Tag 30 – 12:06 Uhr – Gelände der Akademie – Verwaltungsgebäude
Heitani Ichiru sah den Schülerinnen und Schülern nach, die in den Speisesaal gingen. Nach den Ereignissen des gestrigen Tages waren viele besorgt und auch verärgert. Deshalb war auch im Unterricht die Aufmerksamkeit nicht besonders groß gewesen.
Solange diese jungen Leute nicht wussten, worum es in Wirklichkeit ging, war ihr Zorn aus deren Sicht ja berechtigt. Sie fühlten sich überrumpelt und wohl auch ausgenutzt.
Valentina Amasowa hatte die anderen Lehrer zu einer Sondersitzung nach oben gebeten, wo diese wahrscheinlich auf den letzten Stand der Dinge gebracht werden würden.
Heitani wusste aus eigener Erfahrung, wie furchtbar das Zusammentreffen mit dem tatsächlichen Gegner war und wie hoch dabei die Ausfallquote gewesen war.
Aus seiner Sicht war die Übung durchaus zielführend gewesen. Besonders nachdem die Zeit, die ihnen noch blieb, immer mehr zusammenschmolz.
Das sich die Lehrerschaft gegenüber den Schülern jetzt in so eine angespannte Position gebracht hatte, war gezwungenermaßen geschehen, um die Schüler dichter zusammen zu bringen. Noch waren zu viele von ihnen mit ihren persönlichen Problemen vollkommen ausgelastet und achteten zu wenig auf andere.
Heitani hatte schon von den Maßnahmen des Sicherheitsdienstes gehört und die Schüler würden es spätestens jetzt beim Essen mitbekommen. Das würde ihren Unmut noch weiter anstacheln, aber auch hier gab es keinen anderen Weg mehr.
Die Direktorin hatte besorgniserregende Informationen aus dem Vorstand erhalten, wo die einzelnen Fraktionen wohl unruhig wurden. Das bislang keine Ergebnisse in dem Maße vorgelegt werden konnten, wie es dort wohl einigen Herrschaften vorschwebte, würde noch zusätzlich Druck aufbauen.
Heitani konnte sich im Zusammenhang mit den ausgelösten Maßnahmen auf der Insel schon denken, was passieren würde.
Hagen kam gerade ins Gebäude, wobei Milena ihn in Katzengestalt begleitete und auf seiner Schulter ritt. Er empfing die Gedanken von Heitani Ichiru, ohne diese speziell angepeilt zu haben. Dieser dachte einfach zu konzentriert, während er den Schülern nachblickte.
Nach seinem Gespräch heute Morgen um kurz nach Zehn bei der Direktorin, hatte Hagen schon seine eigenen Schlüsse gezogen. Besser als die meisten hier auf der Insel wusste er um das brüchige Vertrauen unter den Geheimdiensten.
Andererseits war ihm auch bewusst, dass dieses Wissen der Allgemeinheit nichts nutzen würde. Einige würden sich gegenüber den anderen abschotten und nur für sich selbst Vorbereitungen treffen, was der eigentlichen Grundidee dieser Akademie vollkommen entgegenwirken würde. Das die Direktorin sich nun als Buhmann zur Verfügung stellte, auf den alle Schüller ihren Ärger richten konnten war eine zwar für sie unbequeme, aber gangbare Lösung, um den Zusammenhalt der anderen weiter zu stärken.
Sie lag damit momentan auch vollkommen richtig, wie Hagen an den Gedanken der anderen Schüler schon den ganzen Vormittag über mitbekommen hatte. Der ganze Ärger und die Empörung richteten sich auf die Lehrerschaft und besonders die Direktorin.
Natürlich war auch Misstrauen wegen der Ziele dieser Akademie im Spiel, aber dieses trat zurzeit eher sporadisch auf. Jedenfalls soweit es die offen zu lesenden Gedanken betraf.
Hagen ging während dieser Überlegungen weiter in den Speisesaal und stellte sich mit an der Ausgabe auf. Da man inzwischen an den Anblick von Milena gewöhnt war, machte sich deswegen auch niemand mehr Gedanken.
