[Yukiko Sakamato]
Tag 3 – 11:59 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude A - Krankenzimmer
Rika hatte Yukiko ein wenig auf dem kalten Fuß erwischt, als sie ihr die Krankenstation anvertraute. Jedoch lächelte sie und nickte ihr zu, bevor sie sie verabschiedete.
Motiviert begab sie sich dann mit den anderen beiden Jungs an die letzten Arbeiten, brachte noch ein wenig Ordnung in ihre versteckten Austellungsstücke und perfektionierte nervös die Auslagen. Kenichi brachte sich sogar mit konstruktiven gemeinten, wenn auch wenig brauchbaren Vorschlägen mit ein. Auch wenn er sich ein wenig beleidigt gab, als Yukiko seine Vorschläge mit dem Satz "Du weißt einfach nicht worauf Frauen achten", in den Wind schlug. Als sie seinen Blick bemerkte kicherte sie, worauf ihr Kenichi mit dem Finger in die Seite pickste.
Vor nicht all zu langer Zeit, wäre sie allein deswegen aus ihrer Komfortzone geraten und wäre im besten Fall lediglich auf Abstand gegangen. Wahrscheinlicher wäre es jedoch gewesen, dass sie sich an die ewigen Vorträge ihres Vaters erinnert hatte, die jegliche "normalen" Jungs als brutale, bestialische Monster geschildert hatten. Lediglich jene, die sich seine Zustimmung verdient hatten, ironischer Weise meist eher durch ihre Abstammung als durch ihr Verhalten, durften sich mit ihr abgeben. Und dann auch nur unter Aufsicht.
Sie konnte nicht verhindern, dass all seine Predigten noch in ihrem Hinterkopf rumschwirrten. Beobachtete sie jedoch Kenichi, der all das war, was ihr Vater als böse bezeichnet hätte, fühlte sie sich in ihrer Skepsis bestätigt. Vielleicht sah er sie an mit Augen, die mehr als nur einfaches Interesse zeigten. Ab und zu lag in ihnen sogar etwas animalisches. Besonders wenn sie ihn dabei erwischte, wie er in Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlte, den Blick zu unangebrachten Stellen schweifen ließ. Zuerst hatte ihr das Angst gemacht. Heute hatte sie jedoch begriffen, dass sie sich keine Sorgen machen brauchte. Jedes Mal wenn sie ihn dabei erwischte, stand er dazu und erwiderte ihren Blick. Anfangs hatte sie es tatsächlich als unangenehm empfunden. Wie Beute hatte sie sich gefühlt. Nachdem sie jedoch angefangen hatte seine Blicke mit Strenge zu erwidern, angefangen hatte klar zu machen, dass es ihr unangenehm war, reagierte er entsprechend. Er steckte nicht völlig zurück, sondern leistete sich mit ihr Blick, Gesten und Wortduelle, die sie in erster Linie als verspielt empfand. Hätte es nicht seine Erweckung aus dem System gegeben, wäre sie sich sogar sicher gewesen, wie sie zu deuten gehabt hätte. Er hatte es schließlich ganz klar gesagt. Jetzt jedoch, gab es in ihrem Hinterkopf noch immer die Möglichkeit, dass er sie dafür verantwortlich machen würde. Und das in einer negativen Art und Weise. Vielleicht hatte er also etwas tierisches an sich. Jedoch war das keine Bestie. Eher ein noch kleiner Schäferhund, der einem gerade einen Ball zwischen die Füße legt und erwartungsvoll hechelt.
Nachdem alles fertig war setzte sie sich zufrieden auf ein Bett, betrachtete ihr Werk und wartete nur noch darauf, dass sich etwas tun würde.
[Kenichi Inugami]
Nachdem sie auch noch mit dem kleinsten Feinschliff fertig geworden waren, hatte sich Yukiko auf ein Bett gesetzt und grinste erwartungsvoll, wie auch angespannt vor sich hin. Kenichi war unglaublich versucht sich neben sie zu setzen, entschied sich dann aber dagegen, als er mitbekam wie sich Kouta in eine Ecke verdrückte. Es würde wahrscheinlich nicht schaden, wenn er hören würde, was er zu sagen hatte, aber trotzdem hinderte es ihn daran. Manche Dinge waren dann doch nicht für die Ohren anderer gedacht. Auch wenn sie es für sich behalten würden und keinen Schaden anrichten. Da er allerdings ein paar Antworten erwartete, wollte er sie nicht unnötig in Verlegenheit bringen.
Er positionierte sich ihr gegenüber und lehnte sich an die Wand. Dabei beobachtete er sie und wartete darauf, dass Rika zurück kommen würde. Nach ein paar Minuten hörten sie die Schulglocke, die das Ende der Pause einläutete. Da auch Yukiko aufgehorcht hatte, meinte er:
"Ich bin mal gespannt wie viele Schüler später kommen werden. Und wie viele Marken wir dadurch zusammen bekommen."
Als Yukiko ihn ansah und plötzlich anfing zu kichern, statt zu antworten, fragte er überrascht:
"Yuki? Was ist so lustig?"
"Ah nichts", erwiderte sie, wobei sie ganz klar versuchte das Kichern zu unterdrücken.
"Tatsächlich?"
Sie sah wieder auf, blickte ihm in die Augen und kicherte erneut. Dann meinte sie entschuldigend:
"Nur ein interessantes Bild, an das ich gedacht habe."
"Was denn für eins?", fragte er trocken und federte sich geschmeidig von der Wand ab. Er hatte es sich doch anders überlegt und setzte sich neben sie auf das Bett.
Sie zögerte plötzlich unsicher, was er ausnutzte.
"Ich glaube ich habe mich geirrt."
"Bitte?", fragte sie verwirrt, aber noch immer mit einem vergnügten Funkeln in den Augen.
"Zuerst dachte ich, dass du ein kleines, scheues, Kätzchen wärst."
"Ein Kätzch... Wie..." Kenichi unterband ihren mit sich rötenden Wangen vorgebrachten Einwand jetzt ebenfalls grinsend.
"Aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass du etwas ganz anderes bist. Ein Kitsune. Eine kleine, einschwänzige Füchsin, die ihren restliche 8 Schwänze noch nicht gefunden hat."
"Wa...", gab Yukiko von sich und errötete dann vollends. Empört sagte sie:
"Ich bin keine Füchsin!"
"Dann willst du also ein Kätzchen sein?"
"Was? N-nein!"
"Also dann doch Füchsin?"
"Weder noch!"
"Doch, doch, ich kann dich mir zu gut mit ein paar Fuchsöhrchen vorstellen, die nur zum Vorschein kommen, wenn du kicherst und gerade keiner hinsieht."
Ihre Augen weiteten sich sofort und ihre Hände vergruben sich in ihrem Rock.
"Glaubst du wirklich ich würde ein Fuchskostüm anziehen?"
"Weiß nich, würdest du?"
"A-als ob!"
Kenichi lachte und meinte:
"Schade, würd dir bestimmt gut stehen. Aber brauchst du auch nicht. Schließlich war das eher auf deinen Charakter bezogen."
Sie wurde noch einen Tick röter und starrte ihn an.
"Idiot! Dummer Hund!", murmelte sie mit zahlreichen Seitenblicken.
Kenichi ließ das natürlich nicht auf sich sitzen und neckte sie weiter. Sie reagierte natürlich sofort und so ging ihr kleines Geplänkel weiter.