[Rika Sumiyoshi]
13:59 Uhr - Lehrerwohnheim - Büro des Direktors
Rika fühlte sich bei dem Gedanken, diesen Raum wieder zu verlassen, bedeutend wohler. Ein Teil von ihr hielt es für einen Fehler, dass sie zu den anderen gegangen war. Und die Ausstrahlung innerhalb dieser Gruppe war definitiv nicht ausgeglichen. Während der ausländische Junge weiterhin mit rote, Kopf zu Boden starrte, wirkte auch Sakamato-san so, als fühle sie sich unwohl.
"Jeder hier ist gestorben!" hielt sie sich gedanklich noch einmal vor. "Es ist daher zu erwarten, dass jeder noch seine eigenen Probleme aus dem vorherigen Leben mitgebracht hat. Und wir waren definitiv alle nicht auf der Sonnenseite des Lebens in der Welt davor."
Aber ihr Hiersein bedeutete ebenfalls, dass ihnen wohl noch etwas fehlte...
"Hört sich gut an. Ich... könnte vermutlich einige Formen und Muster aufzeichnen, wenn es Ihnen helfen sollte, die Dinge zu erschaffen, Sempai." antwortete Sakamato-san und fügte leiser noch hinzu: "Früher habe ich viel Schmuck getragen, vielleicht wird das ja ausnahmsweise mal nützlich."
Auch sie bekam dabei einen roten Kopf, was Rika auf Unsicherheit zurück führte. Deshalb unterließ sie es auch, noch einmal darauf hinzudeuten, dass Zeichnungen nicht sonderlich hilfreich sein würden, wenn ihr die Struktur nicht bekannt war. Irgendwie versuchten sie wahrscheinlich alle, mit der augenblicklichen Situation klar zu kommen.
Und Rika war sich selbst gegenüber ehrlich genug, dass sie mit dieser Ansammlung nicht wirklich gut klar kam.
Sie wäre viel lieber in einer Werkstatt und würde dort an etwas herumschrauben!
"Dann lasst uns losziehen, um zu sehen, was wir zusammen bekommen!" sagte sie laut und wandte sich in Richtung Tür. Beim Anblick fiel ihr wieder ein, dass Akuma-san etwas gemacht hatte, bevor er diese geöffnet hatte. Vielleicht war es auch dieses Verschweigen und die Tendenz zu Geheimnissen, die ihr solches Unbehagen bereitete.
[Hayato Akuma]
Irgendwie lief im Augenblick nichts so, wie er es sich erhofft hatte. Die anderen schienen sich eher fremder zu werden, als dass sie Gemeinsamkeiten fanden. Wenn er nur an dieses Weib mit den braun-schwarzen Haaren dachte...
Dem Erschaffer dieser Welt, oder auch Gott, entgegen zu treten, würde eine Einigkeit innerhalb der Gruppe erfordern, die derzeit nicht einmal ansatzweise vorhanden war. Das dabei Leo-san ausgerechnet jetzt von seinem vorherigen Gehabe in diese verschämte Karrikarur verfiel, war ebenfalls nicht gerade hilfreich. Er hatte dabei eine eindeutige Fixierung auf Yukiko-san!
Der Rotschopf brachte im Augenblick die wertvollste Fähigkeit ein, aber sie mochte dieses Gehabe eindeutig nicht. Hayato war dabei eindeutig zwischen den Fronten gelandet, denn ohne den Rotschopf gab es keine Handelware. Andererseits war Leo-san der zweite männliche Schüler in der Gruppe!
"Ein paar dieser selbstverliebten Spinner auf meiner alten Schule hätten bestimmt versucht, sich einen Harem zu erschaffen!" dachte er verstimmt.
Yukiko-san war gegen Gewalt, der Rotschopf war eine Nummer für sich und von der Blonden konnte er sich immer noch kein Bild machen. Sie hatte scheinbar in dem zeitraum seiner Abwesenheit ihr Schweigen gebrochen, aber trotzdem war sie noch ziemlich verschwommen, was ihre Ziele und Wünsche anging.
Wenn die Mädchen gegangen waren musste er zuerst einmal rausfinden, was nun mit Leo war...