Er bekam wieder eine spezielle Mahlzeit für sie, was den Küchenkräften nun auch schon zur lieben Gewohnheit geworden war. Zusammen mit seinen eigenen Speisen begab er sich wieder durch die Glastür nach draußen und nahm auf seinem üblichen Stuhl unter dem Baum Platz.

[Geschichte] Abunai-Akademie - Buch 2 "Dunkle Wolken"
- Soulshadow
- Geschlossen
-
-
Tag 30 - 12:06 - Speisesaal
[Kazumi + Fumiko]
Die beiden Mädchen hatten sich nur schnell frisch gemacht. Danach ging es für sie auch direkt zum Mittagessen. Als sie den Speisesaal betraten hatten sie förmlich schon das Gefühl das hier dicke Luft herrschte. Vermutlich lag es an dem Training von dem Kazumi natürlich nichts mitbekommen hatte. Fumiko hatte vollstes Verständnis für diese Methoden, auch wenn viele wohl diesen Gedanken nicht teilten. Beide schnappten sich ihr Essen und setzten sich, vollkommen unbewusst, an den selben Tisch.
"Meinst du Ryu geht es bald wieder gut?"
"Natürlich. Er hat einen starken Willen."
Beide schienen immernoch mit den Erlebnissen beschäftigt zu sein. Den Rest der Mahlzeit schwiegen sie sich an.Tag 30 - 12:10 - Krankenstation
[Ryu]
Ryu war schon nach kurzer Zeit erwacht. Nach so langer Zeit hatte er endlich mal wieder einen traumlosen Schlaf. Keine quälenden Gedanken. Dennoch fühlte er sich leer. Er saß aufrecht im Bett und schien nur an die Wand zu starren. Noch immer versuchte er das erlebte zu verarbeiten. Der Fluch der Yami's. Erst nachdem er sich an seine Kindheit vollständig erinnerte, erinnerte er sich auch wieder an den Fluch. Seine Eltern hatten ihm davon erzählt, doch als Kind sind es für einen nur Geschichten. Aber diese Stimme die er hörte... die Stimme die sagte er solle das Schwert ziehen. Die Stimme sagte, sie wäre sein Ur-Großvater. Seine Eltern hatten damals von ihm erzählt. Der einzige in der Familie Yami, der das legendäre Schwert, aus den Tiefen des schwarzen Abgrunds ziehen konnte. Und jetzt konnte er es auch...zumindest auf der virtuellen Ebene. Vielleicht würde er es auch irgendwann beherrschen, doch bis dahin würden wohl noch viele Trainingsstunden in Land ziehen. Er hob langsam die Hand und lies die Luft um sie herum erhitzen. Das er jetzt wirklich dazu bereit war seine Kräfte einzusetzen... es schockierte ihn selber. Er akzeptierte sich selbst so wie er ist. Vielleicht würde er nun sein Potenzial voll ausschöpfen können. -
Tag 30 - 12:11 Uhr - Gelände der Akademie - Speisesaal
Samirall sah wieder gen Himmel. Diese vielen Gedanken passten ihm überhaupt nicht. Es widerstrebte seinem Charakter sich so viele Gedanken zu machen. Er beobachtete kurz die Wolken und wie sie vorbeizogen. Das hatte ihm gefehlt. Unbekümmert dem Weg der Wolken folgen. Das Leben, dies wusste Samirall inzwischen, hat genug Überraschungen für jeden. Das Thema Verrat und Organisationen bearbeite jetzt sein Unterbewusstsein. Er setzte seine unbekümmerte Miene auf. Das einzige was ihn jetzt froh stimmte, waren seine Kräfte. Sie wurden immer kontrollierbarer. Still lachte Samirall in sich hinein. Er hatte in der gesamten Aufregung vergessen, dass er noch vor wenigen Tagen nichts davon beherrschte.
Er blickte hinab und ein Déja-vu- Gefühl überkam ihn. Genau hier war er an seinem ersten Tag auf dieser Insel gewesen und genau wie damals, erblickte er eine Person, dessen Namen er jedoch nun kannte. Er hatte ihn, wie immer, nicht bemerkt. Keine Spur von Präsenz, kein Geruch, kein Geräusch. Er war auf einmal da und so viel war sich Samirall mittlerweile klar, wäre er sein Feind, hätte er keine Chance.
