so hier meine Geschichte an der ich zur Zeit schreibe *leider meine Muse vermisse und deshalb nicht weiter komme*
vielleicht kann mir jemand inspiration liefern
Schrei der Erde
Die Erde wünscht sich eine Reform, eine Erneuerung
und ich werde ihren Wunsch erfüllen.
Die verpestete Luft wird sich regenerieren.
Pflanzen und Bäume werden wieder blühen und gedeihen.
Die Meere werden sich erholen. Ihr Wasser wird klar sein. So klar,
wie zu Anbeginn der Zeit.
Und in diesem Wasser wird neues Leben entstehen.
Zuerst Tiere und mit der Zeit vielleicht auch wieder Menschen.
Geboren auf einer besseren Erde.
Doch damit dies alles geschehen kann,
muss zuerst dem Wunsch der Erde entsprochen werden.
Ein Schrei. Der Schrei eines neu geborenen Kindes, dass soeben auf die Welt kam. Ein einziger Schrei, um zu zeigen, dass es lebte, dass ich lebte. Ein weiteres Lebenszeichen, außer das regelmäßige Pochen meines Herzens gab es nicht. Ich schrie nicht mehr, bewegte mich nicht, und auch meine Augen konnte ich nicht öffnen.
Ich spürte kalte Hände die meinen kleinen, zierlichen und zerbrechlichen Körper hoch hoben. Ich wurde untersucht, dann in etwas warmes eingewickelt und an meine Mutter übergeben, die leise schluchzte, aber nichts sagte. Auch mein Vater, der eine hohe Position in der Politik bezog, war da.
Seinen Schmerz konnte ich nicht sehen, und auch nicht denn meiner Mutter. Doch etwas stimmte nicht. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Doch ich begriff nicht was oder warum?
Wie sollte ich auch? Ich war ein neugeborenes Baby, dass eigentlich leben sollte, und doch tat ich es nicht. Mein Körper verstand schon viel früher als ich, was mit mir los war: Ich würde eine Gefangene sein, eine Gefangene in meinem eigenen Körper.
Wochen vergingen ...
Ich wurde von einem Arzt zum anderen gebracht. Lauter Untersuchungen musste ich, mein Körper über mich ergehen lassen, ohne dass ich sagen oder schreien konnte, dass ich dies nicht wollte. Ich wollte nur mein Ruhe haben. Zu Hause im gemütlichen, weichen Bett liegen, dass meine Eltern für mich ausgesucht hatten. Doch stattdessen, immer nur Untersuchungen und neue Untersuchungen.
Monate vergingen ...
Immer und immer mehr Ärzte untersuchten mich. Ich wurde in lauter Röhren gesteckt, bekam Spritze und Schläuche und vieles mehr, das ich gar nicht wollte. Ich wollte mich wären, meinen Körper bewegen, endlich Schreien, damit meine Eltern wussten, dass ich dies nicht wollte. Doch nichts. Nichts von all dem, was ich so gerne tun wollte konnte ich machen. Und ich spürte, dass meine Eltern mit jedem Tag mehr und mehr an Hoffnung verloren und die Verzweiflung die Oberhand zu gewinnen drohte. Und ich würde es nicht aufhalten können.
Zwei Jahre sind vergangen ...
Mein Körper ist gewachsen. Ich bin gewachsen. Mein Körper ist der Körper eines zwei Jahre alten Kindes, doch mein Verstand ist schon wesentlich weiter in seiner Entwicklung, auch wenn es nach außen hin nicht den Anschein hat.
Inzwischen haben meine Eltern es aufgegeben, mich von Krankenhaus zu Krankenhaus zu schleppen. Alle Test, Blutproben und all die anderen Sachen waren negativ. Keiner der Ärzte hatte herausgefunden was mir fehlte. Geschweige denn davon mir zu helfen.
Einen eigenen Hausarzt hatte ich bekommen. Rund um die Uhr war er für mich da. Überwachte mich mit Kameras, und an Monitoren. Und ein leise, stetiges Piepsen, erinnerte mich daran, dass mein Herz noch schlug. Über Schläuche wurde ich mit Nahrung versorgt, und alle zwei Stunden wurde mir die Windel gewechselt.
