[Geschichte] Angel Beats! Again

  • [Jester]
    Tag 3 - 7:05 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Mädchenwohnheim - Jesters Zimmer


    Da war Beatrice, die ihr hinterlistig Mut machte, sich mit Jack zu treffen. Jesters geliebtes Narrenoutfit, welches sie in so vielen Stunden gemacht hatte und das alles nur für ihn. Ihre vertrauten Augenbinden, durch die sie selbst alles erkennen konnte, während niemand sagen konnte, wohin und mit welchem Ausdruck die Augen Jesters blickten. Die Tür zu seinem Raum. Der Geruch der alten Herberge, der ihr höhnisch in die Nase stieg und beißend ihr Urteil verkündete. Die Tür flog auf. Grüne, bohrende Augen, eine Stimme, mit der man eine Schlägerei zwischen zwei verfeindeten Nationen zu einem freundschaftlichen Saufgelage ändern konnte und sein Lächeln, welches sie, verbunden mit einer perfekten Geste, in den Raum bat. 'Es ist so unecht, so aufgesetzt. Es ist alles zu perfekt' sagte Jester ihrer Erinnerung, denn dieses Mal sah sie alles aus einer dritten Perspektive. Die unsichere, silberhaarige, in einem lächerlich schönen Kostüm gekleidete Victoria stolpert vor Jester in den Raum. Makellos wie die Nacht umschlossen finsterschwarze Klamotten Jacks Körper. Jack Frost. Ein eiskalter Mensch, der wusste, wie er lügen musste, damit die Leute seine eisige, rationale, benutzende Art als freundschaftliche Wärme missdeuteten und in seinen Bann gezogen wurden. Das Bett, breit genug für drei Menschen und dahinter das Fenster, welches später diesem armen Mädchen namens Victoria zum Verhängnis werden sollte. Jester schrie sie an, bettelte und wütete, doch was sie auch machte, sie konnte nicht verhindern, dass die Erinnerung einfach weiter lief. Ein Klicken. Vier Beine, die mit dem Schlüssel verschwanden. Doch das dumme, verliebte kleine Mädchen merkte es nicht. Egal, was Jester versuchte, diese Victoria guckte Jack an, als wäre er ein Heiliger. Er schritt auf sie zu, berührte Victorias Wange und man hätte es als schöne Geste sehen können, wenn da nicht diese Gier in seinen Augen wäre. Fassungslos blickte Jester zu dem Mädchen, welches dastand wie eine Zapfsäule ohne Inhalt. Er sprach sie an. Plötzlich war alles in einer drückenden Stille und der Eiskalte mit den Smaragdaugen sprach tonlos zu dem Mädchen und es traf sie wie ein Donnerschlag. Mit schlangen-ähnlichen Bewegungen wanden sich seine Hände um ihren Körper, griffen an den Hintern und die Brust der jungen Lacrime. Sie begann sich zu wehren.
    Jester war wutentbrannt, vor Schmerz und vor Angst, weil sie wusste, was passieren würde. Sie versuchte dieses Mensch gewordene Gift zu attackieren, ihm den Hals umzudrehen und Victoria, sich selbst, vor ihm zu schützen. Victoria war zurückgewichen. Jacks makellose, kühle Fassade war einer wütenden Fratze gewichen und als wäre sie ein Stück Fleisch, versuchte er seine Klauen in sie zu jagen und sie zu zwingen, ihm zu gehorchen. Jester, so verzweifelt sie war und so gut sie wusste, dass sie nichts ändern konnte, positionierte sich an dem Bett, an dem Victoria sich versuchen würde abzurollen. Nun standen sie, makaberer Weise perfekt in Szene, und Jack packte ihr Handgelenk. Die Zeit stand still, während Jacks Griff auf Jesters Haut brannte. Ein höllischer Schmerz durchzuckte sie und es war, als würden tausende Feuer in ihr darum wetteiferten, wer sie zuerst verzehren durfte. Sie fühlte sich, als würde sie gleich in tausende Teile auseinander springen als...
    Sie die Augen öffnete. Jack starrte sie fassungslos an. Die Hand immer noch an Victorias Handgelenk, doch nun war Jester nicht mehr die, die tatenlos zuschaute. Als hätte er gemerkt, dass sich etwas verändert hatte, blickte er unschlüssig in ihre Augen, als sie ihm mit einem kurzen Lächeln die Fingernägel in die ängstlich wirkenden, smaragdgrünen Augen drückte, in denen sich nun das Rot der Rache aller sammelte, die er hintergangen und betrogen hatte. "Du blöde Schlampe, so haben wir nicht gewettet!" In blinder Rage fuchtelte Jack vor ihr herum, doch er konnte nicht verhindern, dass sie sich nun endlich revanchieren konnte. Sie duckte sich unter seiner blutverschmierten Hand weg, stieß mit eigenen Handfläche gegen seine Nase, sodass diese in einem unheimlich befriedigenden Geräusch brach, packte ihn dann mit beiden Händen an den Schultern, als wolle sie sich noch mal ansehen, ob sie grade den Richtigen zu einem Gesichtsauflauf verarbeitet hatte, um dann gekonnt an ihm hoch zu springen, nicht ohne mit voller Wucht ihr Knie in seine wertvollen Juwelen zu rammen. Wimmernd ging er zu Boden, als Jester ihn packte und mit einem gekonnten Schulterwurf durch das große Fenster donnern ließ und mit Genuss beobachtete, wie er dort aufgespießt wurde, wo sie ihren eigenen Tod gefunden hatte. Sie schloss kurz die Augen, sog die Luft ein, die sich veränderte, öffnete die Lider wieder und befand sich in ihrem Zimmer.


    Die Decke befand sich am anderen Ende des Raumes als sie erwacht war. Jester fühlte sich verschwitzt und nicht wirklich erholt, doch sie war zufrieden. Auch, wenn es etwas brutal zugegangen war, endlich hatte sie auch für sich eine Art Schlussstrich drunter gezogen.
    Sie ließ kurz die Knochen knacken, erhob sich, ließ die Dusche schon mal anlaufen, während sie sich ihrer Kleidung entledigte und stieg dann das schön temperierte Wasser. Nach einer ausgiebigen Dusche und einigen entspannten Seufzern zog Jester sich frische Klamotten an und begab sich nach draußen. Sie atmete die kühle und unverbrauchte Luft ein, frühstückte ein wenig, während sie gesehen hatte, dass die Rothaarige und das Mädchen, dem Ibuki das Genick gebrochen hatte, über irgendetwas sprachen. Sie waren definitiv geschminkt, und dass immer wieder ein komisches Funkeln in ihren Augen zu sehen war, zeigte, dass sie dies ganz bewusst gemacht hatten und, wichtiger noch, wussten, wo sie Schminke her bekamen! Jester hörte sich ein wenig um und als sie die Klasse betrat, gab es nur ein Gesprächsthema unter den Mädchen. Die Pause in dem Krankenzimmer zu verbringen und dort endlich an Schminke zu kommen. Ein Lächeln huschte über Jesters Gesicht und sie freute sich schon über die Gesichter der beiden Mädchen, wenn plötzlich die Schülerratsvizepräsidentin dort stand, wo doch scheinbar verhindert werden sollte, dass die offiziellen Instanzen irgendwas davon mitbekamen. Aber auf jeden Fall brauchte sie jetzt, wo sie wusste, dass es Schminke gab, einen Weg, an diese zu kommen.


    [Yoshio Ishiguro]
    Tag 3 - 07:30 Uhr – Gelände der Schule – Cafeteria


    Stöhnend drückte er auf den Wecker, der schrill neben ihm klingelte. Yoshio fühlte sich vollkommen gerädert, hatte keine wirkliche Lust aufzustehen und begab sich nur widerwillig in das Bad. Lustlos legte er die Kleidung ab, begab sich unter die Dusche, die er extra nicht wirklich warm werden ließ, damit er wach wurde. Doch irgendwie klappte das nicht wirklich und nachdem er aus dem kühlen Wasserschwall gestiegen war, machte er sich fertig. Er war gestern zu schnell eingeschlafen und heute zu desinteressiert, um sich das Zimmer genauer anzugucken und als er die Tür hinter sich schloss, konnte er sich nicht wirklich an irgendwas erinnern, was in diesem Raum war. Er zuckte mit den Schultern und schlich fast schon dem Ausgang des Schülerwohnheims entgegen. Yoshio wusste, dass sich seine lustlose Art mit dem Verlauf des Tages geben würde. Solange ihn niemand weckte und er nach seinen eigenen Zeiten aufstand, war er wenigstens auf einem ertragbaren Level. Desinteressiert, pessimistisch, aber ertragbar. Auf dem Weg zur Cafeteria merkte er, dass er keine Marke mehr hatte. Doch er hatte auch vor seiner Ankunft hier meistens erst um Mittag rum gegessen, wodurch er ohnehin keinen Hunger hatte. Er nahm an einem Tisch etwas abseits der Menge Platz und überlegte, was er nun machen sollte. Diesem Take... Tenshi... Tenkashi oder wie der Schülerratspräsident auch hieß, wollte er mit Sicherheit nicht über den Weg laufen. Das Mädchen mit dem Messer, Ibuki oder so ähnlich, schien auch keine angenehmere Gesellschaft zu sein. Amaya, das Mädchen mit den schönen und doch so traurigen Augen war nirgens zu sehen. Wenn sie hier irgendwo war, hatte Yoshio sie wahrscheinlich übersehen, entweder durch seine Restmüdigkeit oder durch sein momentan recht geringes Interesse an seiner Umgebung.
    Er seufzte und wartete dann, bis ihn entweder jemand fand oder er eine bessere Idee bekam.


    Gewappnet gegen Rechtschreibfehler!
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    2 Mal editiert, zuletzt von Elogan () aus folgendem Grund: kleinere Anpassungen

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:46 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Nachdem sie sich das Frühstück hatten schmecken lassen, waren sie erst einmal mit dem Strom der Schüler in Richtung des Schulgebäudes gelaufen. Dabei hatte Rika weiter auf Honoka geachtet, die scheinbar ganz und gar zu einem NPC geworden war. Es war irgendwie schon ein wenig unheimlich, so wie sie plötzlich mit einigen anderen Schülern über triviale Themen sprach. Rika hatte bei ihr den Eindruck gehabt, als wäre Honoka noch mehr darauf bedacht gewesen ihren Hintergrund zu verbergen, als sie selbst.
    War sie deshalb vielleicht zu einem NPC geworden? Um den Erinnerungen und Träumen zu entgehen?


    Während sich die anderen Schüler in die Klassenräume begaben, hatten Yuki und sie schon mal das Krankenrevier in Augenschein genommen. Dabei fiel Yuki auf, dass einige Spuren vom gestrigen Tag verschwunden waren. Da die Tür nicht verschlossen war, fiel Rika das gar nicht auf.
    Kouta kam etwas später hinzu und sie bauten einige Betten etwas um, so dass diese in Sichtschutzwänden standen.
    Da diese Anordnung innerhalb des Krankenreviers für Schüler gedacht war, die Ruhe und Abgeschiedenheit brauchten, würde es nicht einmal groß auffallen. Die Lauten Umstellgeräusche mussten sie bis zum Unterrichtsbeginn erledigt haben, da sonst vielleicht jemand aufmerksam wurde.
    Also hatten sie sich ran halten müssen, um mit dem dritten Glockenschlag alle Betten verschoben zu haben.


