57 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude


    "Ein Gefängniswärter hat auch keinen Grund Leute zu töten, die brav in ihren Zellen sitzen.", sagte Ibuki, worauf Yukiko einmal mehr der Unterschied zwischen ihnen bewusst wurde. Diesmal sogar so stark, dass sie ansatzweise verstand warum sie Ibuki über den Mord, die Todesdrohungen an ihr und ihren Freunden und ihre aggressive Art nicht leiden konnte. Sie war neidisch auf diese Person, die in ihrer Dummheit mit anderen dummen und perspektivlosen Menschen um ihr Leben gekämpft hat. Vielleicht kannte sie nur die unterste, bedeutungsloseste Schicht der Yakuza, vielleicht war sie auch nur den Leuten auf den Leim gegangen, die dachten, dass sie mit genügend Muskelkraft trotz fehlendem Vitamin B und Hirn bei den Großen mitspielen könnten. Aber trotz alle dem hatte sie sich in ihrem Kopf die Freiheit bewahren können. Sie hatte sich entscheiden können sich von ihren Bossen loszusagen oder ihnen zu folgen. Und jene, die versucht hatten sie einzusperren, hatten ihre Entscheidung wohl recht schnell wieder bereut. Einfach weil sie gelernt hatte sich zu widersetzen und, was mindestens genauso wichtig war, dass ihre Gegner nicht mächtig genug waren jegliche ihrer Bemühungen mit der kleinsten Geste zu unterbinden.


    "Wie man es auch dreht und wendet, unser derzeitiges Hauptproblem ist die Ernährung!", beendete schließlich Hayato seine Ausführungen und riss damit Yukiko aus ihren Gedanken. Jetzt war nicht die Zeit sich mit solch deprimierenden Gedanken zu beschäftigen. Sie schob also ihre Gefühle beiseite und bestätigte:
    "Hayato-senpai hat, denke ich, recht. Der Präsident wird uns nicht dafür bestrafen, dass wir dem Unterricht fern bleiben. Das wird bereits von dem System durch die Essensmarken vorgenommen. Solange wir unserem Gefängniswärter keinen Grund geben gegen uns vorzugehen, wie zum Beispiel die NPCs zu stark zu beeinflussen oder ihnen gar Schaden zuzufügen, sollten wir also auf der sicheren Seite sein und erst mal nichts von ihm zu befürchten haben."


    Nachdem sie geendet hatte, wartete sie kurz, bis sie sich sicher war nicht mehr alle Augen auf sich zu haben und warf dann einen verstohlenen Blick zu Rika. Es bereitete ihr ein erstaunlich schlechtes Gewissen ihre kleine Aktion geheim zu halten.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:55 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude

    Yukiko hielt sich erstmal zurück. Ihr Plan schien sogar halbwegs aufgegangen zu sein. Sie hatte befürchtet, dass Hayato oder Ibuki die Rede von Yoshio als Anlass nehmen könnten, um einen handfesten Streit zu beginnen. Und das hatte sie unbedingt vermeiden wollen. Deswegen hatte sie die ganze Situation ruhig anfangen wollen, um eventuellen emotionellen Explosionen vorzubeugen. Daher war sie auch froh, dass sich Ibuki ruhig verhielt, auch wenn sie das Innerlich garantiert nicht war. Vielleicht hatten Yukiko damit auch ihre erste Gemeinsamkeit in der Einstellung gegenüber dieses Jungen gefunden.