Samirall sprang nach unten und begrüßte seinen neuen Lehrmeister. "Guten Appetit!" -
Tag 30 – 12:12 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Hagen blickte auf, als Samirall herantrat und einen guten Appetit wünschte. Da er gerade einen Bissen genommen hatte nickte er als Antwort, während er kaute.
Einen Teil der Gedanken, nämlich den, der sich mit ihm beschäftigte, hatte er mitbekommen. Wenn sich jemand auf eine Person in Gedanken konzentrierte, dann waren diese für einen Telepathen so deutlich, wie ein lautes Selbstgespräch.
„Ich brauche nicht einmal deine Gedanken zu erfassen, denn die Fragen stehen dir schon förmlich im Gesicht, Samirall-san!“ begrüßte Hagen ihn dann, nachdem er den Mund wieder leer hatte.
Milani musterte Samirall mit ihren unergründlichen Katzenaugen und schien ihm dann einen freundlichen Augenblinzler zu widmen.
„Der Schein entspricht nicht immer dem Sein, falls dein Meister diesen Spruch jemals verwendet hat“, fuhr Hagen fort. „Einer der Gründe, warum man manchmal nur sieht, was man auch sehen will, ist die eigene Fixierung. Eigentlich liegen dir doch so viele Überlegungen nicht. Aber die Dinge, die um dich herum vorgehen, stören dein Bedürfnis der Ruhe. Deshalb suchst du nun einen Weg, dich mit den Begebenheiten zu arrangieren, oder?“ -
Tag 30 – 12:12 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
"Du hast, wie immer, Recht.", stellt Samirall erneut fest. Wirklich Ruhe hatte er schon lange nicht mehr empfunden. Wenn Lena nicht gewesen wäre und er langsam eine Verbindung mit der Insel aufgenommen hätte, hätte er sich nicht wirklich um so etwas Gedanken gemacht.
"Nein, so Gedanken sind nicht wirklich mein Fall." Samirall tippte sich gegen die Stirn. " Dieser Kopf ist zum kämpfen da. Analyse von Kampftechniken und Bewegungen...das kann ich."
Samirall setzte sich während er redete gegenüber von Hagen hin. "Ich kann es aber nicht ertragen, wenn meine Freunde und Leute die mir etwas bedeuten verletzt werden." Bei diesen Worten lachte Samirall. "Das wusstest du aber bestimmt schon. Ich bin ja ein offenes Buch für dich."In Samiralls Inneren baute sich eine Frage auf. Er wusste, dass Hagen sie wahrscheinlich schon wusste, er wollte sie jedoch trotzdem aussprechen.
"Glaubst du wir können dieser Gefahr etwas entgegenstellen ohne unsere Individualität zu verlieren?" -
Tag 30 – 12:13 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Hagen ließ die Frage einen Moment auf sich einwirken und trank dabei einen Schluck.
"Ich glaube nicht, dass unsere Individualität gefährdet ist, Samirall-san. Du warst selbst in einer Pentagramm-Verbindung. Dabei wird die Einzigartigkeit des Einzelnen nicht unterdrückt oder verzerrt. Es ist gerade das gemeinsame Wollen, dass die Kraft der Einzelnen zu einem größeren Ganzen werden lässt!"
Milani gab einen leisen Laut von sich und blickte ihn seltsam an.
"Du willst Leute, die dir nahe stehen beschützen... eigentlich ist es auch das, wofür man uns hierher gebracht hat! Nicht weil man uns damit quälen will, sondern schlicht weil wir die benötigten Fähigkeiten haben. Die Herrschaften in den oberen Etagen haben noch nie gefragt, wie ihre Welt erhalten werden kann. Es ist ihnen wahrscheinlich auch egal! Aber ob man die Tatsache nun mag, oder sie zutiefst verabscheut... wir sind das Zünglein an der Waage.
Du hast, ob es dich nun verärgert hat oder nicht, einen kleinen Einblick in das bekommen, was uns erwarten kann!
Und glaube nicht, dass dieser Gegner mit sich diskutieren lässt! Er ist eher die Gefahr, dass die Individualität verloren geht!