    Nachdem der Unterricht offiziell begonnen hatte, waren sie mit den Stellwänden und anderen leichten Gegenständen beschäftigt gewesen. Einige der Bettnischen waren als Probier- und Ankleideräume vorgesehen. Yuki war noch eingefallen, dass zum Ausprobieren der Make Up Artikel ja auch Spiegel benötigt wurden. Deshalb hatten sie da auch noch etwas improvisieren müssen.


    Nun waren sie schließlich mit dem Raum fertig. Das schon eine Dreiviertelstunde seit dem Unterrichtsbeginn vergangen war, fiel Rika erst bei einem Blick zur Uhr auf.
    "Die haben die erste Stunde Unterricht schon rum. Wir sollten jetzt die Ware hierher holen. Von allem etwas zum Ausprobieren, aber bloß nicht alles", sagte sie nach dem Blick zur Uhr. Yuki schien bei ihrem letzten Satz erleichtert zu sein.
    Die Schlepperei von gestern wollte bestimmt keiner von ihnen wiederholen.
    "Wir haben noch genug Zeit und wir sollten keinen Krach machen. Fangen wir an", forderte sie die beiden anderen auf.

  • [Ibuki Nukui]
    Tag 3 - 8:49 Uhr - Gelände der Schule - Schülerwohnheim der Mädchen (Raum 407)


    Vollkommen verschlafen stieg, oder treffender formuliert, fiel Ibuki aus ihrem Bett. Unter ihren Augen verliefen tiefe Augenringe und ihr Haar war vollkommen zerzaust. Der Wecker, welcher eigentlich dafür sorgen sollte, sie zu wecken, hatte ihren Zorn schon gespürt als er das erste Mal anfing zu klingeln. Nun lag er mit zersprungenem Glas und einer verbeulten Glocke in der anderen Ecke des Zimmers. Langsam und recht wackelig auf den Beinen machte sie sich ins Bad, um diesen grässlichen Geschmack von getrockneten Speichel aus ihrem Mund zu waschen. Zwar musste sie ihren Tagesablauf an dieses neue Zimmer anpassen, aber da sie sich die letzten Wochen ihres Lebens ohnehin nur sehr selten zu hause aufhielt, fiel es ihr nicht all zu schwer. Während des Zähneputzens ließ sie schon das Wasser in der Dusche heiß laufen. Nachdem sie sich den Mund ausgespült und sich entkleidet hatte, stieg sie in das dampfend heiße Wasser der Dusche.
    Sie wusste, das viele andere die Methode von kalten Wasser am Morgen bevorzugten um wach zu werden und konnte diesen Gedankengang nur schwer nachvollziehen. Sie liebte es schlichtweg sich in beißend heißem Wasser zu räkeln. Einige Zeit dachte sie über Leo nach und wie sie ihn sonst noch einsetzen könnte. Es wäre möglich ihn als Mittelsmann zwischen ihr und Hayato fungieren zu lassen, da er ihn etwas näher zu kennen schien. Und früher oder später würde der Perversling auf sie zukommen, das spürte sie einfach. Er würde bestimmt eine starke Hand wie die ihre als Hilfe gebrauchen, wenn er alleine nicht mehr voran kam und das wäre ihr Zeitpunkt um zuzuschlagen. Dann schweiften ihre Gedanken zu der Lesbe ab. Sie hatte das Mädchen schon lange nicht mehr gesehen, was nicht sehr viel bedeutete, wenn man bedachte, dass sie möglicherweise eine hohe Position in der Schule inne hatte. Es lief ihr dennoch kalt den Rücken runter nicht zu wissen, wo sie sich aufhielt, da sie höchst wahrscheinlich ähnliche Fähigkeiten wie Takeshi besaß und nicht wirklich viel von sich preisgegeben hatte.
    Ohne weiter über die restlichen 'abnormalen' Schüler von der Treppe nach zu denken, verließ sie dampfend die Dusche, trocknete sich ab und begann sich anzuziehen. Nachdem sie noch ihre Frisur gerichtet hatte, blieb sie an ihrem Schreibtisch kurz stehen.
    Sie hatte gestern Abend noch versucht, in die Bibliothek hinein zu gelangen, aber diese war zu ihrem Pech leider verschlossen. Natürlich hätte sie eines der Fenster einschlagen können. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie in ein Gebäude eingebrochen wäre, aber sie wollte nur ungern Takeshi noch mehr auf sich aufmerksam machen. Er würde sie ohnehin sofort verdächtigen, sobald etwas zu Bruch ging, da musste sie es nicht auch noch provozieren. Stattdessen entschied sie sich für den vorerst sichereren Weg, wobei sie sich doch lange darum zu drücken versuchte. Sie würde den Unterricht besuchen. So sehr sie doch bei diesem Gedanken ausspeien wollte, es würde ihr Takeshi effektiv vom Hals halten, da sie ja schließlich seinen Wunsch vom ersten Tag nach kam. Sie würde die Marken zum Essen bekommen und musste sich nicht vollkommen auf Leo verlassen, der wer weiß was anstellen konnte. Und sie hatte im Unterricht selbst auch Zeit die Bücher zu studieren. Die Lehrer würden wahrscheinlich nichts dagegen haben, wenn sie im Unterricht Lektüren der Bibliothek las und selbst wenn es der Fall sein sollte, konnte sie den Unterricht jederzeit verlassen.
    Nach diesem fehlgeschlagenen Raubzug war sie noch einmal das Gelände abgelaufen und versuchte dabei sich die Nischen und Ecken so gut es möglich war einzuprägen. Um Mitternacht herum war sie dann wieder in ihrem Zimmer angekommen, ihre Füße von den Wegen schmerzend und ihr Kopf von der gewaltigen Mengen an Informationen pulsierend, weshalb sie nur schlecht einschlief.
    Mit einem kurzen Kopfschütteln brachte sie sich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.
    Sie verließ ihr Zimmer, eilte die Treppen bis zum Erdgeschoss herunter und fand sich einige Zeit später vor dem Schulgebäude wieder. Sie atmete kurz durch und schüttelte ihre Verachtung davon. Es war lange her, seitdem sie das letzte Mal eine Schule betreten hatte, um wirklich dort am Unterricht teilzunehmen. Das letzte Mal war, nachdem sie von ihrem Lehrer gesagt bekommen hatte, das sie ein weiteres Mal sitzen bleiben würde, sollte sie noch einmal zu spät zum Unterricht erscheinen.
    "Sollte ja nicht allzu schwer werden. Das wird schon." Sie kontrollierte noch einmal, ob Kim an ihrem Platz war, bevor sie durch die Tür schritt.

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:46 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation

    "Wir haben noch genug Zeit und wir sollten keinen Krach machen. Fangen wir an", forderte Rika sie und Kouta auf, worauf Yukiko motiviert nickte. Während sie die Sachen, in erster Linie Schminke und dann noch ein paar Blusen holten, machte sich wieder Yukikos Muskelkater bemerkbar. Sie würde dringend etwas für ihre Fitness machen müssen. Irgendwas sagte ihr, dass sie es noch brauchen würde. Und sie selbst war auch nicht damit zufrieden sich schon nach den gestrigen Anstrengungen kaum noch ohne Schmerzen bewegen zu können.


    Nachdem sie fertig waren mit dem Transport ging es ans Einräumen und Umsortieren. Sie wollte es nicht zu offensichtlich gestalten, sodass man beim ersten Blick in die Krankenstation nicht direkt erkannte, dass es dort noch etwas anderes als Binden und Pflaster gab.
    Also schlug sie vor, in den Schränken nahe den Betten die wichtigsten Dinge zu verstauen, damit man möglichst wenig Weg hatte und auf Eventualitäten schnell reagieren konnte. Dafür mussten allerdings die Inhalte dieser Schränke um geräumt werden, um Platz zu schaffen. Deswegen war sie gerade dabei Kram in die oberste Reihe der Wandschränke, direkt neben dem Eingang, einzuräumen. Weil diese zu weit oben waren, brauchte sie auch zuvor einen der Hocker, und musste sich dann noch auf die Zehenspitzen stellen und sich strecken, um vernünftig alles verstauen zu können.
    Gerade in diesem Moment öffnete sich die Tür ruckhaft und tickte gegen den Hocker. Erschrocken zuckte sie zusammen und kämpfte mit ihrem Gleichgewicht. Als sie jedoch den verdutzten Blick des unerwarteten Gastes auffing, durchzuckte sie eine Szene ihres Traums. Mit einem unterdrückten Schrei quittierte sie ihre Niederlage im Kampf mit ihrem Gleichgewicht. In Erwartung eines harten Aufpralls drückte sie ihr Kinn gegen ihre Brust und hielt ihre Hände am Oberkörper. Warum musste es auch ausgerechnet Kenichi sein? Sie schloss ihre Augen um sein Gesicht nicht sehen zu müssen. Was wollte er hier? Warum hatte er ausgerechnet dieses Timing?
    "Hoppla... Das ist eine stürmische Begrüßung, Yuki-chan. Aber wie sehr du dich auch freust mich wieder zu sehen, wie wärs wenn du in Zukunft weniger gefährliche Methoden wählen würdest?" fragte Kenichi breit grinsend.
    Yukiko versteifte sich und drückte ihre Hände fester an ihre Brust ohne ihre Augen zu öffnen. Der Aufprall war ausgeblieben. Er hatte wirklich... Ihr wurde heiß und das Gefühl ihrer brennenden Wangen verriet ihr, dass sie mal wieder einer Tomate zum Verwechseln ähnlich war. Plötzlich spürte sie neben ihrem Ohr seinen Atem. Angst stieg in ihr auf. Die Szene aus ihrem Traum... Wie er ihre Wunde leckte... Er würde doch nicht? Nein das würde er nicht wagen. Oder? Sie spürte wie er näher kam. Der Schock verhinderte jegliche Reaktion ihrerseits, während sie sich innerlich auf die völlige Demütigung vorbereitete. Sein Atem kitzelte jetzt ihre Ohr und ihre Wange. In einem dunklen Bereich ihres Bewusstseins registrierte sie, wie er dezent nach Shampoo duftete.
    "Aber dank dessen habe ich etwas wunderbares gesehen. Wobei ich eher auf weiß getippt hätte... Pink hat mich überrascht", flüsterte er ihr leise ins Ohr. Diesmal riss sie vor Schock die Augen auf und starrte ihm geradewegs in Gesicht. Ihr Mund formte Worte, jedoch brachte sie keine zusammenhänge Buchstabenkombination hervor. Er lächelte beruhigend und entfernte sich ein wenig von ihr, wobei er sie noch immer in den Armen hielt. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte noch immer leise:
    "Entschuldige, aber ich hatte keine andere Wahl. Hätte ich nicht geguckt, wäre dir vielleicht was passiert."
    Jetzt versuchte er sich auch noch zu rechtfertigen? Er hatte ihr unter den Rock geguckt! Todesstrafe! Folter! Ewige Verbannung ins Fegefeuer!
    "Lass mich runter...", piepste sie.
    "Un..." Und er kam ihrer Bitte nach und setzte sie vorsichtig am Boden ab. Dann registrierte Kenichi die anderen beiden und fragte:
    "Was macht ihr denn hier? Es sieht so aus, als wärt ihr schwer beschäftigt."
    Yukiko registrierte seine Frage nicht sofort. Sie war zu sehr damit beschäftigt die Situation zu verarbeiten und sich auf den Beinen zu halten, die aus irgendeinem Grund plötzlich wie Gummi unter ihr nachgeben wollten. Sie brachte zwei Schritte Abstand zwischen ihn und sich. Dann wollte sie seine Frage beantworten. Doch er entdeckte den Kram, den sie verkaufen wollte und machte große Augen.
    "Wo habt ihr denn das ganze Zeug her? Und warum seid ihr nicht im Unterricht?"
    Nach einer Pause suchte er wieder Blickkontakt zu Yukiko und fragte neugierig:
    "Was habt ihr vor?"
    Hilflos war Yukiko für einen Moment von seinem Blick gefesselt. Sofort spürte sie wieder seine Körperwärme und ihr wurde schlagartig heiß. Hilfe suchend, fast flehend blickte sie zu Rika. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihn handhaben sollte.