    "Auf keinem Fall wäre es der richtige Weg, sich mit Gewalt Zugriff verschaffen zu wollen, denn dann reagiert er auf jedem Fall aggressiv!"
    Das ließ Yukiko gedanklich aufschrecken. Sie fühlte sich schlecht, das ignoriert zu haben. Wie wahrscheinlich war es denn, dass der Schülerpräsident urplötzlich unbegründet zum Killer wurde, wenn er ihr am ersten Tag noch geholfen hatte? Und das obwohl er sie beim Klauen erwischt hatte? Sie biss sich kurz auf die Lippe. Nur zu gerne wüsste sie was hier vorging. Dabei wanderte ihr Blick zu Kenichi und blieb an seinem ausdruckslosen Gesicht hängen. Und plötzlich formte sich in ihrer Brust der Wunsch, dass er möglichst schnell wieder aufwachte. Nicht nur weil sie eine Erklärung wollte, sondern auch wegen dem Gesichtsausdruck, den sie ihm gezeigt hatte, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte sich erinnert und das war der Grund für seinen Ausraster gewesen. Sie wollte ihm helfen. Sie hoffte inständig, dass sie in der Lage sein würde ihm zu helfen.


    Dann richtete sie wieder ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch und meinte betont ruhig und sanft:
    "Rika hat Recht. Der Schülerpräsident hat mir bereits geholfen, nachdem ich am ersten Tag von ihm erwischt wurde und zugestimmt habe dafür gerade zu stehen... Auch wenn es gerade so ausgehen hat, ist er glaub ich kein Monster."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:47 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude

    Zuerst hatte sich Yukiko geschämt ihn fast völlig vergessen zu haben und fühlte sich ein wenig schuldig, weil er sich genötigt fühlte solch eine Rede zu halten, um Erklärungen zu bekommen. Schließlich gehörte sie jenen, die ihn abgelehnt und ignoriert hatten, weil es Wichtigeres gegeben hatte.
    Sie hatte sich bereits entschuldigen wollen, als er sie ansah und ihm ihren Wissensstand mitteilen, doch was danach folgte, erstickte den Wunsch ihm zu helfen im Keim. Sah man mal von seiner Art zu reden ab, die nach wie vor hochgestochen und stocksteif war, nahm er sich einiges heraus. Besonders für jemanden, der gerade das erste Mal in vollen Kontakt zu ihnen getreten ist. In Kombination zu seinen dreisten Forderungen ohne jegliches Hintergrundwissen, trat die vollständige Abwesenheit von Höflichkeitssuffixen und die rigorose Verwendung von ihren Vornamen. Der Typ, wer auch immer er war, hielt sich wohl für besonders schlau und überlegen mit seiner Einsicht. Und damit verschwand ihre anfängliche Sympathie, die sie für ihn gehabt hatte.
    Sie legte ihre Hände in ihrem Schoß zusammen, erwiderte den Blickkontakt wartete bis er mit seinen Ausführungen am Ende angekommen war. Ihr gefiel es ganz und gar nicht, dass er anscheinend Gedanken lesen konnte. Oder besser gesagt durch Beobachtungen, die er innerhalb weniger Minuten gemacht hatte, solch detaillierte Aussagen über die aktuelle Situation treffen konnte. Noch ein Grund ihm nicht zu nahe zu kommen. Für einen Moment tat ihr sogar Ibuki leid, die derartig von ihm bloß gestellt wurde. Auch wenn sie kein Interesse daran hatte ihn dafür zu belangen. Ibuki konnte sich ohne Probleme selbst helfen.


    "Als erstes Ishiguro-san muss ich dir recht geben. Taktlos ist ein guter Ausdruck dafür, wenn auch ein wenig freundlich formuliert. Es tut mir leid dich erst jetzt aufklären zu können, aber vorher hatte sich aus meiner Sicht keine Gelegenheit dafür geboten, weil es dringendere Dinge zu erledigen gab und die Sache auch nicht in einer Minute abgehakt ist. In Zukunft würde ich dich also bitten mich bei meinem Nachnamen 'Sakamato' zu nennen. Ich wüsste nicht, wann wir derartig vertraut geworden sind."
    Sie beschoss ihn mit einem eindringlichen Blick ehe sie merkte, dass die Gewohnheiten aus ihrem alten Leben überhand gewonnen hatten. Hatte man sich erstmal an Respekt von Fremden gewöhnt, ließ das einen nicht so schnell allein. Allerdings war ihr das in diesem Moment auch egal.
    "Und wo wir gerade dabei sind, würde ich dich auch bitten deine Analysen meines Befindens entweder zu unterlassen, oder zumindest für dich zu behalten. Es ist kein Geheimnis, dass ich von allen Anwesenden wohl der größte Angsthase bin. Immerhin hatte ich deswegen an unserem ersten Tag einen Nervenzusammenbruch, weil mir diese Person", sie deutete mit ihrem Blick auf Ibuki, "hinterrücks das Genick gebrochen hat. Kurz darauf schwor sie das Leben meiner Freunde und mein eigenes hier zur Hölle zu machen, da ich ja wüsste wozu sie fähig sei. Heute hat sich dann herausgestellt, dass eine der Personen, die mir am ersten Tag am meisten geholfen haben, ebenfalls ein kaltblütiger Killer ist. Natürlich habe ich Angst. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern, nur weil du meinst mir das unter die Nase reiben zu müssen, Ishiguro-san."


