Watashi wa Mahō Shōjo nodesu ka?!

  • Watashi wa Mahō Shōjo nodesu ka?!


    1. Charakter = Yuri Egao
    Geburtstag = 22.10.1999 (12)
    Sternzeichen = Waage
    Haarfarbe = Hellblau
    Augenfarbe = Blau
    Lieblingsfarbe = Hellblau
    Lieblingssong = Ever Blue von Hanon (Mermaid Melody)
    Charakter = Hilfsbereit, freundlich, hübsch


    2. Charakter = Zakuro Mayonaka
    Geburtstag = 19.12.1999 (12)
    Sternzeichen = Schütze
    Haarfarbe = Schwarz
    Augenfarbe = Rot
    Lieblingsfarbe = Gelb
    Lieblingssong = Return to the Sea von Sara (Mermaid Melody)
    Charakter = Schlau, streitsüchtig, beliebt


    3. Charakter = Kira Hizashi
    Geburtstag = 01.04.2000 (11)
    Sternzeichen = Widder
    Haarfarbe = Blond
    Augenfarbe = Grün
    Lieblingsfarbe = Grün
    Lieblingssong = Melt von Miku Hatsune
    Charakter = Verrückt, lustig, süß


    4. Charakter = Alice Un
    Geburtstag = 28.08.1999 (12)
    Sternzeichen = Jungfrau
    Haarfarbe = Hellbraun
    Augenfarbe = Hellbraun
    Lieblingsfarbe = Blau
    Lieblingssong = Before the Moment von Coco (Mermaid Melody)
    Charakter = Sturr, klug, süß


    5. Charakter = Mimi Namida
    Geburtstag = 29.01.2000 (11)
    Sternzeichen = Wassermann
    Haarfarbe = Hellblond
    Augenfarbe = Orange
    Lieblingsfarbe = Rot
    Lieblingssong = Cosmic Love von Nana Mizuki
    Charakter = Stark, selbstbewusst, leicht reizbar


    6. Charakter = Melanie Joi
    Geburtstag = 27.06.2000 (11)
    Sternzeichen = Krebs
    Haarfarbe = Rosa
    Augenfarbe = Pink
    Lieblingsfarbe = Rosa
    Lieblingssong = Discotheque von Nana Mizuki
    Charakter = Beliebt, süß, schüchtern


    Die Geschichte
    Anfangs ging es nur um Yuri Egao, ein Mädchen mit durchschnittlichen Noten und Interessen. Doch seit sie einen seltsamen Traum hat läuft bei ihr gar nichts mehr so, wie es laufen soll... Ein Engel spricht im Traum zu ihr und versucht ihr zu erklären, dass sie ein Magical Girl in Form eines Engels ist. Doch sie versteht es nicht. Bis es in Tokyo zu einem Überfall in der Bank kommt. Da Yuri gerade in unmittelbarer Nähe war, wurde sie in den Überfall verwickelt. Aus Angst entfaltete sie ihre noch ungeahnten Kräfte und verwandelte sich in den Engel White Heart. Und sie schafft es den Dieb auszuschalten und die Stadt somit zu retten. In der Kibō no gakkō Schule ist nun überall die Rede von der mysteriösen Frau in Engels Gestalt. Doch niemand weiß, dass das Yuri ist. Ihre Tischnachbarin Zakuro Mayonaka - die schlauste der Schule, ist wenig begeistert von der Engelsfrau. Doch wenig später entdeckt auch Zakuro ihre Engelskräfte. Sie hat allerdings schwarze Flügel. Der nächste Engel ist Yuri's beste Freundin Kira Hizashi, die ihre Kräfte durch einen dummen Zufall entdeckt. Leider beobachtet ihr bester Freund Usui sie, was sie nicht weiß. Die sturre Schülerin Alice Un entdeckt als nächste ihre Kräfte. Dann besucht eine deutsche Austauschschülerin namens Mimi Namida die Kibō no gakkō Schule. Sie ist auch ein Engel, sogar einer der stärksten. Der letzte Engel, der seine Kräfte entdeckt ist Melanie Joi, die sehr schüchtern ist. Von nun an müssen die sechs Mädchen gegen das Böse in Tokyo kämpfen. Hat das auch ein Ende? Und was hat es mit Zakuro's schwarzen Flügel auf sich? Das erfährst du alles bald...