  • [Amaya Mai]
    Tag 3 - 8:46 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B


    Amaya hatte auf dem Weg vor der Cafeteria einen Jungen entdeckt, der im Begriff war hinein zu gehen. Sie sah in ihm ein mögliches Ziel und legte einen kleinen Sprint ein. Tatsächlich sah sie eine Essensmarke aus seiner Hosentasche gucken.
    "He Moment!" Der Junge drehte sich zu ihr um und blickte sie an.
    "Oh t'schuldige ich habe dich mit Jemandem verwechselt." Sie lächelte freundlich, ging an ihm vorbei und hatte die Marke im Vorbeigehen stibitzt.
    Amaya war dann mit einem etwas selbstzufriedenen Lächeln in die Cafeteria gegangen und entdeckte Yoshio sofort. Er hatte alleine an einem Tisch gesessen und Löcher in die Luft gestarrt, dabei sah er noch recht müde aus. Bevor sie zu ihm ging, holte sie sich noch etwas zu Essen an dem Automaten. Kung Pao, ein scharfes Gericht mit Hühnchen. Sie starrte einige Sekunden darauf, zuckte mit den Achseln und ging zu Yoshio, der sie noch nicht bemerkt zu haben schien. Sie stellte das Tablett gegenüber von ihm ab und setzte sich.
    "Yoshi? Bist du wach?" Sie hatte ihm direkt in die Augen geblickt. Er hob nur müde den Kopf und legte ihn fragend schräg. "Ah. Ähm, alles okay?" Er antwortete einsilbig und schnell merkte Amaya, dass er kein Morgenmensch war. Also wandt sie sich ihrem Essen zu.


    Als Amaya mit Essen fertig gewesen war, blieb sie noch einige Zeit sitzen. Die anderen Schüler waren längst gegangen, denn der Unterricht hatte begonnen. Also stand sie auf, brachte das Tablett weg, schaute Yoshio noch einmal an und ging nach draußen auf die Brücke und sah sich die langsam steigende Sonne an.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:49 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Yukiko hatte da eine wirklich gute Idee gehabt, dass die Tauschware zwischen den eigentlichen Artikeln des Krankenzimmers viel weniger auffallen würde. Somit hatten sie nach der ganzen Schlepperei die Ganzen Waren in bestimmte Gruppen aufgeteilt und verstauten diese in den Schränken und Fächern, wo sie tatsächlich mit der übrigen Ausstattung verschmolzen.
    Allerdings blieb dabei nicht aus, dass einiges der normalerweise in den Regalen und Schränken stehenden Artikel an einen anderen Ort umziehen mussten. Dazu blieben hauptsächlich die oberen Fächer in den Schränken, wo es niemanden oft heran zog. Deshalb waren sie auch nicht so leicht zugänglich und die Krankenstation hatte nur einen einzigen Tritt, den man verwenden konnte.
    Noch in die Räumarbeiten vertieft hörte Rika ein "Pock". Als sie aufgrund des Geräusches nach sah, konnte sie gerade noch sehen, wie Yuki mit einem kleinen Schrei in die Arme von Inugami-san fiel. Der Kampfsportler, den Rika gestern Abend über Yukiko kennen gelernt hatte, fing Yuki mit gewandter Leichtigkeit, sodass nur der Stuhl zu Boden klapperte.
    Sein Spruch, den er daraufhin in den Raum stellte, passte wieder zu seiner Art, die Rika vor dem Angriff von Leopold-san mitbekommen hatte. Yukiko war knallrot geworden und reagierte noch unruhiger auf etwas, dass Inugami-san ihr zuflüsterte. Was auch immer es gewesen war, es musste Yuki unsagbar peinlich sein, denn ihre Stimme gehorchte ihr kaum, als sie ihn aufforderte, sie abzusetzen.
    "Was macht ihr denn hier? Es sieht so aus, als wärt ihr schwer beschäftigt." begann er sich für die Umgebung zu interessieren.
    "Wo habt ihr denn das ganze Zeug her? Und warum seid ihr nicht im Unterricht?"schoss er gleich die nächste Frage hinterher, als er einen Teil der Ware sah, die noch nicht verstaut worden war. Schließlich wandte er sich mit einer abschließenden Frage wieder an Yukiko.
    "Was habt ihr vor?"
    Yukiko, die scheinbar Probleme hatte, sich von ihren Beinen tragen zu lassen, blickte Hilfe suchend in ihre Richtung.
    Rika hatte nicht vor, den Jungen weiter seine Überlegenheits-Schiene fahren zu lassen.
    "Die Frage in Bezug auf den Unterricht würde mich auch interessieren", setzte sie mit kühler Freundlichkeit an. Heute trug sie ja die Schuluniform, so dass er sehen konnte, dass sie zur dritten Jahrgangsstufe gehörte. "Warum bist du nicht im Unterricht? Hast du dich verletzt? Benötigst du Hilfe?"
    Die Tauschwaren konnte er nicht einer gegen Schulordnungen verstoßenden Aktion zuordnen, da viele Artikel ziemlich gut in die Krankenstation passten. Die Blusen konnte er von seiner Position aus nicht sehen.
    Rika hatte nicht vor, ihm auf die Nase zu binden, was sie hier tatsächlich vorhatten. Da Yukiko aber von Präsidenten des Schülerrates offiziell für die Krankenstation ernannte worden war, konnte man daraus etwas machen.
    Wahrscheinlich würden durch die Mundpropaganda unter den Mädchen sowieso noch mehr Fragen kommen. Und die Herkunft der Artikel wollte sie denen bestimmt nicht auf die Nase binden. Da könnte man viel eher eine Frühlieferung an die Krankenstation als Grund einsetzen.


    [Takeshi Okamura]
    Nach den Arbeiten in der letzten Nacht hatte er sich heute morgen vor dem Unterricht im Lehrerzimmer gemeldet und sich für den Vormittag etwas Zeit genommen. Er hatte im Büro des Schülerrates einen Aushang erstellt und diesen auch gleich kopiert. Danach hatte er den Aushang an den schwarzen Brettern der Schule angebracht.
    Der Aushang warnte die Schüler vor unlauteren Methoden, ohne den Diebstahl von Essensmarken direkt zu nennen. Auf alle Fälle wurden alle geschädigten Schüler aufgefordert, ihren Verlust im Sekretariat zu melden.
    Um diese Aktion auch möglich zu machen, hatte er sich mit dem System länger auseinander setzen müssen. Es war ihm aber gelungen, das System zu überzeugen, dass er alleine diese Aufgaben nicht alle flächendeckend durchführen konnte. Somit war jetzt im Sekretariat neben dem Lehrerzimmer Frau Shimitzu so weit in den Handlungsbefugnissen erweitert, dass sie als Sammelstelle auch tatsächlich behilflich sein konnte.
    Damit würden jetzt alle Meldungen über das Schul-Sekretariat gehen, was ja auch in der vorherigen Welt so gewesen war. Takeshi erhielt so eine Vorauswahl der eingehenden Daten und musste nicht alles alleine sortieren.
    All das hatte er innerhalb der ersten Schulstunde geschafft und war jetzt auf dem Weg in den Klassenraum für die zweite Stunde.

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:49 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Kenichi bemerkte die Kühle in Rikas Stimme, worauf er sie neugierig musterte. Zwischendurch warf er Yukiko noch einen prüfenden Blick zu, dem sie gekonnt auswich. Dann lächelte er schwach und fragte trocken:
    "Ob ich mich verletzt habe?" Für einen Moment ließ er die Frage im Raum stehen. Währenddessen schmunzelte er leicht, was jedoch abrupt stoppte. Ruckartig hob er seine Hand, stoppte sie jedoch auf halbem Weg und ließ sie wieder sinken. Für einen Moment kniff er seine Augen zusammen und sog leicht die Luft ein. Dann schluckte er und fuhr weiterhin in dem trockenen Ton fort: "Weißt du Senpai, gestern hat mich einer eurer Bekannten angegriffen, falls du das vergessen haben solltest. Und als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich einen ordentlichen Batzen Kopfschmerzen, die stark genug waren, um mich den Tee von gestrigen Abend noch einmal schmecken zu lassen. Bin weniger heiß darauf, dass mir das während des Unterrichts passiert. Dazu kommt noch gelegentlicher Schwindel. Mit anderen Worten habe ich vermutlich eine schwache Gehirnerschütterung abbekommen. Also ja, ich bräuchte Hilfe."
    Er schwieg wieder einen Moment und rieb sich die Schläfe. Dann warf er noch einen schweifenden Blick durch den Raum, bevor er fragte:
    "Ich hatte gehofft, einen Lehrer vorzufinden, der mir zumindest ein paar Kopfschmerztabletten geben könnte. Habt ihr eine Ahnung wo... Ich glaub, ich hab seinen Namen vergessen..." Diesmal zuckte Kenichi regelrecht zusammen, als würde der Versuch sich zu erinnern ihm Schmerzen bereiten. "Wisst ihr wo er ist?"


    Während sich die beiden unterhalten hatten, bemühte sich Yukiko darum ihre Fassung wieder zu gewinnen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er ihr unter den Rock geguckt hatte. Und was konnte sie dafür, dass so ziemlich alles in ihrem Zimmer pink oder rosa war? Als er Rika seine Situation erklärte, erkannte Yukiko, dass er tatsächlich mehr als ein wenig fertig aussah. Sein Gesicht war blass, Augenringe zeichneten sich ab und seine Stimme klang leiser als gestern. Ein Teil ihrer Scham wurde von ihrem schlechten Gewissen verdrängt. Sie wusste nicht ob er das bezwecken wollte, aber er hatte nicht ganz Unrecht damit, dass er nur wegen ihr verletzt wurde. Sie straffte sich innerlich und zwang sich ihn wieder anzusehen. So ziemlich alles in ihr stellte sich momentan dagegen ihm auch nur einen Gefallen zu tun. Allerdings war es aktuell ihre Pflicht die Krankenstation zu managen. Auch wenn es Kenichi war.