Wir haben den Weg des Kriegers eingeschlagen und ein ganz besonderer Krieg hat uns gefunden..."
Hagen fragte sich, ob Samirall den Sinn der Worte erfassen konnte.
Eigentlich würde er wohl lieber sein sorgloses Leben fortführen, aber diese Option bestand schon nicht mehr. Auch wenn man ihnen keine Informationen von außen zukommen ließ, war Hagen bewusst, dass ihre Zeit des Lernens zuende ging. -
Tag 30 – 12:14 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Samirall ließ diese Worte lange unbeantwortet. Er brauchte einige Zeit, bis er die gesamten Informationen verarbeitet hatte. Hagen hatte, erschreckenderweise, alles wichtige zusammengefasst. Was Samirall so lange warten ließ, war das merkwürdige Gefühl was sich in ihm ausbreitete. Die Angst alles zu verlieren, seine neu gewonnen Freunde, die Insel auf der er sich befand, seine Familie im Dojo und die gesamte Welt, war nicht so stark wie die Begeisterung, die er hatte, gegen einen übermächtigen Gegner anzutreten.
Er kannte dieses Gefühl noch von früher, wo nur sein eigenes Leben auf dem Spiel stand. Seine Hand zitterte und seine Kräfte wüteten gerade in ihm und wollten heraus."Mich verärgert nicht, dass wir kämpfen müssen. Die Tatsache, das ich nicht mal weiß wer mein Gegner ist, verärgert mich." während dieser Worte ballte Samirall die Faust zusammen.
Dies nervte ihn. Er war zwar nicht gerade der Schlauste und der mit den meisten Informationen, aber er wusste immer wer sein Gegner war, dieser Umstand machte ihn gerade mehr als wütend.
"Wann beginnen wir mit der nächsten Phase?" fragte Samirall nach einiger Zeit. -
Tag 30 – 12:16 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Hagen ließ Samirall die nötige Zeit, um die Dinge zu durchdenken. Da dieser nicht an ihn dachte, blieben die Gedanken auch verborgen, da Hagen ohne zwingenden Grund niemals in die gedankliche Privatsphäre eindrang.
Er beendete seine Mahlzeit und lehnte sich mit dem Getränk zurück, bis Samirall sich wieder an ihn wandte.
Das es ihn ärgerte, dass er nichts über den zu erwartenden Gegner wusste, war Hagen schon länger bewusst. Obwohl er es ihm hätte sagen können, sah er in dem Wissen kein Potential für eine verbesserte Lage. Eigentlich sehr viel mehr für das genaue Gegenteil...
Aber auch das brauchte Samirall zurzeit nicht zu wissen!
Die wenigen Informationen, die aus der gerafften Gedankenübertragung von der anderen Yuna bislang entschlüsselt waren, zeigten eine mehr als düstere Zukunft. Aber alleine die Tatsache, das diese Informationen in der jetzigen Gegenwart vorlagen, beeinflusste die Zukunft schon. In welcher Weise sich dadurch die Ereignisse veränderten, konnte man noch nicht absehen.
"Die nächste Phase beginnen wir noch heute während des Nachmittagstrainings! Die Zeit wird knapp und wir haben keine mehr zu verlieren!" antwortete er dann auf die Frage.
"Bis wir zum eigentlichen Gegner kommen, werden wir bereits andere Kämpfe ausgetragen haben, deshalb mag es zwar ärgerlich sein, aber im Augenblick benötigst du dieses Wissen nicht für deine Entwicklung. Und nur das Ego zu füttern erweist sich meist als nachteilig!"
Hagen trank den Rest seines Getränkes aus und räumte das Geschirr zusammen.
"Deine nächsten Gegner werden Menschen sein... ", sagte er wie nebensächlich dabei, führte den Satz aber nicht weiter. -
Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Samirall griff bei Hagens letzten Worten instinktiv zu der Stelle wo sein Schwert normalerweise hing. Menschen waren eine reelle Gefahr. Etwas was er kannte, etwas was nicht mit brennendem Schleim oder sonst etwas zu tun hatte. Bei Menschen wusste er wie sie sich verhielten, zu was sie fähig waren und wie viel sie aushielten, jedoch war Samirall durchaus bewusst, das Hagen sein eigentlicher Gegenspieler bei der Übung sein würde.