  • Hier nochmal neu:

    Wieso eigentlich immer Ich? Diese Frage stellte ich mir im Moment häufiger, seit ich diesen seltsamen Traum hatte. Jede Nacht, wenn ich meine Augen schloss sah ich sie. Sie, diese wunderschöne Frau in Engelsgestalt, die mir auf eine gewisse Art und Weise bekannt vorkam. Doch warum oder woher ich sie zu kennen schien, wusste ich nicht. Das einzige, was ich einhundertprozentig wusste war, dass sie eine weiche und sanfte Stimme hatte, mit dieser sie mir immer wieder denselben Satz zuflüsterte. Ihre Lippen schienen sich aber nicht einmal zu bewegen. „Du bist auserwählt, Yuri Egao…“, genau das versuchte sie mir verständlich zu machen. Doch wofür war ich auserwählt? Das sagte sie mir wiederum nicht. Und dann, jedes Mal wenn sie diesen Satz gesagt hatte streckte sie ihre Hand langsam und vorsichtig nach mir aus. Wahrscheinlich erwartete sie von mir, dass ich sie ergriff, doch aus irgendeinem Grund kam mir das alles komisch vor und so beschloss ich das erstmal nicht zu tun. Erst wollte ich mehr über diese Frau erfahren. Zum Beispiel, warum ähnelten ihre gewellten hellblauen Haare so denen meiner verstorbenen Mutter? Und wieso waren ihre Stimme, ihre Bewegungen und selbst ihre Ausdrucksweise so wie die meiner Mutter? Aber vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein, wer weiß? Das könnte doch auch alles ein Streich meines Gehirns sein. Mein Herz war im Moment sowieso unbrauchbar, denn es hatte schon genug mit dem Tod meiner Mutter zu kämpfen. Dieser Traum jedoch, der brachte das Fass zum überlaufen…

