[Yukiko Sakamato]
Tag 3 – 10:59 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) – Agrargebäude
"Kenichi-kun, Hayato-senpai hat Recht. Wir können und sollten uns nicht derart direkt mit dem Schülerpräsidenten anlegen. Es bringt uns nicht weiter", redete schlussendlich auch Yukiko auf ihn ein. Für einen Moment hielt er ihrem Blick stand und seufzte dann resignierend, worauf sich Yukiko gleich erleichtert entspannte.
"In Ordnung, in Ordnung. Ihr habt ja Recht. Hab nicht so weit gedacht", gab er nach.
"Also bevor wir nicht die Möglichkeiten gefunden haben es mit dem Schülerpräsidenten aufzunehmen im Sinne von die Operationen mit nahezu garantiertem Erfolg abschließen zu können, gibts von mir keine direkte Herausforderungen... Sollte sich für mich aber die Möglichkeit bieten es mit ihm im Einklang mit unseren Zielen aufzunehmen, werde ich die nicht einfach ignorieren. Wie Hayato-kun bereits sagte. Eine richtig eingesetzte Keule kann Wunder wirken."
"Du kannst aber nicht gewinnen! Wieso würdest dir das freiwillig antun?", platzte es dann aus Yukiko heraus. Sie verstand nicht, wie er den Tenchi, der im Kampf mehr ein Monster als ein Engel war, freiwillig herausfordern konnte. Sie hielt ihn nicht für dumm genug aus freien Stücken wieder und wieder wie ein Lemming in seinen Tod zu rennen.
Kenichi sah sie überrascht an. Doch statt zu antworten, stellte er eine Gegenfrage:
"Viel lieber würde mich interessieren, warum ihr dem Tod so viel Bedeutung zu misst. Man kann zwar sterben, aber der Tod holt einen nicht. Klar, die Schmerzen und so sind da, aber jeder von euch ist doch schon mindestens ein Mal gestorben, oder?"
Yukiko zuckte darauf zusammen, als Bilder von ihrer Gefangenschaft vor ihrem geistigen Auge aufblitzten. Kenichis Mundwinkel zuckte, als er das bemerkte und sagte:
"Jedenfalls sehe ich es als Herausforderung. Der Typ ist stark. Stärker als ich. Also ist es für mich Zeit zu lernen und wieder der Stärkste zu werden. So einfach ist das."
Langsam schüttelte Yukiko den Kopf. Zum einen um ihre Erinnerungen loszuwerden und zum anderen, um ihren Unmut über Kenichis einfach nur dummen Erklärung Ausdruck zu verleihen.
"Typisch Mann...", murmelte sie, was bei Kenichi ein kleines Lächeln auslöste. Der wandte sich dann aber von ihr ab und sah Ibuki an.
"Würdest du jemanden vertrauen, den du gerade eben erst kennengelernt hast, der dir Lügen auftischt, deinen Fragen ausweicht und ganz offensichtlich von allen anderen Anwesenden nicht gemocht wird? Mein Eindruck ist nicht, dass du derart vertrauensseelig sein würdest. Und wie gesagt. Ich weiß noch immer nicht, was du mir überhaupt beibringen willst."
Nach einer kurzen Pause, in der er überlegte, ob er seine Gedanken aussprechen sollte oder nicht, sah er sie noch einmal prüfend an. Dann entschied er sich dafür und meinte:
"Mädchen, ich habe nichts gegen dich. Aber wenn du mir gegenüber diese Art beibehältst, dann wird sich das ganz schnell ändern. Ich lass mich nur ungern benutzen. Schon gar nicht von Fremden."
Dann wandte er sich noch an Hayato und meinte beiläufig:
"Kannst mich auch einfach nur Kenichi nennen. Meinen Familiennamen mag ich nicht so sehr."
Wieder an Yukiko gewandt, flüsterte er:
"Jetzt verstehe ich warum ich dich bis jetzt fast nur mit Rika-senpai zusammen gesehen habe. Wirklich harmonisch sind deine Freunde nicht."
Traurig lächelte Yukiko und tuschelte hinter vorgehaltener Hand zurück, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellte:
"Die Situation ist nicht gerade leicht. Für keinen von uns."
Er bedachte sie nur mit einem gedankenverlorenen Blick. Als er nichts erwiderte und lediglich den Blickkontakt hielt wurde sie stutzig und fragte:
"Alles in Ordnung?"
Doch statt zu antworten, grinste er, legte ihr erneut sanft die Hand auf den Kopf und streichelte ihr Haar. Doch diesmal reagierte sie schnell und gefasst genug um unter seiner abzutauchen und sie mit sanfter Gewalt wegzuschlagen. Allerdings verhinderte es nicht, dass ihre Ohren erneut anfingen zu brennen. Jedoch konnte sie ihm direkt böse Blicke zuwerfen, die wie Blitze ihr Ziel fanden. Doch Kenichis Grinsen breitete sich nur aus und er wandte sich nach einem kurzen Blickaustausch wieder der Unterhaltung zu.
Yukiko starrte verunsichert sein Seitenprofil an. Für das nächste Mal nahm sie sich fest vor ihm eine Ohrfeige zu geben. Sie war doch kein kleines Hündchen, dass seine Streicheleinheiten Schwanz wedelnd hinnahm. Das nächste Mal würde er bereuen!