    Sie trat wieder auf ihn zu und sagte mit nach wie vor leiser Stimme: "Setz dich. Ich kann dir etwas geben."
    Erstaunt blinzelte er, nickte dann aber und setzte sich gehorsam auf das nächste Bett. Yukiko hatte schon erwartet, dass sie gewöhnliche Medikamente öfters mal gebrauchen könnte und hatte sie deswegen in einer Schublade verstaut, an die sie leichter heran kam. Sie schnappte sich eine ganze Packung der Tabletten, fischte sich eine heraus und gab sie ihm mit einem Glas Wasser. Die Restlichen legte sie neben ihm aufs Bett, damit er sie später mitnehmen konnte.
    "Dank dir", sagte Kenichi mit großer Erleichterung in seiner Stimme. Yukiko nickte nur leicht, bevor sie sich wieder abwandte. Nach dem Vorfall von gerade würde sie ihn nie wieder in die Augen sehen können. Sie hörte ihn schlucken und dann fragte er:
    "Yuki-chan, warum seid ihr hier? Und was ist mit dem Lehrer?"
    Da sie mit dem Rücken zu ihm stand, konnte er ihren verlorenen Gesichtsausdruck nicht sehen. Ihr war klar, dass sie ihm nichts über ihr Vorhaben erzählen konnte. Je weniger dieser Störenfried wusste, desto besser.
    Als sie nicht sofort antwortete, warf Kenichi ihrem Rücken einen besorgten Blick zu. Als sie nach einem Momenten noch immer keinen Laut von sich gab, wurde er nervös und setzte erneut an:
    "Ne, Yuki?"
    Doch statt einer vernünftigen Antwort schielte sie nur kurz über die Schulter zu ihm herüber. Als sich ihre Blicke trafen, erkannte sie an seiner Körperhaltung, dass sich etwas geändert hatte. Er hatte sich voll und ganz zugewandt und irgendwie schien er bereit zu sein ihr nach zuspringen, wenn sie gehen würde. Darauf trafen sich ihre Blicke. Und sofort kamen ihr wieder die Szene von vorhin und die aus ihrem Traum in den Sinn. Ruckartig wandte sie sich von ihm ab und machte dabei ein "Hmpf!" Geräusch.
    "Eh?" stieß er hervor und stand auf. Dabei verlief das ein wenig zu schnell, als er für einen Moment bedrohlich schwankte. Allerdings hatte er sich blitzschnell wieder im Griff. Er dackelte ihr hinterher und sagte schnell:
    "Ne, ich hab mich doch entschuldigt? Ich konnte doch nicht wissen, dass du da stehen würdest. Es war nicht meine Absicht dir unter den Rock zu gucken!"
    "Baka!" zischte Yukiko leise. Hatte er vergessen, dass hier noch andere im Raum waren? Gut, dass die Röte nie aus ihrem Gesicht verschwunden war, sonst hätte sie den Tomaten-Counter schon wieder um eins erhöhen müssen.
    "Eh? Hast du was gesagt? Ne, Yuki?"
    Sie fühlte sich umzingelt. Jetzt wo er es gesagt hatte, konnte sie sich auch nicht zu Rika sehen, da sie sonst Blicke mit Kouta hätte kreuzen müssen. Sie hatte keine Ahnung wie sie reagieren sollte. Allerdings zwang Kenichis Drängen sie dazu irgendwas zu sagen. Also tat sie das einzige, was ihr gerade in den Sinn kam. Sie schloss ihre Augen und sagte mit tonloser Stimme:
    "Der Schülerpräsident hat mir die Krankenstation übertragen. Die beiden Helfer unterstützen mich beim Umräumen."
    Nach einer kurzen Pause, in der sie sich sammelte, wandte sie ihren Kopf ihm wieder zu und öffnete dann die Augen. Sie versuchte das, was Rika ihr gesagt hatte umzusetzen. Sich nicht gerührt zu geben, eine gewisse überdrüssige Gleichgültigkeit zum Ausdruck zu bringen. Dann hob sie langsam ihr Kinn ein Stück und bohrte ihren Blick in seinen. Es schien als würde er erstarren. Seine Augen weiteten sich in Überraschung. Ermutigt von dieser Reaktion fühlte sich Yukiko sicher genug um ihren Plan durchzuziehen.
    "Die Tabletten machen müde. Du brauchst viel Ruhe und Schlaf", riet sie ihm noch immer ungerührt. Noch immer verdattert nickte er und ging er einen Schritt rückwärts, wobei er gegen das Bett stieß und sich ungeschickt auf den Hintern plumpsen ließ. Innerlich holte sie einmal tief Luft und fügte dann in einem eindeutigen und absoluten Ton hinzu:
    "Wir haben noch viel zu tun..."
    Dann brach sie den Blickkontakt ab, als ob es nichts weiteres zu sagen gäbe. Sobald er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, atmete sie erleichtert aus und warf Rika einen beschämten und zugleich entschuldigenden Blick zu. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt ihre Unterhaltung zu unterbrechen. Doch ehe sie ein Wort sagen konnte, hörte sie wie Kenichi sich wieder auf die Beine schwang.


    Er nutzte die Chance, dass sie ihn nicht im Blickfeld hatte und näherte sich mit zwei weiten Schritten von hinten bis auf wenige Zentimeter. Gerade als sich sein Arm um ihre Hüfte schwang, drehte sie sich überrascht um. Sie vermochte es noch zu schweigen, als er sie an sich zog und sich zu ihr herunter beugte. Erst als sich seine andere Hand auf ihre Seite legte, konnte sie ihre Fassade nicht mehr aufrecht erhalten.
    "Was soll das? Lass mich sofort los!", fiepte sie und versuchte vergeblich sich von ihm zu lösen. Dabei bemerkte sie, dass sein blasses Gesicht Farbe gewonnen hatte. Seine Wangen brannten förmlich rot. Sie konnte sich nicht weiter darüber wundern, weil er ihren Blick in seinen fasste und ihr zuflüsterte:
    "Du hast ja doch Zähne. Damit hast du es entschieden. Ich werde alles dafür tun, damit die Gerüchte über uns tatsächlich war werden."
    Auf Anhieb verstand Yukiko nicht alles, was er damit meinte. Intuitiv verstand sie jedoch, dass es ein Geständnis war. Ihr Erstes! Von diesem Typen! Nun erst recht flehend blickte sie zu Rika.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:50 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Die Entwicklung der Situation war schon etwas merkwürdig. Erst hatte Inugami-san den Angriff von Gestern als Grund angegeben, was man ihm ja nicht absprechen konnte. Der eigentlich unprovozierte Angriff von Leopold-san hätte bedeutend schlimmere Auswirkungen haben können. Zumindest, wenn man von den normalen Regularien der Welt ihres ersten Lebens ausging. In dieser Welt hätte er bei einem Genickbruch jetzt wahrscheinlich keine Kopfschmerzen, da sein Körper wieder vollständig hergestellt worden wäre.
    Nur konnte das ein Schüler innerhalb des Systems ja nicht wissen.
    Das er jedoch Schmerzen hatte, ließ einen ganz anderen Verdacht in ihr aufsteigen.
    Das er dann auch noch Leopold-san als einen Bekannten bezeichnete, versetzte ihr einen Stich.
    Yukiko hatte die kurze Pause gut genutzt und machte sich daran, den Jungen zu versorgen. Dabei machte sich ihre Vorbereitung mit den Standartmittelchen in der leicht erreichbaren Schublade gleich bezahlt.
    Warum Inugami-san einen Lehrer im Krankenzimmer erwartete, war ihr allerdings nicht eingängig. Auf ihrer Schule war dort immer nur eine Krankenschwester gewesen. Meist befanden sich diese in der Ausbildung zur Ärztin und übernahmen diese Schuljobs wegen der Praxiszeiten.


    Nachdem Yukiko ihn mit einem Mittel gegen die Kopfschmerzen versorgt hatte, fing er wieder an Fragen zu stellen. Rika fand, dass er für einen NPC ungewöhnlich viele Fragen stellte. Als Yuki ihn einfach ignorierte, sprach er plötzlich etwas noch einmal an, was er vorher nur für ihre Ohren gesagt haben musste.
    "Ne, ich hab mich doch entschuldigt? Ich konnte doch nicht wissen, dass du da stehen würdest. Es war nicht meine Absicht dir unter den Rock zu gucken!"
    Rika sah das Zucken in Yukis Haltung und auch die stärker werdende Rötung, die vom Hals nun auch ihre Ohren erreichte. Ihre Antwort konnte Rika nur Unterstützen, da der Bursche wohl vergessen hatte, dass sie nicht alleine hier im Raum waren.
    Ihr Gegenangriff kam wohl für Inugami-san etwas überraschend, aber Yuki konnte ihn ganz gut abmahnen. Er plumste wieder auf das Bett. Doch nachdem sie sich umgewandt hatte, blieb er nicht dort sitzen.
    Scheinbar hatte sie seine Libido nur noch mehr angefeuert. Inugami-san trat zu Yuki und legte seinen Arm um sie. Auch wenn Yuki seine Annäherung gespürt hatte, konnte sie sich nur umdrehen, aber nicht dem Zugriff seines Arms entkommen.
    Rika war schon in Bewegung, bevor sich sein Arm ganz um Yuki gelegt hatte. Deshalb war sie auch nah genug, um seine geflüsterten Worte doch verstehen zu können.
    "Du hast ja doch Zähne. Damit hast du es entschieden. Ich werde alles dafür tun, damit die Gerüchte über uns tatsächlich war werden."
    Yuki blickte flehend zu Rika, als diese ihre Hand auf seinen Arm legte.
    Durch die Jahre der Arbeit an Maschinen und anderen Gerätschaften hatte ihre Hände bedeutend mehr Kraft entwickelt, als man ihrem schmalen Aussehen zugestehen würde. Ihre Finger mussten für den Jungen gerade mit der Kraft einer Gripp-Zange zudrücken, was er bestimmt nicht ignorieren konnte.
    Im Gegensatz zu Kampfsport, der immer ein Regelwerk besaß, lehrte die Straße einen völlig anderen Stil.
    "Auch wenn hier gerade kein Lehrer ist, so solltest du doch besser etwas mehr Zurückhaltung an den Tag legen. Man kann nicht alles mit den Schmerzen von gestern Abend entschuldigen!" sagte sie dabei mit unverändert kühler und ruhiger Stimme.
    Ihre Kraft war mehr als ausreichend, um Inugamis Griff um Yukiko zu lösen.
    Rika zwang den Arm weiter von Yuki weg und blickte dem Jungen in die Augen. Ihre braunen Augen bekamen in solchen Momenten einen merkwürdigen Effekt, der wirkte als würden sie langsam zu glühen beginnen. Eine Pigmentierung von einigen roten Flecken ließ sie dann wie aufglühendes dunkles Kupfer wirken.
    "Inugami-san, du möchtest doch nicht eine Meldung beim Schülerrat riskieren, oder?" fragte sie ihn. "Nur weil wir hier eine Anlieferung wegräumen, kannst du dich nicht verhalten, als wärst du zu hause in deinem Zimmer!"
    Nachdem Yuki sich aus dem Griff gelöst hatte und zwei Schritte zur Seite gemacht hatte, ließ Rika den Arm wieder los, der jetzt mit Sicherheit rote Male von ihren Fingern hatte.
    Die aufdringliche Art erinnerte sie stark an Nibutani. Der hatte auch gemeint, dass er sich alles raus nehmen könnte...
    Inugami-san wirkte einen Moment lang unschlüssig, so als wüsste er nicht, wie er auf die Unterbrechung reagieren sollte. Auch Rika war einen Schritt zurück getreten.
    Kouta hatte sich inzwischen auch weiter nach vorne geschoben, um notfalls zur Stelle zu sein. Nicht das er sich unbedingt mit diesem Jungen anlegen wollte, aber diesmal war der Andere gegen jemand aus seinem Bekanntenkreis vorgegangen.