    Kapitel 1
    Wir bekamen gerade unseren Mathetest zurück, den wir vergangenen Montag geschrieben hatten. Unser Lehrer, Herr Motosuwa ging wie immer durch die Reihen und legte jedem seinen Test verkehrt herum auf den Tisch. Er war noch vier Tische von mir entfernt und so langsam machte sich die Nervosität breit. „Wenn du schon wieder mit einer schlechten Note nach Hause kommst gibt es riesigen Ärger“! Genau das hatte mein Vater gesagt.
    Mittlerweile waren es nur noch zwei Tische und ich wurde immer nervöser. „Hey, Yuri! Ich hab eine drei!“, das war meine beste Freundin Kira. Ich freute mich für sie. Aber sie war schon immer besser als ich in der Schule, dennoch machte mir das nichts, denn ich wusste, sie würde mich nie auslachen. Im Gegensatz zu meiner verhassten Tischnachbarin Zakuro Mayonaka. Diese machte es geradezu glücklich mich leiden zu sehen! Doch Herr Motosuwa riss mich aus meinen Gedanken. „Miss Egao! Ihr Test!“, sagte er etwas gereizt. Er trug wie immer ein weißes Hemd, das er in seine braune Hose stopfte. Er verbreitete eine Duft nach Moschus und die Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten, das er möglichst bald mit dem Unterricht weitermachen würde und es vorziehen würde, wenn ich jetzt nicht dachte, sondern mir meinen Test ansehen würde. Mit knallrotem Kopf warf ich einen Blick auf meinen Test. Und… es war eine fünf. Papa würde mich umbringen! „Oh, dieses Mal nur eine eins minus und was hast du?“, fragte Zakuro.
    Am liebsten hätte ich ihr gar nicht geantwortet, doch ich wollte wissen, was sie zu meiner Note diesmal zu sagen hatte. „Ich habe eine fünf, doch das ist halb so wild“, entgegnete ich ihr. Da breitete sich ein hämisches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Ach so, dann solltest du vielleicht mal mehr lernen, aber wen wundern deine Note schon? Ich meine was machst du in deiner Freizeit? Computerspiele spielen und dabei Chips essen?“, eigentlich hatte sie damit nicht ganz unrecht. Ich saß wirklich den halben Tag am Computer und surfte durchs Internet, aber das Lernen vernachlässigte ich natürlich nicht. Doch hätte ich lieber meine große Klappe gehalten, denn sie setzte sofort wieder zum sprechen an. Ich wäre, wenn ich könnte sofort im Boden versunken, doch wie gesagt, das konnte ich nicht. „Ich verstehe dich wirklich nicht! Wie kam man nur nicht aus seinen Fehlern lernen? Sieh doch mal hier bei Aufgabe drei, da hast du immer wieder denselben Fehler gemacht!“. Sie hatte Recht, ich hatte immer den falschen Rechenweg benutzt und das bei vier Aufgaben. Kein Wunder, dass ich dadurch so wenige Punkte hatte. „Weißt du, Zakuro, ich glaube du hast Recht. Ich sollte aufhören meine Zeit zu verschwenden und mehr für meine Zukunft tun! Doch du, du tust mir leid. Du kannst es dir bestimmt nicht einmal erlauben mit einer schlechten Note nach Hause zu kommen. Muss schon schwer sein mit reichen Eltern…“. Ich glaubte selbst nicht, dass ich das sagte, doch es war so. Sie tat mir ehrlich leid, weil ihre Eltern den ganzen Tag nur mit ihrer Arbeit beschäftigt waren und sie total vernachlässigten. Vielleicht war sie ja deshalb so… zickig?
    Mein plötzliches Verständnis für sie, schien Zakuro zu verwirren. Ihr Rabenschwarzes Haar und ihre tiefroten Augen bezeugten ihre Wut. Doch da kam die alte Zakuro wieder und sie wurde rot, aber nicht so hellrot, so rot wie eine reife Tomate! „Du hast doch keine Ahnung von meinem Leben! Was weißt du schon, was ich zu tun und zu lassen habe! Du weißt doch gar nichts über mich!“, und das rief sie laut durch die ganze Klasse. Herr Motosuwa drehte sich blitzschnell um sah wie Zakuro da stand und mich zornig ansah. Jetzt rief er ebenso laut: „Zakuro Mayonaka! Was fällt dir ein hier so herumzuschreien?!“. Obwohl ich nicht gemeint war versetzte mir das einen Schlag. Ich hatte doch wirklich keine Ahnung von ihrem Leben, aber ich versuchte doch nur schlau aus ihr zu werden. War das denn unmöglich? So wie es gerade schien, ja.
    „Nachsitzen für beide!“, das war Herr Motosuwas letztes Wort. Dabei hatte ich doch gar nichts schlimmes getan, ich hatte mich doch nur mit meiner Tischnachbarin unterhalten. Durfte man das nicht?
    Nun konnte ich es nicht mehr ändern, denn die Schulglocke klingelte pünktlich um zwölf Uhr Mittag. Ich blieb gleich auf meinem Platz sitzen, da ich dank Zakuros Auftritt ja jetzt nachsitzen durfte. „Hey, es tut mir leid wegen vorhin.“, flüsterte ich ihr zu. Sie hatte sich inzwischen wieder hingesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt, die sie jetzt wieder fallen lies. Ein leichtes, aber nur sehr leichtes Lächeln konnte ich erkennen. „Schon okay“, meinte sie.