"Ich bin gespannt, was da auf mich zukommt." sagte Samirall mehr zu sich selbst. Die Tatsache, dass ihm Hagen nichts über den wahren Gegner verriet ließ er unkommentiert. "Er wird schon seine Gründe haben." dachte sich Samirall.Für ihn war momentan nur wichtig, dass er Möglichkeiten hatte, stärker zu werden. Er war noch lange nicht bereit gegen jemanden mit starken Kräften anzutreten. Er hatte dies auch noch nicht getan. Die Kräfte der anderen Mitschüler verblüfften ihn schon und die würden wohl auf seiner Seite sein.
Was gegnerische Kräfte bei ihm anstellten vermochte er sich nicht vorstellen. -
Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Krankenstation
[Ryu]
Irgendwie hatte er überhaupt keine Lust hier zu sein. Er fühlte sich gut, doch wurde ihm Ruhe verschrieben. Er machte das Beste aus der Situation und versuchte seine "neuen" Fähigkeiten zu testen. Doch das einzige, was er erreichte, war der Zorn einer Krankenschwester, die ein verbranntes Bett aus dem Raum schieben musste. Ryu hatte sich zwar entschuldigt, aber innerlich grinste er. Na ja vielleicht würde man ihn ja freiwillig rauswerfen, wenn sie sahen wie gut es ihm eigentlich schon ging. Nein. Eigentlich wartete er förmlich darauf. Er wollte raus hier, doch einfach gehen wollte er nicht. Früher hätte er es vielleicht so gemacht. Er wartete einfach bis der Arzt kommen würde, um ihn ein letztes Mal durchzuchecken.
"Hoffentlich braucht er nicht zu lange..." -
Tag 30 – 12:16 Uhr – Gelände der Akademie – Speisesaal
Metro brachte gerade das Tablett mit dem leeren Geschirr weg. Er konnte nicht sagen, wie das Essen geschmeckt hatte, den er war mit seinen Gedanken viel zu sehr mit dem Datenpaket beschäftigt gewesen, das ihm via Needle-Cast am Vormittag von der Zentrale geschickt worden war. Genauer gesagt, mit dessen Inhalt. Mittlerweile war nur noch ein Zehntel des ursprünglichen Klans am Leben. Verschiedene Untergrund-Organisationen hatten versucht die Trojimura-Organisation systematisch zu vernichten. Doch einige wenige waren zu gerissen und/oder zu Stark gewesen. An diesem harten Kern hatten ein paar dieser anderen Organisationen ihre gesamte Kampfkraft aufgerieben. Und dennoch, auch wenn es irgendwo ein Sieg war, so hatten sie doch verloren und zwar fast den ganzen Klan. Aktuell war der Klan nur mit dem Verwischen von Spuren und der Reformierung beschäftigt. Von der Hauptfamilie hatte nur einer überlebt: Der Enkel des legendären Großmeisters und Anführers. Erst eine Tragödie innerhalb der Familie hatte den Plan der Angreifer, zumindest teilweise, gelingen lassen.
Metro ging durch die Glastüren nach Draußen. Im Vorübergehen sah er seinem Spiegelbild in die Augen.
Draußen sah er Samirall an einem Tisch sitzen. Er war ein ebenbürtiger Gegner in dem Duell gewesen. Vielleicht war er auch besser in der Schwertkunst, doch sobald Metro seine Fähigkeiten auspacken würde, konnte Samirall einpacken.
Ihm gegenüber saß ein junger Mann, den Metro nur grob kannte. Er hatte eine Katze auf seiner Schulter. Soweit Metro wusste beherrschte er Telepathie und konnte somit Gedanken lesen. Einige seiner bisher schwierigsten Gegner hatten solche Fähigkeiten besessen. So eine Person als Verbündeten zu haben wäre überaus nützlich. Abgesehen davon wirkte er wie jemand, der die wahren Schrecken dieser Welt kannte.