  • [Amaya Mai]
    Tag 3 - 08:50 Uhr - Gelände der Schule - Schwimmhalle


    Amaya blieb nicht lange an der Brücke. Sie starrte einige Zeit vor sich hin und war in ihren Gedanken versunken, dass passierte ihr öfters. Doch dann schreckte sie aus ihrer Nostalgie auf.
    "Ich sollte mich heute mal ein wenig umschauen gehen." dachte sie und ging auf die andere Seite der Brücke, rechts neben ihr erstreckten sich ein paar Bäume gen Himmel. Links von ihr stand das Lehrergebäude.
    Nach einigen Metern blieb Amaya an einer Gabelung stehen. Schräg links von ihr erhob sich das Schulgebäude, und rechts neben ihr die Schwimmhalle.
    "Eine Schwimmhalle?"
    Sie war neugierig und trat in das Gebäude.
    Es roch nach Chlor und sie hörte schon ein wenig das Rauschen der kleinen Wellen die immer über die Seiten des Beckens schwappten. Ob sie hier her durfte wusste sie nicht, aber trotzdem ging sie in die ausgewiesene Umkleide. Sie war leer. Ihren Spind fand sie sofort, öffnete ihn und ein blauer Schulbadeanzug kam in ihr Sichtfeld. Amaya überlegte noch kurz ob sie das wirklich machen sollte, es könnte schließlich Folgen haben oder sie könnte erwischt werden.
    "Ach, ist doch jetzt auch egal. Jetzt bin ich hier und jetzt werde ich auch Schwimmen."
    Amaya zog sich um, packte ihre Kleidung in den Spind und verschloss ihn, dann ging sie sich kalt abduschen.
    "Brrr! Mist ist das kalt!" So schnell sie konnte tappte sie durch eine Tür in die Halle in der 6 x 50 Meter Bahnen waren. Langsam ging sie auf dem gefliesten Boden zum Wasserbecken.

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:51 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation

    Verdutzt starrte Kenichi für einen Moment auf die roten Male an seinem Arm, die von Rikas Griff hinterlassen wurden. Er kämpfte noch immer mit den Kopfschmerzen, die seinen Denkapparat mehr als nur ein bisschen beeinträchtigte.
    "Sorry", sagte knapp und hob beschwichtigend die Hände, "Ich will hier niemanden zu irgendwas zwingen, oder Ärger machen."
    Er beruhigte seine Atmung und rieb sich die Schläfe.
    "Aber wirklich Mädels, was habt ihr hier vor? Die Krankenstation hat noch nie eine Lieferung bekommen... Kein...", er stockte und machte ein Gesicht, als würde plötzlich anfangen die Welt nicht mehr zu verstehen. Dann fuhr er fort, mehr in einem Monolog, als alles andere:
    "Kein Schüler hatte je Dienst hier..."
    Er machte eine Pause, als er die Absurdität dieser Fakten erkannte.
    "Also was ist in den Kisten?"
    Plötzlich blitzten Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Kleine Beutel, die seine Freunde wie Schätze an sich drückten und mit hektischen Blicken vor allen anderen abschirmen zu versuchten. Anfangs hatten sie das weiße Pulver nur benutzt, um eine gute Zeit zu haben und um an nichts denken zu müssen. Doch schnell wurde es zu etwas Wichtigem, zu etwas, das sie nicht hergeben konnten und zu etwas unter dem sie immer mehr litten ohne damit aufhören zu können.
    Die Kopfschmerzen wurden schlagartig stärker. Beinahe hätte er sich übergeben.
    "WAS ist in den Kisten? Ihr wollt doch nicht etwa anfangen den Schülern Stoff unterzujubeln, oder?"


    Yukiko begriff zuerst nicht, was er damit sagen wollte. Erst nach mehreren Augenblicken dämmerte ihr, dass er glaubte, dass sie Drogen verschachern würden. Ihre Augen weiteten sich in Schock und sie erwiderte verletzt:
    "Als ob wir so etwas tun würden!"
    Wieder tauchten Erinnerungsfetzen vor seinem geistigen Auge auf. Versprechungen aufzuhören, es gar nicht erst probiert zu haben. Hohle Versprechen, die von dem weißen Teufelszeug untergraben wurden.
    "Das glaube ich erst wenn ich es sehe. Ich lasse nicht zu, dass meine Freunde das alles noch einmal..." Er verstummte wieder, als er ihre Gesichter sah. Seine Freunde waren nicht an dieser Schule. Die Gesichter stimmten nicht überein. Die Kopfschmerzen wurden stärker. Schwindel ergriff ihn und er musste sich mit der Schulter an der Wand abstützten um nicht seinen sicheren Stand zu verlieren.
    "Was zum Teufel ist mit mir los...", stöhnte er ohne auf die Mädchen zu achten.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:51 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Rika beobachte Inugami-san noch immer beunruhigt. Obwohl er sich von aktiven Taten durch beschwichtigende Gesten abgrenzte, waren seine Worte voller Verwirrung. Auch sein Gesicht zeigte plötzlich auftauchende Gefühle.
    Zumindest schien er klar genug zu sein, um die tatsächlichen Bewandtnisse der Krankenstation mit einer anderen Situation vergleichen zu können. Nur schienen seine Schlussfolgerungen in eine andere Richtung zu gehen.
    "WAS ist in den Kisten? Ihr wollt doch nicht etwa anfangen den Schülern Stoff unterzujubeln, oder?"
    Definitiv in eine GANZ andere Richtung!
    Yuki reagierte ebenfalls verletzt, das man ihr so etwas überhaupt zutraute.
    "Als ob wir so etwas tun würden!"
    Die Kopfschmerzen mussten Inugami-san wirklich sehr stark plagen, denn auf seinem Gesicht wechselten die Ausdrücke, als würde er zwischen verschiedenen Leben hin und her wechseln.
    "Das glaube ich erst wenn ich es sehe. Ich lasse nicht zu, dass meine Freunde das alles noch einmal..." presste er hervor, als seine Gedanken in einer ganz anderen Situation zu verweilen schienen. Gleich darauf begann er zu taumeln und musste sich abstützen. Seine nächsten Worte waren an niemanden aus dem Raum gewandt.
    Kouta tauchte neben ihr auf und sah Inugami-san an, als würde er ein Experiment beobachten.
    "Er scheint sich an sein früheres Leben zu erinnern!" murmelte er gerade laut genug, das Rika ihn verstehen konnte.
    "Diese Kopfschmerzen... Ich hatte auch diese furchtbaren Kopfschmerzen am ersten Tag. Deshalb konnte ich nach der Pause nicht mehr in den Unterricht."
    Rika sah Kouta einen kurzen Moment an.
    Damit war ihre Theorie wohl schon fast bewiesen, dass auch noch andere Schüler unter den NPC waren, die aber nicht unbedingt ihr vorheriges Leben bewusst im Kopf hatten. Es war vielmehr verschüttet und konnte durch bestimmte Ereignisse wieder befreit werden.


    "Erinnere Dich, Inugami-san!" rief sie ihn laut an. "Bist du vielleicht deswegen gestorben?"
    Ihre Worte klangen nun wirklich nicht sehr nett, aber wenn er tatsächlich mit seinen Erinnerungen aus dem Leben davor rang, dann sollte er sich erinnern.

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:52 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Yukiko verstand die Situation nicht vollständig. Kenichis Schmerzen stammten definitiv nicht nur von dem Zwischenfall mit Natsu.
    "Erinnere Dich, Inugami-san!" rief Rika ihn laut an. "Bist du vielleicht deswegen gestorben?"
    War es das? War Kenichi tatsächlich gerade im Prozess so zu werden, wie sie selbst und Rika von Anfang an waren? Aber warum war es dann für ihn so unglaublich schmerzhaft?
    Nachdem Kenichi Rikas Worte verstanden hatte, weiteten sich seine Augen, während sein Gesicht noch blasser wurde. Er stammelte etwas, viel zu leise, um verständlich zu sein, während sein Blick einen weit entfernten, nicht in dieser liegenden Punkt, zu fixieren versuchte. Deswegen war Yukiko auch stumm geblieben. Sie wusste nicht wo sich seine Gedanken befanden. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihm helfen konnte.