    Nach zehn Minuten in diesem leeren Klassensaal kam auch endlich Herr Motosuwa mit einem Stapel Arbeitsblättern wieder. Er reichte jedem von uns einen kleinen Stapel und wir begannen sie auszufüllen. Hauptsächlich handelten sie von Brüchen, die wir in eine Dezimalzahl umwandeln sollten. Eine Kleinigkeit für Zakuro und mich, denn das war ein Thema gewesen, indem ich auch mal gut war. Das brachte mir trotzdem nichts, denn ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ständig musste ich an die geheimnisvolle Frau aus meinem Traum denken. Sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf! Hatte mein Traum nun eine Bedeutung oder nicht? Spätestens wenn ich zu Hause war, würde ich im Internet recherchieren. Lediglich diese eine Stunde Nachsitzen musste noch vorübergehen. Zakuro schien auch schon die Sekunden zu zählen, da sie alle paar Minuten auf die Uhr sah. Wenn man erstmal bedachte, was sie für ein anstrengendes Leben hatte, dann könnte man sie eigentlich sogar leiden.
    Plötzlich spürte ich ein vibrieren an meinem Bein. Es war mein Handy, das ich zum Glück vor der Schule auf stumm gestellt hatte. Wahrscheinlich hatte ich eine SMS bekommen, die ich unbedingt lesen wollte, doch wie hätte ich das anstellen sollen? Immerhin war Herr Motosuwas Blick auf uns beide gerichtet und jedes Mal wenn wir uns bückten oder wir gähnten wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte uns noch mehr Aufgaben gegeben. Also wie?
    Herr Motosuwa bitte ins Sekretariat. das war eine Durchsage für die ich sehr dankbar war! Natürlich stürmte er hinaus in Richtung Sekretariat und lies uns glücklicherweise alleine. Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und schaute auf das Display. Eine neue Nachricht stand darauf geschrieben. Ich löste die Tastensperre und öffnete die SMS. Sie war von meinem Vater. In ihr stand, dass er sich Sorgen um mich machte und er sich fragte wo ich blieb, weil ich immer noch nicht zu Hause war. Er hatte sich schon immer zu viele Sorgen um mich gemacht, doch seit dem Tod meiner Mutter war es noch schlimmer. Ich antwortete ihm schnell, dass es mir gut ging und ich noch in der Schule war, weil ich wegen Zakuro noch Nachsitzen durfte und ich ihm alles später erklärte.
    Gerade so konnte ich die SMS noch abschicken, denn da kam auch schon Herr Motosuwa wieder. Ich konnte nur hoffen, dass Zakuro ihm nicht sagen würde, dass ich gerade ein Handy in der Schule verbotener Weise benutzt hatte. Sie tat es auch nicht, sondern rechnete brav an ihren Matheaufgaben weiter. Vielleicht sollte ich das auch tun, denn ich hing sehr weit zurück. Ich war immer noch beim dritten Arbeitsblatt während sie schon beim siebten war. „Du kannst bei mir abschreiben“, flüsterte sie mir zu. Hatte sie das gerade wirklich so gemeint? Anscheinend schon, denn sie schob mir ihre fertigen Arbeitsblätter zu. „Meinst du das ernst?“, flüsterte ich darauf. Sie nickte. Gut, wenn sie wollte das ich abschrieb, dann tat ich das jetzt auch. Dabei fiel mir auf das sie eine wunderschöne und saubere Schrift hatte, die man gut lesen konnte. Ich wünschte ich würde auch so schön schreiben doch meine Schrift sah etwas verwackelt aus.
    „Gut, ihr könnt dann gehen“, endlich! Herr Motosuwa lies uns eine ganze halbe Stunde vor Schluss gehen und ich dachte schon wir müssten den zweiten Teil der Stunde noch ertragen. Entweder hatte er die Schnauze voll von uns und konnte uns nicht mehr ansehen oder er hielt diese Zeit für Bestrafung genug. Schnell nahm ich meinen Matheordner, in den ich die acht neuen Arbeitsblätter eingeheftet hatte und mein Mathebuch vom Tisch und packte sie in meinen Rucksack. Dieser war einfach nur blau, ja, einfach nur blau. Mein Vater hatte ihn mir von einem Markt in Frankreich mitgebracht. Er war dort für eine Weile stationiert, wegen seiner Arbeit schätze ich. Zakuros dagegen war kunstvoll Schwarz mit roten verschnörkelten Linien, welche im Sonnenlicht glitzerten, verziert. Sie packte ihre Sachen seelenruhig ein während ich drauf war, wie ein Hamster der zu viel Kaffee getrunken hatte. In letzter Zeit war dieses Verhalten von mir nichts Außergewöhnliches mehr und nur dieser seltsame Traum war Schuld daran. Es wunderte mich bis heute noch, warum mir die geheimnisvolle Frau ihre Botschaft ausgerechnet durch meine Träume übermitteln musste. Warum konnte das alles nicht so ablaufen wie in den Shōjo Mangas? Denn in den Animes war das alles immer so einfach. Die Mädchen aus den japanischen Zeichentrickserien zum Beispiel mussten sich zwar auch durch die Schwierigkeiten des Lebens kämpfen, aber dafür waren sie immer hübsch, dünn und einfach nur toll!

