[Takeshi Okamura]
Tag 2 - 17:18 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B
Takeshi spürte den Aufschlag in das Wasser, Luftblasen wirbelten um ihn herum. Das Licht war irgendwo über ihm, während er tiefer sank. Die Strömung riss dabei an seinem Körper. Sein Blick trübte sich.
Bilder stiegen aus seiner Erinnerung auf...
Der Aufprall des Busses auf der Wasseroberfläche hatte im Inneren ein Riesenchaos verursacht. Die Schülerinnen und Schüler waren von ihren Plätze gerissen und nach vorne in den Fahrerraum geschleudert worden. Takeshi hatte sich hinter der Rückenlehne des Vordersitzes fest klemmen können, so dass er von diesem Schicksal verschont blieb. Weiter hinten hatten auch einige sich festhalten können.
An den Seiten der Tür drang sofort Wasser ein, während die gerissene Frontscheibe vorerst noch standhielt. Schmerzensschreie gellten aus dem Knäuel, zu dem die nach vorn geschleuderten Passagiere zusammen gequetscht worden waren.
"Wir sind abgestürzt!" schrie jemand.
"Wir sind im Wasser!" ergänzte eine andere Stimme.
Im vorderen Bereich, wo die meisten gelandet waren, drang das Wasser sehr schnell ein, so dass schon alles bis zum Armaturenbrett voll gelaufen war. Wer auch immer sich unterhalb der Wasseroberfläche befand, hatte schon jetzt kaum noch eine Chance.
"Wir müssen aus dem Bus raus! Nehmt die Nothämmer!" übertönte Frau Minakawa, die Vertrauenslehrerin das Stimmengewirr. Der Bus neigte sich immer weiter nach vorne, wo das eingedrungene Wasser das Gewicht erhöhte.
Klirrende Scheiben zeugten von einer Reaktion auf ihre Worte und die Schüler aus dem hinteren Bereich sprangen durch die herausgeschlagenen Scheiben aus dem Bus.
Takeshi konnte die felsige Küstenlinie dicht bei dem Bus sehen. Sie waren tatsächlich durch die Leitplanke der Küstenstraße gedonnert und ins Meer gestürzt. Seine rechte Seite schmerzte höllisch und verbreitete ein sengenden Pochen.
Wieder wirbelte sein Körper herum, aber nun war er auf dem steinigen Grund eines Flusses, nicht im Bus. Seine Seite schmerzte und etwas steckte darin. Takeshi stieß sich vom Boden des Flusses ab und wurde von der Strömung an die Oberfläche gerissen. Als sein Kopf die Oberfläche durchstieß, war er schon unter der zweiten Brücke durch. Jemand hatte ihn angegriffen! Der Junge von heute morgen, den er in der Pause versehentlich mit der neuen Klinge durchbohrt hatte.
[Hayato Akuma]
Die Schnepfe schien die ganze Angelegenheit wirklich ausgesprochen witzig zu finden. Das Gelächter, das sich von einem Kichern bis hin zu fast überkippender Stimmlage gesteigert hatte, drückte wohl ihre Zufriedenheit aus. Hayato stand neben dem Geländer und verfolgte ihre kurzen Ansprachen.
Dabei wurde ihm bewusst, dass sie auch schon mit Leo-san Kontakt hatte. Scheinbar wollte das Weib ihre eigene Truppe zusammen stellen, was nun gar nicht nach seinem Geschmack war. Sie hatte zwar mit den anderen Leuten gesprochen, ihn aber, wie schon am Vortag ignoriert.
Egal, er konnte sie auch nicht ausstehen!
Nur würden zu viele Gruppen in dieser Hölle nicht gerade effektiv sein. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, mit der Tussi gemeinsame Sache zu machen. Die hatte einen an der Waffel!
Nach ihrer Ansprache verschwand der eine Junge, der offenbar ein Neuling war, von der Brücke. Dem war das alles wohl zu viel geworden.
Das Mädchen, deren Klamotten recht schlotterig saßen, so mager war sie, stammelte irgendwas, dass er nicht verstehen konnte. Dann brach sie plötzlich zusammen und fing an wie eine Irre zu schreien.
Hayato blickte Leo-san an, der offenbar nicht nur hinter Yukiko her war, sondern auch Interesse an der Messer-Tusse hegte. Er überlegte, ob er den Jungen auffordern sollte mit ihm von hier zu verschwinden.