Mehrmals am Tag, kam meine Mutter vorbei. Je nachdem wie viel Zeit sie hatte, setzte sie sich zu mir und erzählte mir, was sie erlebt hatte. Manchmal aber kam sie auch nur kurz herein, streichelte mir über die Wange, oder gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie wieder ging.
Inzwischen bin ich fast sechs Jahre alt ...
mittlerweile habe ich herausgefunden, was mich so anders macht. Warum ich so anders bin. Ich Lebe, aber ich bin eine Gefangene. Eine Gefangene in ihrem eigenen Körper. Die sich weder Bewegen, noch sprechen kann. Weder laufen, noch irgendeine andere Aktivität, kann ich machen, dies alles wird mir verwehrt. Auch sehen kann ich nicht. Dies alles, was ein normaler Mensch können sollte, sowohl lachen als auch weinen, kann ich nicht.
Aber ich habe gelernt damit zu leben. Und dann lernte ich auch meine besondere Gabe, oder Fluch, je nachdem wie man es nennen mag, kennen. Ich persönlich würde es als ein Fluch und eine Gabe zugleich nennen. Denn obwohl ich eine Gefangene in meinem eigenen Körper bin, kenne ich das Gesicht meiner Eltern. Ich sehe es so deutlich vor mir, als würde ich ihnen direkt gegenüber sitzen. Ich kann die Gefühle der Menschen um mich herum erkennen. Ich weiß was sie fühlen, wie sie sich bewegen, und so entsteht ein geistiges Bild. Wie das genau passiert, begreife ich nicht, und ob ich dies jemals begreifen werde, wage ich zu bezweifeln. Aber mit meinem Wissen, dass ich jetzt habe, weiß ich, dass ich einzigartig bin.
Ich bin einsam ...
so furchtbar einsam. Ich spüre es. Meine Mutter ist wieder glücklich, und mein Vater ist es auch. Doch nicht wegen mir, sondern wegen ihm, dem Baby. Meine Mutter ist wieder Schwanger. Sie hat es mir zwar nicht erzählt, aber ich spüre es. Spüre eine wachsende Seele im Bauch meiner Mutter. Und ich sehe auch, dass dieses Baby ein ganz normales, gesundes Baby sein wird. Es wird schreien und sich bewegen können. Lachen und laufen, spielen und rennen können. Und ich...
Ich liege hier, immer noch in dem gleichen Bett, in dass mich meine Eltern vor sieben Jahren gelegt haben. Nicht ein einziges mal, wurde ich seitdem von ihnen auf den Arm genommen. Sie haben Angst. Aber nicht, weil sie fürchten mir weh tun zu können, nein sie haben Angst, dass das was ich bin, was mich so werden ließ, wie ich jetzt bin, auch das Baby befallen könnte.
Aber dies wird niemals geschehen. Denn ich bin einzigartig, und werde es auch immer bleiben...
Winter ...
Der kalte Winterwind rüttelt an den Fenstern. Schnee fällt vom Himmel und alle freuen sich auf die Weihnachtszeit. Besonders meine kleine Schwester. Sie heißt Aisha, und ist zweieinhalb Jahre alt. Seitdem sie auf der Welt ist, besuchen mich meine Eltern kaum noch. Nur der Hausarzt, er ist immer noch da.
Kurz nach der Geburt meiner kleinen Schwester hatte es angefangen, die Schreie...
Tag und Nacht hörte ich sie. Spürte sie durch meinen ganzen Körper fließen und doch konnte ich nichts dagegen unternehmen. Ich war gezwungen zuzuhören und es wortlos zu akzeptieren. Sie kamen nicht von mir. Aber auch nicht von meinen Eltern oder von Aisha, denn ihre Stimme klang anders. Und doch schien es mir als würde ich die Stimme kennen. Seitdem ich Atme. Nein, manchmal habe ich sogar das Gefühl, als würde dieses Schreien von noch früher kommen, als ich noch im Bauch meiner Mutter, ein Fötus, war. Kann das sein? Eigentlich nicht, denn so etwas gibt es doch nicht. Na ja, ich bin ja auch nicht „normal“. Ich bin eben anders. Kann es also sein dass ich die Schreie schon im Leib meiner Mutter gehört habe?