    „…Yuri? Kommst du?“. Ich merkte nicht, dass Zakuro und Herr Motosuwa schon an der Tür standen. Mit Schwung nahm ich meinen Rucksack auf den Rücken, stellte meinen Stuhl hoch und ging auch zur Tür raus. Im Flur war es so leer und still. Immerhin war es schön sauber, da die Putzfrauen immer pünktlich um zehn nach zwölf anfingen zu putzen. Jedoch ist es merkwürdig, dass ich das einmal nicht mitbekommen hatte.
    Zakuro stand schon am Ende des Flures und schien auf mich zu warten. Ich lief ihr langsam entgegen und je näher ich ihr kam umso größer wurde das Lächeln auf ihrem Gesicht. Schien mich jetzt etwa zu mögen? Das konnte ich mir nicht vorstellen, da sie mir meine Kindheit versaut hatte. Denn sie war es, die mich immer geschubst und mir immer das Bein gestellt hatte. Wieso sollte sie mich jetzt plötzlich mögen? Und vor allem: Wieso sollte ich sie jetzt auf einmal mögen? Aber sie wollte anscheinend einen Neuanfang starten, denn sie stand immer noch mit einem breiten Lächeln im Gesicht an Ort und Stelle und wartete. Wartete dass ich kam, deshalb ging mir eine Frage nicht aus dem Kopf. Sollte ich jetzt wirklich zu ihr gehen? Ich blieb stehen. Ihr Lächeln verschwand. Sie hatte ihre Hand nach mir ausgestreckt, wie die Frau in meinem Traum, doch jetzt hatte sie sie heruntergenommen und ging in großen Schritten auf mich zu. Da ergriff sie meine Hand und sah mir tief in die Augen. „Hey, worauf wartest du noch? Der nächste Bus kommt schon in fünf Minuten und ich glaube nicht, dass du und ich ihn verpassen wollen!“. Ihr Lächeln kam wieder und das stärker als zuvor.
    Wir gingen zusammen zu den Schuhregalen. Jeder Schüler hatte dort ein Fach in das er seine Straßenschuhe hineinlegen konnte und stattdessen die bequemen Hausschuhe anzog. Hier in Japan war das so und jeder hielt sich auch daran.
    Ich holte meine abgelatschten Chucks aus meinem Fach und stellte dafür die Hausschuhe hinein. Zakuro tat das gleiche. Als wir soweit fertig waren gingen wir hinaus zur Bushaltestelle. Weit und breit war nichts zu sehen weder ein Bus, mit dem wir fahren könnten, noch Menschen, die wir danach fragen könnten. Es war hoffungslos. Je mehr Zeit verging umso weniger vertraute ich auf Zakuros Instinkt, der besagte, ich zitiere: jede Minute ein Bus kommen würde. Ich seufze und setzte mich unter die Bedachung der Haltestelle auf die dort angebrachte Bank. „Sicher, dass das heute noch was wird?“, fragte ich schließlich.
    Sie zuckte mit den Achseln und setzte sich zu mir. Dann holte sie etwas aus ihrem Rucksack. Ihr Handy. Sie schrieb eine SMS. An wen konnte ich nicht erkennen, da sich die Nachmittagssonne auf ihrem Display spiegelte. „So, wir bekommen Hilfe.“, meinte sie.
    Ach ja? Wir und Hilfe? Das glaube ich erst wenn ich es sehe!