    Yukiko strich sich eine freche Haarsträhne aus dem Gesicht bevor sie wieder den Blickkontakt aufbaute und fortfuhr:
    "Ich kann mir vorstellen, dass die anderen diesbezüglich auch noch etwas sagen möchten, aber du hast auch dahingehend recht, dass du eine Erklärung für die Situation verdienst."
    Dann erzählte sie ihm faktisch orientiert über die Unfähigkeit zu sterben, die Wiederbelebung wenige Stunden später, das sich dies bereits einmal geändert hatte, über die Falle vor dem Büro des Rektors, die Eigenarten der Schüler und Lehrer die sie als NPCs auswiesen und dass es wohl besser war sie nicht mit Dingen zu konfrontieren, die es zu deutlich machten, dass sie selbst anders waren als die NPCs. Über die Fähigkeit Dinge zu erschaffen und NPCs zu erwecken, sagte sie vorerst nicht. Sie hielt es für besser es nicht zu erwähnen, war sich aber nicht sicher. Deswegen wollte sie das Rika überlassen, falls sie anderer Meinung war.
    Ihren Vortrag beendete sie einige Minuten später und sagte dann an alles gerichtet:
    "Das sollte das Wichtigste gewesen sein. Falls ich etwas vergessen haben sollte, könnt ihr mich gerne ergänzen oder verbessern."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:45 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude



    Als Hayato die Problematik der Essensmarken erwähnte, warf Yukiko einen fragenden Blick zu Rika. Sie wollte ihren Plan nicht einfach so vor allen enthüllen. Insbesondere nicht vor Ibuki.
    Deswegen sagte sie dazu vorerst nichts, sondern murmelte mehr zu sich selbst, als zu den anderen:
    "Und das Sekretariat wäre dann wohl gleichzusetzen mit dem Schülerpräsidenten..."


    Halb kreisten ihre Gedanken noch um den von Hayato erwähnten Diebstahl. Ein kleiner Teil von ihr fühlte sich mitverantwortlich, weil sie am ersten Tag direkt beim Klauen erwischt wurde. Zwar war sie unschuldig, was den aktuellen Vorfall von gestern betraf, aber sie glaubte, dass es nicht direkt zu einer Warnaktion gekommenen wäre, hätte sie den Schülerpräsidenten am ersten Tag nicht auf sich aufmerksam gemacht.
    Was den Diebstahl an sich anging, warf sie Ibuki und Leo schnelle Blicke zu. Seinen Worten nach zu urteilen war es Hayato nicht gewesen, Rika und sie waren es auch nicht, Kenichi brauchte es zu dem Zeitpunkt noch nicht, ebenso wie der Neuling. Es war offensichtlich, dass sie etwas damit zu tun gehabt haben müssen. Allerdings behielt sie es erst mal für sich. Es war unangebracht einen, wenn auch nur zeitweise, Toten zu beschuldigen.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:38 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude A - große Treppe

    Yukiko bemerkte Rikas Verhalten, kommentierte es aber nicht. So wie ihr auch gefiel es ihr nicht sie hinter sich zu haben, aber wenn Rika ein Auge auf sie hatte, würde es wohl gut ausgehen. Außerdem war ihr Kopf zu voll mit anderen Gedanken, als dass sie sich darüber streiten wollte, wer zuerst und wer hinter wem ging.