Eingeschlossen ...
Meine kleine Schwester kann inzwischen laufen und ist ganz schön neugierig. Schon mehrmals hat sie versucht in das Zimmer zu kommen, indem ich liege. Doch seitdem sie auch nur angefangen hat zu laufen, ist mein Zimmer fast rund um die Uhr abgeschlossen. Meine Eltern haben Angst, um Aisha. Da sie nicht wissen, wie sie auf mich reagiert, sollte sie mich sehen. Aisha ist nicht dumm, sie weiß, dass hinter dieser Tür etwas ist, dass ihr verborgen bleiben sollte. Und in diesem Punkt, stimme ich meinen Eltern zu: Aisha sollte mich nicht sehen. Auch wenn ich sie unbedingt kennen lernen wollte. Ich sah sie zwar durch den Geist meiner Eltern, durch ihre Augen, doch insgeheim wünschte ich mir, ich könnte sie selbst kennen lernen.
Aber es ist besser für sie, wenn sie mich nicht kennen lernt. Denn zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst. Angst, da ich nicht weiß, wie meine kleine Schwester auf mich reagieren wird. Würde sie mich akzeptieren oder würde sie sich einfach umdrehen und versuchen zu vergessen was sie hier sehen würde? Vor diesem Ereignis habe ich Angst und deshalb darf sie mich nicht sehen! Niemals!
Treffen ...
Es ist mitten in der Nacht. Normalerweise ruht sich mein Geist um diese Zeit aus. Doch heute, in dieser verregneten Januar Nacht, ist etwas auf dem Weg zu mir. Ich spüre es, es kommt näher, immer näher. Und mit jedem Schritt, denn es auf mich zukommt, will mein Geist es mehr. Es ist, als ob mein Geist darauf reagiert, als ob es schon immer darauf gewartet hätte, auf dass, was jetzt auf den Weg zu mir ist. Wieso verlangt mein Geist danach? Und auch mein Körper scheint darauf zu reagieren. Für einen Moment setzt mein Herz aus zu schlagen. Ein langgezogener Ton erklingt, um dann wieder zu einem normalen leisen Hintergeräusch zu werden, welches ich schon fast vergessen hätte. Mein Herz schlägt wieder, und sehnsüchtig wartet es darauf dem zu begegnen, was hinter dieser verschlossenen Tür wartet.
Mit einem leisen klicken, wird der Schlüssel im Schloss umgedreht und leise öffnet sich die Tür. So plötzlich, als würde mich ein gleißend helles Licht blenden, spüre ich ihre Seele. Die Seele meiner kleinen Schwester Aisha. Leise, um unsere Eltern nicht zu wecken, schließt sie die Tür und kommt näher. Schritt für Schritt nähert sie sich meinem Bett, auf dem ich gefesselt, durch meinen eigenen Körper liege. Ich spüre es, sie hat keine Angst vor mir. Sie will mich kennen lernen, hat keine Vorurteile gegen mich. Sie wird mich so akzeptieren wie ich bin, das alles verrät mir ihre hell leuchtende Seele. Sie tritt an mein Bett und legt vorsichtig ihre kleine Hand in meine.
Und nun endlich, kann ich ihr Gesicht mit meinen eigenen geistigen Augen sehen. Sie hat eine blasse Haut, fast so blass wie meine und schöne blonde Haare. Ihre Augen haben die gleiche Farbe wie unsere Mutter, blaugrün. Und ihre Stimme. Wie ein Engel kam mir ihre Stimme vor, als sie fragte: „Bist du meine große Schwester?“
In diesem Moment, hätte ich weinen können. Weinen aus Freude. Ich wollte sie umarmen, wollte sie in die Arme schließen und ihr all ihre Fragen beantworten, wie es große Schwestern nun einmal taten, doch ich konnte nicht. Wieder einmal, jetzt mehr denn je, merkte ich, wie sehr es doch ein Fluch war eine Gefangene im eigenen Körper zu sein. Ich wollte ihr so gerne Antworten und wenn es nur diese eine sein würde. Doch ich konnte nicht. Ich Schrie! Innerlich schrie ich meinen Schmerz heraus. So laut, dass mein Körper, zum ersten mal in meinem Leben reagierte. Eine einzelne Träne stahl sich in meine geschlossenen Augen und lief seitlich hinunter.