    Gerade mal drei Minuten vergingen und schon sah man aus der Ferne eine Limousine immer näher kommen. Ich weiß, was ich sagte, aber ich konnte das nicht glauben! Dieses Ding hatte Zakuro für uns gerufen? Ich war total überwältigt, als die Limo vor unseren Füßen halt machte. Zakuro stieg ein, als ob das für sie nichts Neues wäre, was es ja theoretisch auch nicht war. Doch ich stand wie angewurzelt da und bestaunte die Limousine. Ich hatte noch nie eine Limo in Tokyo gesehen und bin auch deshalb noch nie mit einer gefahren. „Kommst du?“, fragte Zakuro ungeduldig. Ich stieg ein und was mich da erwartete konnte ich nicht in Worte fassen. Die Sitze waren aus weichem Leder und die Wand war mit Samt verkleidet. Vor uns war ein großer Bildschirm, ob das ein Fernseher war konnte ich nicht genau sagen. Während ich so alles begutachtete fiel mir gar nicht auf, dass wir schon fuhren. Mindestens einhundert Meter waren schon entfernt. Die doofe Kibō no gakkō Schule hatten wir hinter uns gelassen und ich war so froh sie erst am Dienstag wiedersehen zu müssen. Montag haben wir keine Schule, da unsere Lehrerin krank war, wie viele andere Lehrer und es waren nicht genug Ersatzlehrer da, die sie vertreten könnten. Ich freute mich mal einen Tag frei zu haben, aber einige - darunter auch Zakuro, freuten sich wiederum nicht. Aber ich konnte sie verstehen. Wer will schon einen ganzen Tag frei haben, wenn die Eltern sich nur mit ihrer Arbeit beschäftigen?
    Das ist ein Punkt, den ich wirklich verstand.
    Wir bogen gerade rechts ab und gelangten in die Straße in der ich wohnte. „Du wohnst hier doch, oder?“, erkundigte Zakuro sich sicherheitshalber. Ich nickte, hob meinen Rucksack auf, öffnete die Tür und stieg aus. Draußen warf ich ihn mir über die linke Schulter. „Danke fürs Mitnehmen und bis Dienstag!“, verabschiedete ich mich. Schnell schloss ich die Tür und blieb noch da stehen, wo ich war bis die Limo um die Ecke fuhr. Dann setzte ich mich in Bewegung und ging auf unser Haus zu. Beim Gartentor angekommen drückte ich schwach dagegen und es öffnete sich quietschend. Mein Vater wollte es eigentlich schon im Sommer ölen und nun war es schon Winter. Er vergaß öfter etwas, aber meistens wollte er solche Sachen wie Hausarbeit vergessen. Deshalb blieb das meistens an mir hängen, aber ich beschwerte mich nie darüber. Das musste ich wohl von meiner Mutter haben. Beim Denken an sie schmerzte mein Herz. Ich hatte noch nicht ganz verdaut, dass ich sie nie wiedersehen werde. Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, da ihr Tod erst vor zwei Jahren war. Wer konnte es auch verkraften, dass die eigene Mutter weg war und nie wiederkommen würde?
    Ich hatte nicht gemerkt, dass ich stehen geblieben war. Also ging ich einfach weiter, ohne groß darüber nachzudenken.
    Der kleine Marsch von unserem Gartentürchen bis zur Tür schien mir unnatürlich lang. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur Angst vor der Reaktion meines Vaters, wegen der schlechten Mathe Note. Und meine Angst wurde immer schlimmer. Mitten vor der Tür pochte mir das Herz so laut, dass ich mich auf nichts anderes konzentrieren konnte. Hätte ich meiner Mutter den Test zeigen müssen, währe das etwas ganz anderes. Sie ging damit total locker um. Doch mein Vater, der rastete sofort aus, wenn ich mit einer eins minus statt einer erwarteten eins nach Hause kam. Deshalb versuchte ich dieser Situation auszuweichen. Diesmal hingegen war es unmöglich dem zu entfliehen.
    Meine Finger zitterten, als ich meinen Schlüssel aus dem Rucksack kramte. Die Tür öffnete sich ohne Laut, sodass ich es nicht mitbekam. „Na, wo warst du?“, fragte mein Vater ungeduldig. Er hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah mich mit besorgtem, aber gleichzeitig wütenden Gesichtsausdruck an. „I-ich hatte Nachsitzen…“, stammelte ich verlegen. Ich wusste nicht, ob ich rot war, aber als ein plötzlicher Windstoß um mein Gesicht blies, merkte ich, wie heiß meine Wangen waren. Somit stand fest, dass ich rot sein musste. „Du hattest was?!“, er schrie schon fast. Ich wäre am liebsten Zakuro und der Limousine nachgerannt, doch diese waren bestimmt schon bei ihrer Villa. Mein Plan B war gescheitert, noch bevor er überhaupt begonnen hatte. Da kam wieder meine allmählich typische Frage auf: Warum eigentlich immer Ich?

    Kapitel 2
    Mein Vater hatte mich endlich ins Haus gelassen und nur circa zehn Minuten an meiner Note herumgemeckert. Das war ein neuer Rekord! Sonst waren es immer zwanzig Minuten oder in schlimmen Fällen eine halbe Stunde. Irgendwas musste da faul sein.
    Ich stand im Flur und hatte gerade meine Schuhe ausgezogen, die ich ordentlich an die Tür stellte. Da kam mir schon Elda entgegen, unsere Putzfrau. Sie unterstützte mich beim Haushalt, da mein Vater ja untauglich dafür war. Sie nahm mir meine Jacke ab und hängte sie in den Schrank, der gleich neben der Tür stand. Unter dem Schrank standen unsere Schuhe ordentlich in Reih und Glied.
    „Willst du auch einen Kakao, Liebes?“, fragte sie. Klar wollte ich auch einen Kakao. Dumme Frage!
    Natürlich flitzte sie wir eine Maus in die Küche und kam vielleicht zwei Minuten später mit einer heißen Tasse Kakao wieder.