    Wenige Minuten später kamen sie ohne Zwischenfall im Agrargebäude an. Es wunderte Yukiko, dass ihr Ibuki nicht mit einem bissigen Kommentar geantwortet hatte. Sie hatte es stillschweigend hingenommen, was sie, wenn sie so darüber nachdachte, beunruhigte. Wahrscheinlich plante sie irgendwas. Besser war es die Augen offen zu halten.
    Jedenfalls hatte sich an der Situation im Agrargebäude nicht viel geändert. Leo und Kenichi lagen beide noch leblos auf den Tischen. Yukiko räumte den Putzkram zurück in den Spind und ließ sich auf Stuhl fallen. Sie zwang sich dazu ihre körperliche Erschöpfung nicht zu sehr ansehen zu lassen. Hayato und dem Neuling erklärte sie, dass die Spuren erfolgreich beseitigt haben und fragte dann:
    "Und was nun? Wie... gehen wir nun mit den neusten Entwicklungen um?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:38 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude A - große Treppe


    Yukiko seufzte innerlich, als sie die Frage von Ibuki hörte. Natürlich war das ihre Intention gewesen. Sie hatte gehofft sie über Kenichi ausfragen zu können, um an nützliche Informationen zu kommen. Wahrscheinlich um ihn dann für sich zu gewinnen. Aber da Rika die ganze Zeit bei ihr gewesen war, konnte sie die Informationen nicht einfach aus ihr herauspressen, weswegen sie es nun auf diese vollkommen offensichtliche Art versuchte.
    Während sie den Putzkram zusammensuchte, überlegte wie sie antworten sollte. Sie spielte ein paar Szenarien im Kopf durch ehe sie sich dann dazu so wenig Informationen wie möglich rauszugeben. Die einzige andere Alternative wäre gewesen ihr ein knappes "Ja" zu geben, doch das hätte Kooperationsbereitschaft signalisiert. Und davon wollte sie ihr wirklich nur so viel wie nötig, und so wenig wie irgendwie möglich zeigen. Auch wenn sie befürchtete, dass sie die nächsten Tage, wenn nicht sogar Wochen noch öfters mit ihr zu tun haben würde. Zumindest sagte ihr das ihr Bauchgefühl, wofür sie es hasste.
    "Warte bis er aufwacht und lass dich überraschen", sagte sie knapp und schenkte ihr danach keine Beachtung mehr und machte sich stattdessen auf den Weg zurück zu den anderen.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 09:38 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude A - große Treppe


    Nachdem sie mit der ganzen Prozedur durch waren, hatte Yukiko ehrlich gesagt erstmal genug von körperlicher Betätigung. Zusammen mit dem Muskelkater, den sie sich bei dem kleinen Wettkampf mit Kenichi eingeheimst hatte, fühlte sie sich, als hätte sie gerade einen Ironman Wettkampf durchgestanden. Sie würde wirklcih etwas daran ändern müssen.
    Sie streckte ihren schmerzenden Rücken durch und betrachtete ihre Arbeit. Hier und dort waren noch ein paar bräunliche Verfärbungen in den Kanten übrig, weil sie dort so schlecht rankamen, doch niemand würde mehr auf die Idee kommen, dass hier vor wenigen Minuten noch zwei Leichen gelegen hatten. Dann betrachtete sie die Uhr und stellte erstaunt fest, dass ihnen noch sieben Minuten blieben bis zur Pause. Bis dahin sollten sie wirklich hier verschwunden sein, wenn sie die Schüler nicht weiter involvieren wollten. Einfach aus dem Grund, dass es wahrscheinlich war, dass Takeshi dann auftauchen würde. Und bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.


    "Wollen wir dann wieder zurück? Ich möchte ungern von den Schülern ausgefragt werden, was wir hier tun."