Aber bevor sie mein Ohr erreichen konnte, fing Aisha sie auf und lächelte mich an. Ihre Seele, ihr Geist begriff im gleichen Moment wie sie, dass ich auf ihre Frage geantwortet hatte. Sie setzte sich zu mir aufs Bett und betrachtete mein Gesicht so genau, als hätte sie Angst sie könnte vergessen wie ich aussehe, sobald sie sich umdrehte.
Und ich versuchte mir ebenfalls jede Einzelheit, jeder noch so kleine Unterschied auf ihrem Gesicht einzuprägen. Mein Geist, sah sie vor mir, als würde ich sie mit offenen Augen anschauen, was natürlich unmöglich war. Irgendwann hörte ich ein leises regelmäßiges Atmen. Aisha lag zusammengerollt, neben mir im Bett und schlief. Ohne auch nur einen Funken von Zweifel zu haben, war sie zu mir gekommen, um mich kennen zu lernen und nun schlief sie hier, als wüsste sie, dass ihre große Schwester auf sie aufpassen, sie vor jedem Unheil beschützen würde.
Seit diesem Tag ...
kam meine Schwester Täglich bei mir vorbei. Am Anfang heimlich. Und irgendwie war es schön, ein Geheimnis zu haben, dass nur wir beide kannten. Jeden Abend, lange nachdem unsere Eltern ins Bett gegangen waren, kam sie zu mir und erzählte mir was sie den ganzen Tag gemacht hatte. Aber sie hätte es mir nicht erzählen brauchen, ich wusste auch so was meine Schwester machte. Es war, als wäre ein unsichtbares Band entstanden, als sie mich zum ersten mal gesehen hatte, und seitdem sah ich alles was meine Schwester auch sah. Jederzeit konnte ich alles durch ihre Augen, ihren Geist sehen. So lernte ich auch dass nicht immer dass, was jemand sagte, auch dachte. Jeden Tag lernte ich mehr darüber und so, kaum ein halbes Jahr später, konnte ich noch viel weiter in den Geist eines Menschen vordringen. So weit, dass es schon fast unheimlich war. Ich konnte durch die Träume anderer wandern. Zu erst besuchte ich meine Schwester, beobachtete sie, doch schnell bemerkte sie mich und so besuchte ich sie fast jede Nacht. In diesen Träumen, konnte ich mich frei bewegen. Konnte sehen, hören, laufen und fühlen. In diesen Träumen liefen wir meistens Barfuß am Strand entlang und unterhielten uns über alles mögliche. Wie zwei, fast ganz normale, Geschwister.
Doch irgendwann kamen unsere Eltern dahinter, dass Aisha mir täglich mindestens einen Besuch abstattete. Aber da war es bereits zu spät um irgendetwas daran zu ändern. Das Band zwischen uns war mittlerweile so stark geworden, dass ein längeres fernbleiben meiner kleinen Schwester, meinen Zustand nur noch verschlimmerte und sie krank wurde.
Irgendwann, als sie Aisha wieder von mir fernhielten, fing mein Körper an jegliche Form von Flüssigkeit abzulehnen. Mein Herz fing an unregelmäßig zu schlagen oder setzte sogar für mehr als eine halbe Minute lang aus.
Aisha ging es auch nicht besser. Sie bekam Kopfschmerzen, Fieberanfälle und einmal musste sogar der Notarzt gerufen werden. Irgendwann begriffen dann meine Eltern, dass sie uns nicht trennen konnten und ließen es bleiben. Auch wenn ich ihren Zweifel und ihre Angst deutlich, in ihren Gedanken, hören konnte. Wie konnte es sein, dass zwei so unterschiedliche Wesen wie wir eine solche Verbindung zu einander hatten? Unsere Eltern wussten darauf keine Antwort und ich auch nicht. Gab es darauf überhaupt eine Antwort?
Wissen ...