    Kenichis Kopfschmerzen hatten einen weiteren Höhepunkt erreicht. Im Sekundentakt brandeten Schmerzwellen gegen die Innenwände seines Schädels, die drohten ihn von innen heraus aufzubrechen. Zwischen jeder Welle blitzten weitere Bilder auf, sah er neue Gesichter und in seinen Ohren hörte er deren Stimmen. Plötzlich befand er sich für einen Sekundenbruchteil wieder auf der Straße, in einer dunklen Gasse, wo sich mehrere Leute versammelt hatten. Takeo, Kumiko, Akira, Dai, Sakura, Arata, die Schwestern Etsu und Emi und Kaori. Sie alle sahen auf den Boden, vermieden jeglichen Blickkontakt. Sie vermieden die toten Augen der anderen. Sie hatten alle aufgegeben. Die Welt hatte sie aufgegeben.
    "Land der Ungleichheit, mein Arsch...", hörte sich Kenichi selbst knurren, während er zusah, wie sie sich im Schatten eines 14-stöckigen Kaufhauses mit gestreckten Billigdrogen zudröhnten. Sie waren nicht die schlausten. Keiner von ihnen. Ihre Schule hatte einen schlechten Ruf gehabt und selbst wenn sie es geschafft hätten ihren Abschluss zu machen, wären sie nur mit argwöhnischen Blicken angesehen worden. Eine gut bezahlte Arbeit hätte vermutlich keiner von ihnen gefunden, aber sie wären wenigstens über die Runden gekommen ohne ihren Familien Schande zu bringen. Aber soweit sollte es nie kommen. Ein paar Schnösel mit reichen Eltern hatten sich überlegt mit den Armen zu spielen. Sie schlichen sich in ihre Schule und begannen mehr als nur geschmacklose Witze zu reichen. Die Jungen behandelten sie wie Kakerlaken, doch das war nicht der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Kenichi war nicht dabei gewesen, als der Konflikt ausbrach. Einer der Schnösel versuchte Kaori zu kaufen.
    "Sie würde später eh nur eine Hure werden. Ich verhelfe ihr nur zu wertvoller Erfahrung", sagte er, während er mit einem 1000 Yen Schein versuchte sie zu locken. Und dann explodierten sie. Es gab eine deftige Schlägerei, in die Kenichi hineinplatzte. Als er seine Freunde sah, lief ihm das Grauen über den Rücken. Er war nicht der Schlauste, aber er begriff die Konsequenzen dieser Situation. Er ging dazwischen und trennte Takeo von dem Schnösel, worauf auch die Prügeleien der anderen endeten. Die Schnösel waren zu einem großen Teil heftig zugerichtet. Trotzdem lächelten sie siegessicher. Außer vielleicht jene, deren Gesicht noch bis heute verstellt sein würde. Sobald die Wut nicht mehr ihre Sinne trübte, erkannten auch die anderen, was sie getan hatten.
    "Du hättest uns nicht aufhalten dürfen, Kenichi", hatte Takeo gesagt. Hätte Kenichi gewusst, was all dem folgen würde, hätte er dies mit Sicherheit auch nicht getan.
    Am nächsten Tag wurden alle Schüler, die in der Schlägerei verwickelt waren, von der Schule geschmissen. Später stellte sich heraus, dass jener, der Kaori als Hure einstellen wollte, der Sohn eines Politikers war. Es wurde in den Medien als Übergriff neidischer Schulrowdies dargestellt, wobei sich der Anführer als überlegendes menschliches Wesen gab, das aus Mitleid von einer Anklage absehen würde. Aber der Schaden war bereits angerichtet. Keine Schule wollte sie mehr. Lediglich Kenichi blieb verschont.
    Aber diesem Zeitpunkt ging es mit seinen ehemaligen Klassenkameraden, Kohais und Senpais bergab. Am Anfang versuchten sie noch sich gegen den Sog der Armut und gegen die Chancenlosigkeit aufzurichten. Doch ihr Kampfgeist starb schnell. Und mit jedem Tag der verstrich, wuchs Kenichis schlechtes Gewissen. Er gab sich dafür die Schuld. Wäre er früher dagewesen, hätte er das alles verhindern können. Oder zumindest hätte er alles auf sich nehmen können und den Typen Mann gegen Mann seine kranken Spiele austreiben können. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er versuchte die Gesellschaft der Ausgestoßenen zu halten und ihnen zumindest moralische Unterstützung zu bieten. Aber es half nichts. Sobald er das weiße Pulver das erste Mal gesehen hatte, verstand er das. Ab diesem Moment sah er nur noch zu, wie sie immer weiter abrutschten. Sie bekamen Schwierigkeiten mit der Polizei, die er jedoch durch Falschaussagen abwenden konnte. Er fühlte, dass er ihnen das schuldig war, wenn er sie nicht mit Worten erreichen konnte. Die Zeit war seine einzige Hoffnung... Dass sie irgendwann einsehen würden, dass sie sich nur noch weiter in die Scheiße ritten.
    Aber als Kaori an einer Überdosis starb, brach seine Welt zusammen. Sie war seine heimliche Liebe gewesen. Drogen. Kenichi hatte sie zu ihnen getrieben. Die Wut konsumierte seine Vernunft, worauf er Takeo zwang den Namen und den Ort von Kaoris Dealer preiszugeben.


    Da riss der Strom der Erinnerungen ab. Kenichi zitterte am ganzen Körper, während seine Kiefer knirschten, als er sie aufeinander mahlte. Langsam hob er seinen Blick und sah langsam von Rika über Kouta hinüber zu Yukiko. Als sich ihre Blicke trafen, zuckte Yukiko unter der Intensität zusammen. Schlagartig wurde ihr klar, dass er es todernst meinte und nicht Ruhe geben würde, bevor er sicher war, dass sie keine Drogen ausgeben würden. Ohne auf Rikas Erlaubnis zu warten, eilte sie zu einer Kiste, entnahm ihr schnell etwas von dem Make Up und näherte sich damit Kenichi. Sie musste sich überwinden ihm näher als ein paar Schritte zu kommen. In ihren Augen wirkte er momentan eher wie ein wildes Tier, das seinen Nachwuchs beschützte, als ein Mensch bei Verstand.
    Als sie vor ihm stand, hielt sie ihm die Schminkutensilien hin und erklärte mit gezwungen sanfter Stimme:
    "Wir tauschen Kosmetikprodukte und andere Kleinigkeiten gegen Essensmarken ein. Kenichi, wir würden den Schülern niemals etwas antun."
    Mit zittrigen Händen, aber ohne jegliche Spur von Kraft, nahm er die Schminke entgegen und prüfte sie auf deren Inhalt. Dann suchte er wieder Yukikos Blick und entgegnete mit krächzender und zugleich erschöpfter Stimme:
    "En-entschuldige... Ich hätte euch nie verdächtigen dürfen... Aber es... In meiner Vergangenheit gab es... Bevor ich an diese Schu... Argh", er stöhnte, als eine neue Schmerzwelle seinen Kopf füllte.
    "Willst du dich nicht hinsetzen?", fragte Yukiko besorgt.
    Und plötzlich lächelte er sie gequält an.
    "Entschuldige, Kleine", sagte er, "Aber ich bin ein Scheißkerl."


    Mit diesen Worten hievte er sich hoch und stürmte aus der Krankenstation. Yukiko starrte ihn verdattert hinterher. Unter normalen Umständen hätte sie wissen wollen, was er gemeint hatte und wäre ihm hinterher gejagt. Aber als er das gesagt hatte, lag in seinem Blick derart viel Bedauern, Zuneigung und zugleich Hass, dass sie nicht sicher war, ob sie die Bedeutung hinter seinen Worten erfahren wollte. Und zum anderen war sie sich sicher, dass er seine Ruhe wollte und auch brauchte.
    Verunsicherte drehte sie sich von der Tür weg und sah Rika entschuldigend an.
    "Scheint als wäre er mit dem Eyeliner und dem Puder abgehauen. Tut mir leid, dass ich es ihm gezeigt habe, aber ich glaube es ist besser, wenn er versteht, dass wir keine Drogendealer sind... Aber was bitte ist mit ihm los? Er scheint sich an etwas zu erinnern... Aber warum ist das bei ihm so schmerzvoll? Warum sind wir nicht dadurch gegangen?"

  • [Ibuki Nukui]
    Tag 3 - 08:52 Uhr - Gelände der Schule - Schulgebäude - Raum 336


    Sobald Ibuki die Tür durchschritt, wurde ihr durch das System der Welt exakt gesagt, wo ihr Raum war und selbst wie der Lehrer, welcher momentan Unterricht hatte, hieß. Das unwohle Gefühl, dass sie immer wieder beschlich, sobald ihr diese Erinnerungen eingepflanzt wurden, machte sich wie eh und je breit und ließ ein flaues Gefühl im Magen zurück. Doch davon ließ sie sich nicht beirren und stieg die große Treppe hinauf in den obersten Stock, wo sich ihr Klassenraum befand. Der Weg fühlte sich unnötig lang an, sogar länger als der Weg in ihr Zimmer im Schülerwohnheim, war ermüdend und es gab kaum Ablenkungen, wenn man die einzelnen aufgeklebten Flyer des Musikclubs, die alle paar Wände zu sehen waren, außer acht ließ. Einzig von diesen kleinen Stück Papier ließ sich leider schwer sagen, was für ein Genre sie spielten, jedoch war sie sich sicher, dass es nichts all zu interessantes sein würde. Sie selbst war sogar mal ein Teil einer Band gewesen, Schlagzeugerin und im Notfall sogar Rapperin. Sie war nicht wirklich gut im rappen, aber ihre Kollegen waren meist eh zu zugedröhnt um irgendetwas mitzubekommen, sie hätte genauso gut eine Sopransängerin gewesen sein können und die hätten sie trotzdem aufgenommen. War ihr aber nur Recht, da sie nur umso leichter zu bestehlen waren, wenn sie erst die Spritzen weggelegt hatten. Eine lange Zeit hatte sie sich sogar in ihren Bassisten verguckt, was sie im Nachhinein sogar furchtbar bereute, da er am Abend nach einem ihrer Auftritte sich trunken vom Bier und nicht bei Sinnen aufgrund der Drogen an einem 10-Jährigen Mädchen vergangen hatte und kurz darauf die verbrauchte Luft einer Gefängniszelle schnuppern durfte. Ungefähr das war auch der Grund weshalb sich die Gruppe aufgelöst hatte, vor allem da man ihnen nun gehörig auf den Fersen war, um auch die Restlichen wegen Drogenbesitzes zu inhaftieren.
    Kaum hatte sie diesen Gedanken beendet, fand sie sich selbst vor einem Flyer des Clubs wieder, im obersten Stock des Schulgebäudes. Sie behielt diesen noch eine Zeitlang im Auge, während sie zu ihrem Raum ging, konnte sich aber einen Meter vor der Tür davon losreißen. Sie schob die Tür bei Seite, woraufhin alle Augen im Zimmer auf sie gerichtet waren. Der Lehrer, ein grauhaariger alter Mann mit gedrungener Statur und grimmigen Blick musterte erst sie, dann kramte er mit präzisen Griffen durch ein Stapel Zettel, zog einen heraus und richtete seine Brille während er laut vorlas:" Nukui, Ibuki, wenn ich das richtig sehe, oder? Wie wollen sie ihre Verspätung entschuldigen, ich bin schon ganz gespannt."
    Einige der Schüler fingen an zu grinsen, während andere konzentriert ihren Blick auf den Lehrer fixierten. Wahrscheinlich waren sie selbst schon einmal zu spät gekommen und wussten, wie es sich anfühlte, vor der ganzen Klasse so etwas zu schildern. Ibuki zuckte nur gelangweilt mit den Schultern.
    "Gar nicht.", erwiderte sie kühl und begab sich an ihren Platz, ohne den Lehrer zu beachten, welcher momentan rot anlief wie eine reife Tomate.
    Alle Schüler, die davor wie Erdmännchen in Gegend gestarrt hatten, sahen plötzlich zu ihr hinüber, unsicher ob sie ihr nun für diese Aktion gratulieren oder einen Schlag auf die Nase verpassen sollten. Ibuki genoss diese Aufmerksamkeit und merkte erst an ihrem Platz, dass sie am grinsen war.
    "Ich werde eine solche Unverschämt nicht dulden, Miss Nukui!", tobte die Tomate, "seien sie froh, dass ich diese Aktion noch einmal durchgehen lasse, aber beim nächsten Mal werde ich umgehend den Schülerpräsidenten kontaktieren. Hüten sie also ihre Zunge, junge Dame!"
    Er brummte noch ein paar Flüche in seinen nicht vorhandenen Bart, ging dann aber wieder zu seinen Unterrichtsplan über. In der Zwischenzeit machte sich Ibuki ein Bild von der Klasse. Die hier Anwesenden schienen allesamt rund ein 2 Jahre jünger als sie und rund 4 Jahre jünger als Rika sein, nur zwei fielen aus diesem Rahmen. Ein junger Mann, vom Aussehen her 21, mit langem, dunkelbraunen Haar und Tattoos rund um die Handgelenke; der andere ein Hüne eines Jungen, circa 1,85 Meter groß, vom Gesicht her ungefähr 17 Jahre alt, braungebrannt und mit schwarzen Locken.
    "So, wir werden heute mit einer Wiederholung der letzten Unterrichtsstunde anfangen. Schlagt eure Bücher auf. Kapitel 4, Seite 83, Kurzgeschichten. Miss Nukui, würden sie uns die Ehre erweisen und die ersten Zeilen vorlesen, sofern das für sie möglich ist?!"
    'Dieses gottverdammte Arschloch' dachte sie sich, während sie noch nach der Seite suchte. 'Wenn mir Takeshi nicht jetzt schon im Nacken sitzen würden, dann müsste er wahrscheinlich schon heute einen seiner Dämonenlakaien auf ewig Lebewohl sagen.'