Mittlerweile besuchte meine Schwester die vierte Klasse einer Realschule. Jeden Tag vor der Schule schaute sie bei mir im Zimmer vorbei um zu sehen ob ich noch da war. Wie dumm.. Wo sollte ich denn hingehen? Ich, die eine Gefangene im eigenen Körper ist. Es war ein Tag, wie jeder andere, dachte ich zumindest. Ich folgte dem Geist meiner Schwester bis zur Schule, dort ließ ich sie los und zog mich zurück, oder blieb noch eine Weile, nur um ihr beim Unterricht zuzuschauen. Auch wen meine Schwester es nicht erklären konnte, und es niemandem je sagte, sie wusste ganz genau, wann ich in ihren Gedanken war oder wann ich mich zurück zog. Jederzeit hätte sie etwas sagen oder nur zu falsches fühlen zu müssen, und ich hätte mich sofort zurück gezogen. Denn ich weiß, ich habe nicht dass recht sie für mich alleine zu beanspruchen, und deshalb akzeptierte ich ihre Privatsphäre auch. Auch wenn diese nur sehr klein war, weil sie fast alles mit mir Teilte. Ihr Gedanken, ihr Tagesablauf, so viel erzählte sie mir und dies lenkte mich von dem Schrei ab, der immer stärker in mir, an meinem Körper zerrte.
Doch heute, hatte meine Schwester eine Mathematikarbeit zu schreiben und ich ließ meine Gedanken einfach durch die Gegend schweifen, bis ich auf einen großen, alten aber immer noch sehr standhaften Baum, mitten auf dem Schuldgelände stieß. Etwas schien mich an ihn zu ziehen, als würde auch zwischen uns ein unsichtbares Band bestehen. Je näher ich kam, desto lauter wurde der Schrei in meinem Kopf und brachte meinen Körper dazu aus dem Gleichgewicht zu fahren. Mein Herz fing schneller an zu schlagen und mein Atem kam unregelmäßig. Aber nichts von dem bekam ich mit. Viel zu sehr war ich von diesem Baum, der mich wie ein Band an sich zog, fasziniert. Und dann, mit einem Riss in meine Seele, wurde mein Geist vollständig vom Körper getrennt.
Mir wurde schlecht, auch wenn ich mir das nur einbildete, denn mein Körper konnte ja nichts fühlen, und für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Als sich meine Sicht wieder gebessert hatte, merkte ich, dass sich nicht nur mein Geist vom Körper gelöst hatte. Wie auch zuvor in den Träumen meiner Schwester, stand ich nun, vor dem Baum, für die Kinder, die gerade auf den Schulhof strömten, nicht zu erkennen, weil es wie eine Geister-Ebene war, und legte beide Hände an die Rinde des Baumes. Augenblicklich wurde der Schrei, der mich seit einigen Jahren begleitete Stärker. Er wurde stärker und immer stärker, bis es so schlimm wurde, dass ich glaubte mein Kopf würde zerplatzen.
Und in diesem Moment, sah ich so vieles. Der Baum zeigte mir sein Leben, wie er all die Jahre schon gelebt hatte und noch viel mehr. Er zeigte mir, wie die Blumen aufblühten und wieder verwelkten, wie die Tiere Jahr für Jahr übers Überleben kämpfen und noch vieles mehr zeigte er mir. Sowohl aus der Vergangenheit, als auch aus der Gegenwart. Ich wusste, dass ich noch lange nicht alles gesehen hatte, was der Baum mir gezeigt hatte, und dass ich noch sehr viel würde lernen müssen, doch erst musste ich zurück in meinen Körper, denn meine Schwester rief nach mir. Sie würde mich nicht sterben lassen. Das könnte sie doch gar nicht. Wir waren schließlich miteinander verbunden. Also ließ ich den Baum los und kehrte in meinen Körper zurück. Sofort wurde auch meine kleine Schwester ruhiger. Und in diesem Moment, indem ich dies alles gesehen hatte, wusste ich, dass der Schrei, denn ich all die Jahre schon hörte, der Schrei der Erde war. Ein Hilferuf der Erde. Einer Erde, die endlich erhört werden wollte, die endlich wollte, dass die Menschen ihr zuhörten.
Lernen ...
Während meine Schwester die Schule besuchte, oder mit ihren Freunden unterwegs war, verbrachte ich die Zeit, bei dem großen, alten Baum auf dem Schulhofgelände. Er zeigte mir sehr sehr viele Dinge und ich war eine fleißige Schülerin. Gierig zog ich alles in mir auf, was er mir zeigte. Wollte mehr und mehr lernen. Und mit der Zeit viel es mir immer schwerer und schwerer in meinen Körper zurückzukehren. Ich liebte es zuzuhören.
Obwohl meine Schwester mich nach wie vor jeden Tag besuchte, merkte sie doch, wie aufgewühlt ich war, und ich anfing mich immer mehr von ihr zurückzuziehen. Bis zu jenem Tag, als sie mir erzählte, in ihrer Schule würde ein Musical aufgeführt werden und sie wünschte sich, ich würde es mir ansehen. Für einen Moment Rang ich mit dem Gedanken, ob ich sie nicht einfach ignorieren sollten. Doch das konnte ich nicht, dass hatte ich in den letzten Monaten viel zu oft getan. Und sie wünschte es sich so sehr. Also tat ich ihr den Gefallen, und war es auch nur um ein lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Denn ich spürte, dass sie traurig war, auch wenn sie versuchte es vor mir zu verbergen. Aisha wurde größer und unsere Eltern kümmerten sich mehr um ihren Ruf in der Öffentlichkeit, als um ihre Kinder. Ich kannte es ja nicht anders, aber meine Schwester nicht, und so fing auch sie langsam an zu begreifen, was es hieß immer in der Öffentlichkeit zu stehen. Und da ich sie wieder glücklich sehen wollte, schaute ich mir durch ihre Augen das Musical mit an.
Am Anfang hatte ich es langweilig gefunden, doch dann hatte mich eine Klarinettenspielerin angezogen. Sie spielte gerade ein Solo und plötzlich lag meine ganze Aufmerksamkeit bei ihr. Ihre Musik hatte etwas beruhigendes und zugleich trauriges an sich. Sie spielte mit geschlossenen Augen, ließ sich von ihrer Musik leiten und spielte eine wunderbarere Melodie als ich sie jemals gehört hatte. Ich war von ihr gefesselt, und dann als sie ihre Augen öffnete und durch das Publikum wandern ließ blickte sie direkt in die Augen meiner Schwestern.
Nein! Nicht in ihre, in meine. Durch die Augen meiner Schwester schaute sie mich direkt an. Sie schaute mich an und zum ersten mal in meinem bisherigem leben fühlte ich mich nicht alleine. Es war als würde sie mich verstehen. Das Musical nahm ich gar nicht mehr war, nur noch die azurblauen Augen dieser Klarinettenspielerin und ihrer Musik. Es war als würden wir auf einem Felsen stehen, umgeben von saftigen grün der Wiesen und nur wenige Schritte von uns entfernt das Meer. Sein salziger Geschmack lag mir auf der Zunge. Und da begriff ich was ihre Musik zu bedeuten hatte, was Sie zu bedeuten hatte. Dieses Mädchen spielte nicht irgendeine Melodie, sie spielte den Schrei der Erde. Und in diesem Moment wusste ich, dass sie wie ich war. Sie konnte ebenfalls die Erde hören. Und sie begriff es im gleichen Augenblick wie ich: Wir gehörten zusammen.
Ungeduldig …
Ich musste sie unbedingt kenne lernen. Dieses Mädchen. Wobei Mädchen wohl nicht die passende Bezeichnung für sie ist. Sie musste wohl in meinem alter sein. Plus – Minus eins zwei Jahre vielleicht. Aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich sie kennen lerne.
Ungeduldig drängte ich meine Schwester ihr zu folgen. Doch in dem Getümmel das nun folgte, weil es zur Pause geläutet hatte, verlor sie sie aus den Augen. Mehrmals entschuldigte sich Aisha bei mir, da sie gemerkt hatte, wie wichtig es mir war die Klarinettenspielerin kennen zu lernen. Ich versicherte ihr dass es nicht ihre Schuld war und ermunterte sie dazu, zu ihren Freunden zu gehen. Ich würde mich alleine auf die Suche nach ihr machen. Versprach aber zurück zu sein, sobald das Musical weiter ging.