  • [Yoshio Ishiguro]
    Tag 3 – 08:52 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Nachdem Amaya gegangen war, hatte Yoshio ihr noch einen Moment nachgeblickt. Dann schüttelte er den Kopf. Gestern war er scheinbar recht durcheinander gewesen. Mit der innerlichen Notiz, dass er sich morgens nicht mehr mit irgendwem verabreden sollte, war er aufgestanden, hatte seine Gelenke an mehreren Stellen laut knacken lassen und wanderte eine Zeit lang unbestimmt in dem Schulgebäude umher. Dieses ganze Konstrukt, in dem sie sich befanden, wirkte sehr komisch auf Yoshio. Es schien für ihn, als würde die ganze Welt wollen, dass man glaubte, sie sei real. Je mehr er darüber nachdachte, dass sie es einfach nicht sein konnte, da er tot war, desto mehr fühlte es sich an, als wollte seine Umgebung ihn drängen, es doch zu glauben. Aber auf eine fast schon angenehm passive, unterschwellige Art und Weise. Wie ein Schauspieler, der sich wegen einem Szenenwechsel nicht bewegen durfte, jedoch ständig auf der Unterlippe kaute. Es war nichts greifbares und nichts offensichtliches, aber es war wahrnehmbar, wenn man darauf achtete.
    Vielleicht dachte Yoshio auch einfach nur zu viel über die ganze Situation nach. Mit einem leichten Kopfschütteln wollte er gerade weiter gehen, als jemand die Tür aufriss, die sich vor ihm befand. Bevor Yoshio noch irgendetwas sagen konnte, stürmte dieser Kerl in ihn hinein, als hätte er ihn nicht gesehen. In einem Wirrwarr aus Armen und Beinen stolperten die beiden ungeschickt zu Boden. Noch bevor Yoshio klar wurde, wo nun seine Gliedmaßen waren und wo sie eigentlich hingehörten, zischte dieser Typ ihm etwas unverständliches zu und war schon verschwunden. Mit einem kurzen Blick in den Gang, der nun schon wieder vollkommen leer war, und einem schmerzhaften Stöhnen erhob sich Yoshio. Fragend legte er den Kopf schräg, als er die noch immer offene Tür betrachtete.
    Sie war durch den Schwung des Jungen nur noch einen Spalt breit offen, doch er hörte Stimmen aus dem Zimmer. Neugier packte ihn. Er rieb sich kurz seinen Hintern und das Gelenk des linken Arms, welche als Stopper für den Sturz missbraucht worden waren und stand vor der Tür. Nun konnte er das Gespräch, welches auf der anderen Seite in Gang war, besser verstehen.
    "Scheint als wäre er mit dem Eyeliner und dem Puder abgehauen. Tut mir leid, dass ich es ihm gezeigt habe, aber ich glaube es ist besser, wenn er versteht, dass wir keine Drogendealer sind... Aber was bitte ist mit ihm los? Er scheint sich an etwas zu erinnern... Aber warum ist das bei ihm so schmerzvoll? Warum sind wir nicht dadurch gegangen?"
    Mit einem Ruck öffnete er die Tür und blickte einen Moment fragend in den Raum.
    "Hätte jemand von euch die Güte, mir zu erklären was mit diesem Kerl..." Er blickte erst zu dem Jungen und dann zu den beiden Mädchen, die dort standen und ihm recht entgeistert entgegen blickten. Mit einem kurzen Räuspern beendete er seinen Satz. "Was mit diesem Kerl los war, meinte ich."
    Erst jetzt dämmerte Yoshio, dass das vielleicht nicht das beste war, was er hätte machen können.
    'Noch nie was von Anklopfen gehört?' tönte es belustigt in seinem Kopf.
    'Klappe auf den billigen Plätzen ohne Popcorn!' keifte er in Gedanken zurück.


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    Einmal editiert, zuletzt von Soulshadow () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:52 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Rika war ziemlich erstaunt, wie sich die Situation entwickelt hatte. Inugami-san schien von seinen Erinnerungen gepeinigt zu werden und war nach Yukis wohl mehr emotionaler Reaktion mit dem Hervorholen einiger Schminkutensilien aus dem Raum gestürmt. Und noch während sich Yuki fragte, was in ihm vorging, war eine weitere Person in den Raum gekommen und fing auch gleich an Fragen zu stellen.
    Dafür, dass die Krankenstation bislang eher eine leere Zone in diesem Gebäude gewesen war, hatte sie sich ausgerechnet heute in eine Bahnhofshalle verwandelt.
    Die etwas gestelzte Ausdrucksweise erinnerte sie eher an eine Aufführung von Shakespeare.
    Das er die nicht ganz ins Schloss gefallene Tür geöffnet hatte und nicht einfach draußen davor geblieben war, wo er ihnen hätte lauschen können, war jedenfalls besser so.
    "Er ist sich dessen noch nicht ganz bewusst, Yuki", antwortete sie erst einmal in Richtung der Freundin. "Wir sind schon mit der Erinnerung hier erwacht, während seine wohl gerade erst an die Oberfläche seines Denkens zurückkehrt!"
    Rika dachte kurz an die erste Nacht und an die schweißtreibenden Alpträume, die ihre Erinnerungen verursacht hatten.
    "Und überleg doch mal, wie die erste Nacht hier war..." fügte sie daraufhin laut hinzu.


    Danach blickte sie zu dem Jungen, der noch in der Tür stand.
    "Eigentlich stellt man sich doch erst einmal vor, wenn man unangekündigt einen Raum betritt", meinte sie dann, um der immer noch etwas verwirrten Yuki etwas Zeit zum Nachdenken zu geben.
    Auf alle Fälle sollte nicht gleich die halbe Schule von der kleinen Aktion hier sprechen, was nach so vielen Zwischenfällen aber immer wahrscheinlicher wurde. Noch ließ sich nicht abschätzen, was dieser Schüler gehört hatte.


    [Takeshi Okamura]
    Nicht das er sich sonderlich beeilt hätte, aber als ihm auf der Treppe ein anderer Schüler entgegen gestürmt kam, nahm Takeshi gleich das schmerzhaft verzerrte Gesicht wahr. Kenichi Inugami, half ihm das Informationssystem sofort aus, als er sich fragte, welcher Schüler das gewesen war.
    Inugami-san hatte nicht angehalten und war einfach weiter die Treppe hinunter gelaufen.
    Takeshi wandte sich ebenfalls wieder um und folgte dem Jungen. Wenn er wegen etwas Schmerzen hatte, dann könnte es mit dem Vorfall gestern in der Cafeteria zusammen hängen. Deshalb wollte er sich lieber selbst davon überzeugen, dass es Inugami-san gut ging.
    Er beschleunigte seine Schritte, um nicht zu weit zurück zu fallen.


    [Hayato Akuma]
    Auch wenn es im Büro des Direktors ein sicherer Ort war, aber allein gab es dort einfach nichts zu tun. Hayato hatte nach dem Frühstück sich dorthin begeben, in der Absicht den Tag dort zu verbringen.
    Aber die Langeweile hatte ihn dann doch wieder vor die Tür getrieben...
    Hayato hatte sich auf der kleinen Treppe, die auf Höhe des Lehrerwohnheimes runter zur Bibliothek führte, dorthin aufgemacht, um sich mit etwas Lesestoff zu versorgen.
    Durch die computerisierte Ausleihmöglichkeit hatte er nun etwas Lektüre, mit der sich die Zeit vertreiben ließ. Aber Hayato hatte keine Eile, wieder zurück ins Büro zu gehen, sondern setzte sich auf der anderen Seite erst einmal auf eine Bank.
    Von dort konnte er, im Schein der Sonne sitzend, den Sportplatz und die große Treppe sehen.
    Durch die überstehende Glasfront über ihm war er hingegen dort vom Schulgebäude aus nicht zu entdecken.

  • [Yoshio Ishiguro]
    Tag 3 – 08:52 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Das rothaarige Mädchen mit den braunen Augen beruhigte ihre Freundin scheinbar, bevor sie sich zu Yoshio wandte. Aus reiner Gewohnheit und weil er jetzt erst mal einen Moment hatte, in dem er sehen konnte, mit wem er es eigentlich zu tun hatte, musterte er die drei Anwesenden.
    Das Mädchen, welches gerade sprach, war auf den ersten Blick mit "gut bestückt" zu beschreiben. Ihre üppige Oberweite spannte den Stoff ihres Oberteils und die Bluse, die sie trug, schien nicht zur normalen Uniform zu gehören. Die roten Haare waren hochgesteckt und ihre braunen Augen waren unter dem Pony kaum zu erkennen. Das Mädchen, welches gerade beruhigt wurde, hatte eine ungewöhnliche Haltung, die deutlich zeigte, dass sie aus wohlhabendem Hause kam. Doch ohne eine ganze Weile im Theater tätig gewesen zu sein, hätte man wahrscheinlich nur ein verloren drein blickendes und schüchternes, fast schon zerbrechliches Wesen gesehen. Hinter ihrem langen, schwarzen Haar verbarg sich ihr fein gezeichnetes Gesicht und die blattgrünen Augen. Dort war noch ein Junge und in dem Moment, in dem Yoshio sich ein Bild von ihm machen wollte, hörte er die Stimme der Rothaarigen.
    "Eigentlich stellt man sich doch erst einmal vor, wenn man unangekündigt einen Raum betritt" Yoshio merkte, dass er etwas errötete und wandte den Blick ab. Schon wieder war er in einer Situation, in er der ungeschützt vor Mädchen stand, diesmal waren es sogar zwei, die ihn direkt anstarrten.
    'Warum musst du auch einfach reinplatzen? Du hast doch gehört, dass es Mädchen waren, die sprachen!' Mit einem Kopfschütteln verdrängte er den Gedanken. 'Habe ich nicht eben gesagt, dass du die Klappe halten sollst? Ich würde jetzt gerne halbwegs Ruhe haben!'
    'Mimimimimimi, Langweiler.'
    tönte es neckisch, um dann in eine zeitweise Ruhe um zuschlagen.
    Es dauerte einen Moment, dann hatte er sich wieder mehr oder weniger gefasst. Yoshio verbeugte sich.
    "Entschuldige, Senpai. Mein Name ist Ishiguro Yoshio und es hatte mich nur etwas verwundert, einen Jungen wie einen Stier aus diesem Raum flüchten zu sehen. Neben dem Fakt, dass er mich beinahe überrannt hätte als wäre ich ein Dutzend Meter Feldweg." Das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren bedachte Yoshio mit einem komisch besorgten Blick.