Ich zog mich aus den Gedanken meiner Schwester zurück, bis sie nur noch ein leichtes Hintergrundgeräusch war und ließ meinen Geist durch die Menge schweifen. Flüchtig berührte ich die Gedanken der herumstehenden, doch keiner war der, nachdem ich suchte.
Und dann, meine Ungeduld war kaum zu ertragen, streifte mich ein Gedanke. Ich hielt in meiner Suche inne und nahm den Gedanken ganz in mich auf: Meer, Salzwasser, Schreie der Möwen, das Rauschen der Wellen, Wellen die gegen Felsen prallen und zerbersten.
Ich folgte ihm, durch die provisorischen Kabinen, in dem sich die Schüler während der Pause aufhielten und weiter den Gang hinunter, bis zur Hintertür. Je näher ich dieser Tür kam, umso intensiver spürte ich sie und dann kaum das ich im freien war, drehte sie sich zu mir um. Schaute mich an, als würde ich wirklich vor ihr stehen und nicht nur als Geist – der mich doch sonst niemand sehen konnte.
Aber sie sah mich und lächelte. Ihre Seele strahlte. Schien sich richtiggehend zu freuen, mich endlich zu treffen. Doch woher sollte sie von mir wissen? Wieder so viele Fragen. Und doch weiß ich, dass diese Person sie mir beantworten kann.
Erstes Gespräch …
Sie lächelte und ihre ersten Worte an mich waren: Ich freue mich dich endlich kenne zu lernen.“ Und sie sprach mit einer Ehrlichkeit, wie ich sie nur von meiner Schwester kenne. Keine versteckten oder bösartigen Gedanken. Nichts.
Ich erwiderte ihr Lächeln und war erstaunt, als sie leicht den Kopf neigte.
„Wir haben leider nicht viel Zeit, das Musical geht gleich weiter,“ sprach sie mit einer sehr hellen und lieblichen Stimme. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns heute Nacht unterhalten könnten. Du hast sicher viele Fragen und allen voran die, warum ich dich sehen, dich wahrnehmen kann. Und ich verspreche dir alle Fragen zu beantworten. Doch jetzt sollst du wissen, dass ich schon lange auf der Suche nach dir bin.“ Ich trat näher, schaute in ihre azurblauen Augen und prägte mir ihr Gesicht ein. Wusste nicht was ich ihr sagen sollte. Schließlich fand ich doch eine Frage, die sie mir unbedingt jetzt beantworten musste: „Wie werde ich dich finden?“
„Ich werde meinen Geist für dich öffnen. Werde deinen Ruf hören und dann können wir ungestört reden.“ Sie wandte sich zum gehen. „Jetzt muss ich leider wieder rein, die Pause ist gleich zu Ende. Es wäre mir eine Freude, wenn du dir das Stück bis zum Schluss anschauen würdest. Deine Schwester wird sich mit Sicherheit auf freuen.“ Erneut neigte sie leicht den Kopf, drehte sich um und ging ins Gebäude zurück.
Durcheinander …
Ich war so aufgeregt, dass ich von dem Musical kaum noch etwas mitbekam. So langsam schien die Zeit zu vergehen. Spielte die Zeit gegen uns? So kam es mir jedenfalls vor. Aisha musste mich zweimal rufen bis ich überhaupt registrierte, dass sie mich etwas gefragt hatte. Doch was?n ich weiß es nicht. So ein Durcheinander herrscht in meinem Kopf.
Ein Wirbel aus unendlich vielen Fragen . Wenn ich versuche nach einer bestimmten Frage zu fassen, dreht sich alles nur noch schneller. Mir wurde schwindelig und ich bekam Kopfschmerzen. Es ist glaube ich an der Zeit meinem Geist etwas Ruhe zu gönnen. Wenigstens zwei drei Stunden, bis wir uns endlich treffen würden.
*leider hab ich den nächsten Absatz, das Gespräch mit Sophia gelöscht ....
...sooo endlich hab ich auch Sophias Geschichte nochmal geschrieben (auch wenn er nicht so schön geworden ist wie beim ersten mal aber naja....*
*erdbeertee schlürf*