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    6 Mal editiert, zuletzt von Soulshadow () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:53 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    "Und überleg doch mal, wie die erste Nacht hier war..."
    Sofort wurde Yukiko übel, als sie Rika dies sagen hörte. Die Bilder,die sie für ewig zu verfolgen schienen, erschienen erneut vor ihrem geistigen Auge und setzten ihren gesamten Denkapparat für einige Momente außer Kraft. Sie bekam nur Fetzen der Unterhaltung zwischen Rika und dem fremden Jungen mit. Unter anderem seinen Namen. Ishiguro Yoshio. Allerdings widmete sie ihm nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit. Kenichis Verhalten machte ihr viel zu viele Sorgen, auch wenn er sich wie ein Arschloch benommen hatte. Seine Augen hatten von einem Schmerz gesprochen, die weit über den von normalen Kopfschmerzen hinausgingen. Bei den NPCs war es genauso wie bei ihr selbst, Rika und den anderen. Sie alle hatten ein schreckliches Leben, oder zumindest einen schrecklichen Tod gehabt. Nur dass sie es vergessen und sich an die Welt angepasst hatten. Und jetzt versuchte Kenichi aus dieser Welt, in die er hinein gezwungen worden war, oder sich freiwillig hinein gefunden hatte, auszubrechen. Sich selbst wieder zu finden. Zumindest hoffte Yukiko das. Wenn er in dem friedlichen Equilibrium dieser Welt verweilen, ein ganz normales Schulleben führen wollte und jetzt wegen Rika und ihr diese Schmerzen durchleben musste, würde sie sich das nicht verzeihen können. Das Leben eines anderen zu beenden war bereits eine Sache, die sie sich niemals verzeihen könnte, aber ein Leben das nicht enden konnte für immer in eine Hölle zu verwandeln... Sie wollte sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste.


    Sie warf dem Jungen einen schnellen, entschuldigenden Blick zu und wandte sich dann mit gedämpfter Stimme an Rika:
    "Senpai, ist es wirklich eine gute Idee Inugami-senpais Erinnerungen wiederbringen zu wollen? Was ist wenn er sich gar nicht erinnern will? Zu vergessen ist für mich keine Lösung, aber vielleicht es für ihn eine. Was ist wenn er sich freiwillig dieser Welt angepasst hat? Es wird unsere Schuld sein, wenn er sich wünschte zu sterben, aber es nicht kann, weil ihn diese Welt davon abhält... Ich möchte nicht, dass noch jemand das durchmacht."





    [Kenichi Inugami]


    Er stolperte entlang der Wände. Immer wieder sah er die Gesichter seiner Freunde, wie sie schnarchend in ihrem eigenen Erbrochnem lagen. Zwischendurch erinnerte er sich an einen Bahnhof bei Nacht. Ein flickerndes Laternenlicht verlieh der Gasse eine zwielichtige Atmosphäre. Direkt unter ihr stand eine Person, dessen Gesicht von der Kapuze ihres Pullis verhüllt war. Kenichi hielt geradewegs auf den Dealer zu. Er würde verhindern, dass seine Freunde sich noch weiter in die Scheiße ritten, in dem er die Quelle ausschaltete.


    Mittlerweile war er am Ausgang des Schulgebäudes angekommen und stolperte unkontrolliert hinaus.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    Tag 3 – 08:53 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Die Reaktion von Yuki war etwas anders, als Rika sie erwartet hatte. Offenbar war es bei jedem irgendwie anders. Oder der Grad der Verarbeitung unterschied sich. Jedenfalls wurde Yukiko sofort blass und schien sich in den eigenen Erinnerungen zu verlieren. Der fremde Junge schien sich eher seiner Neugierde hinzugeben, als dass er sich zurück zog.
    "Senpai, ist es wirklich eine gute Idee Inugami-senpais Erinnerungen wiederbringen zu wollen? Was ist wenn er sich gar nicht erinnern will? Zu vergessen ist für mich keine Lösung, aber vielleicht es für ihn eine. Was ist wenn er sich freiwillig dieser Welt angepasst hat? Es wird unsere Schuld sein, wenn er sich wünschte zu sterben, aber es nicht kann, weil ihn diese Welt davon abhält... Ich möchte nicht, dass noch jemand das durchmacht."
    Rika stutzte etwas bei Yukis Worten. Scheinbar gab sie sich irgendwie die Schuld, dass bei Inugami-san die Erinnerung erwacht war.
    Das der fremde Junge nun ihrem Gespräch lauschte, ließ sich wohl nicht verhindern...
    "Ich glaube kaum, dass wir es beeinflussen können, Yuki", erwiderte sie so leise wie nur möglich. "Auch wenn die normalen NPC hier wie eine Hintergrundbelebung rüber kommen, so werden vielleicht weitere Personen mit schlummernden oder verdrängten Erinnerungen dabei sein. Das jetzt Inugami-san seine Erinnerungen erneut durchlebt, kann auch eine Folge der Art seines Todes sein. Vielleicht verliert man in bestimmten Fällen seine kompletten Erinnerungen und erleidet eine Amnesie. Das hat erst einmal nichts mit uns zu tun."
    Sie blickte zu Ishiguro Yoshio, der bereits einen Ansatz machte, sich in das Gespräch einzuschalten. Sie schoss einen warnenden Blick in seine Richtung ab, so dass er seinen Mund erst einmal wieder zuklappte.
    Rika legte Yukiko ihre linke Hand auf die Schulter.
    "Yuki, er hat durch seine Vorstellung, was wir hier anstellen könnten, bei sich diesen Riegel gesprengt. Auch wenn wir in diesem Jenseits nicht gerade die angepassten Leute sind, so scheint man uns zumindest nicht in die Rolle der NPC zwingen zu wollen."
    Sie drückte sanft zu, um die abdriftenden Gedanken von Yukiko bei sich zu behalten.
    "Wenn wir mal annehmen, dass die Wiedergeburt existiert, dann könnte hier so eine Art Warteraum oder Bewährungszone sein. Das könnte dann auch bedeuten, dass man sich auflösen könnte, indem man alles zurück lässt. Um sozusagen als Fliege oder Ameise in die andere Welt zurück zu kehren!"
    Rika merkte, wie sich Yukiko leicht versteifte. Diese Überlegungen gingen schon ziemlich weit, aber sie hatte die letzten Abende auch Zeit gehabt, sich ein paar Dinge zurecht zu legen. Ob es nun die Wahrheit war, oder eine haltlose Annahme, konnte sie nicht sagen.
    Ishiguro Yoshio hatte sich freundlicherweise erst einmal zurück gehalten, aber man konnte seine kreisenden Überlegungen förmlich auf dem Gesicht sehen.


    [Takeshi Okamura]
    Inugami-san war aus dem vorderen Haupteingang hinaus gestolpert und schien sich seiner Umgebung gar nicht bewusst zu sein. Takeshi holte nun auf, aber die große Treppe zum Sportplatz war schon im oberen Drittel überwunden, bevor er den Schüler erreichte.
    "Inugami-san? Ist mit dir alles in Ordnung?" rief er ihn an, als dieser auf dem ersten Absatz angekommen war.

  • [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:53 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Rikas Worte beruhigten sie nur bedingt. Wenn überhaupt.
    "Senpai, wir können nicht wissen, ob dieser Gedanke von NPCs nicht völlig hinfällig ist. Vielleicht ist jede einzelne Person hier so wie Inugami-senpai... Vielleicht brauchen sie alle nur einen gewissen Grad der Stimulation, damit ihre vergessenen Erinnerungen wieder ans Tageslicht treten. Er hat sich am Anfang auch nicht anders als alle anderen Schüler verhalten. Ich hätte ihn gar nicht erst ansprechen dürfen. Oder ihm nicht zeigen dürfen, dass ich anders bin, als er und seine Freunde. Und deswegen durchlebt er jetzt etwas, das er vielleicht gar nicht durchleben will."
    Yukiko suchte Augenkontakt mit Rika und sagte:
    "Ich denke wir haben sehr wohl Einfluss darauf, ob die Schüler sich erinnern oder nicht... Zumindest jetzt da wir wissen, wie sie reagieren könnten. Ich glaub... Ich sollte in Zukunft bedeutend vorsichtiger sein, was den Umgang mit den Schülern betrifft."
    Sie wusste, dass es dumm war sich die Schuld zu geben, aber trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen. Kenichi hatte nicht verdient... Okay nachdem er ihr unter den Rock geguckt hat, hat er schon eine Strafe verdient, aber nicht so eine.
    "Jedenfalls mach ich mir Sorgen um ihn", schloss sie ihre Gedanken ab. Erst danach errötete sie leicht, als sie merkte, wie es sich anhörte. Kleinlaut fügte sie hinzu:
    "Es wäre schlecht wenn er deswegen Dummheiten anstellen würde. Du hast gesehen, wie schlecht es ihm ging."


    Dann sah sie aus dem Fenster. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wie er Kenichi gefolgt von Takeshi aus dem Schulgebäude auf die große Treppe gingen.

  • [Yoshio Ishiguro]
    Tag 3 – 08:53 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Nachdem das rothaarige Mädchen ihm zu verstehen gegeben hatte, dass sie etwas zu besprechen hatten und er sich raus halten sollte, hatte er seine Verwirrung über die Situation in den Hintergrund gedrängt. Nachdem die Beiden ein recht privates Gespräch geführt hatten, welches nun scheinbar zum Erliegen kam, räusperte sich Yoshio. Er hatte die gegenwärtige Situation von Anfang an nicht wirklich einsehen können und dass die beiden jungen Damen nun von NPCs, Wiedergeburt und anderen komischen Dingen sprachen, machte es ihm nicht leichter. Doch nun war ein Moment der drückenden Stille, den Yoshio umgehen wollte, allen voran damit er die Gegebenheiten nachvollziehen konnte. Er blickte kurz von einem Mädchen zum anderen, abwägend, ob es der richtige Zeitpunkt war.
    "Meine Damen," sagte er, leicht errötend weil er keine Formulierung auf der Zunge hatte, die weniger gestelzt wirkte, "ich möchte mich zu erst einmal entschuldigen, dass ich hier so hinein geplatzt bin."
    Er blickte etwas angespannt in die Augen des rothaarigen Mädchens, wandte den Blick jedoch ab, als sie ihn fixierte.
    "Und auch bitte ich um Verzeihung für meine Unhöflichkeit zu Beginn. Dennoch würde ich gerne wissen, was hier gerade vor sich geht."
    Nun, etwas entschlossener, sprach er weiter.
    "Ihr redet von NPC und einigen Dingen, die mir fremd sind. Insgesammt macht ihr auf mich den Eindruck, als wüsstet ihr eine Ecke mehr über diese Welt als ich", Yoshio legte eine kurze Pause ein und fuhr dann fort. "Dürfte ich sie beide bitten, mir diese Welt ein wenig näher zu bringen? Ich meine," mittlerweile im Redefluss, gestikulierte er gewohnheitsmäßig, um seinen Worten Nach- und Ausdruck zu verleihen. "was ist das hier? Was hat das alles zu bedeuten?"
    Fragend blickte er nun dem rothaarigen Mädchen direkt in die großen, braunen Augen und hoffte, eine Antwort zu bekommen. Leider hatten sich die Mädchen so leise unterhalten, dass er die Namen nicht wirklich verstanden hatte und sie deshalb nicht genutzt hatte, aus Scham, sie vielleicht falsch auszusprechen.


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