Metro blieb nicht unweit vom Tisch entfernt stehen und blickte auf die Glastüren. Ptolemäus sollte ihm eigentlich Folgen, doch dieser trödelte und lies Metro warten. -
Tag 30 - 12:17 Uhr - Gelände der Akademie - Krankenhaus
"So, der junge Mann meint also mal wieder, dass er alles besser weiß?!" Doktor van Hooten nickte langsam, nachdem die Krankenschwester von seiner kleinen Experimentierphase erzählt hatte. "Nur weil sein Körper sich gerade nicht müde anfühlt, meint der Herr nach einer knappen Stunde bereits wieder der Welt seine Regel aufpfropfen zu können..."
Ein listiges Grinsen fuhr über das Gesicht des Arztes.
Natürlich würde Ryu voller Ungeduld warten und gleich losposaunen, dass mit ihm alles Bestens wäre. Vielleicht würde er auch die Tour mit dem so lange nerven, bis man ihn raus schmiss probieren. Dabei vergaß er nach wie vor, dass er zur Zeit freigestellt war.
Weder im Bereich der Schule, noch beim Sicherheitsdienst war derzeit sein Platz. Obwohl die Angelegenheit in seinem Unterbewusstsein ziemlich glatt verlaufen war, würde die Direktorin ihn jetzt noch nicht rumlaufen sehen wollen.
Als der Doktor das Zimmer betrat, leuchteten die Augen von Ryu auf. Ungeduldig setzte er sich auf und wollte gerade zum sprechen ansetzen, als der Doktor eine Injektionspistole an seinen Oberarm setzte und mit einem kurzen Pfft ein hoch aktives Schlafmittel verabreichte.
"Ob du nun willst oder nicht, Ryu. Du wirst bis zum Abend schlafen!" versprach der Doktor ihm.
Natürlich versuchte Ryu gegen das Mittel anzukämpfen, aber die Rezeptur war speziell angepasst... Nach einem kurzen zornigen Aufflackern fielen ihm die Augen zu und sein Körper entspannte sich.
"Diese sechs Stunden geben deinem Körper und deinem Geist die nötige Zeit, sich wieder zu synchronisieren. Zum Abendessen kannst du dann hier raus, bevor ich meine Krankenschwestern noch zum Seelsorger schicken muss!"Hagen hatte die sich nähernden Gedanken einer anderen Person schon früher bemerkt, da sich diese mit irgendeinem Problem auseinandersetzte. Welches das war, konnte er so nicht sagen. Als die Person durch die Glastür in den Außenbereich trat, erkannte er Metro Trojimura, der bereits im Kessel gegen Samirall gekämpft hatte. Der kurze, einschätzende Blick, den dieser ihnen zuwarf, war typisch für einen Kämpfer. Eine schnelle intuitive Wertung des Gegenübers, die hauptsächlich auf den Erfahrungswerten des jeweiligen Kriegers basierte.
Scheinbar wartete er auf jemanden, denn er wandte sich danach wieder der Tür zu. -
Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Samirall bemerkte den Blick von Hagen und drehte sich ebenfalls im Stuhl um. Er sah seinen Gegner. Metro. Seine bislang zurückgehaltende Kampfeslust stieg jetzt unaufhörlich an.
Ohne es bemerkt zu haben wechselte Samirall auf seine Windsicht. Er sah die Farbe Schwarz. "Wie passend" dachte sich Samirall. Während er dem Luftverlauf folgte und bemerkte das Windströme, in seiner Gegenwart, Gewicht zunahmen und sich am Boden weiter fortbewegten. Wie eine Art schwerer Nebel lag die umliegende Luft zu seinen Füßen. Dies war, in Samiralls Augen, wohl ein kleiner Einblick in seine Kräfte.
"Metro!" rief Samirall ihm zu. "Du wirst sehen ich werde deine Kräfte übersteigen!" Samiralls gesamter Körper war voller Spannung. Er war wieder der alte. Die Kraft die er ihn Metro sah, ließ den Wunsch aufkommen, noch stärker zu werden.Samirall wusste nicht, ob es Metros Fähigkeiten waren oder einfach die Kampfeslust der beiden, die wie eine Art Magnet an ihm zog. Er wollte gegen ihn kämpfen hier und jetzt, nur sein Verstand hielt ihn davon ab. Er war ihm ganz klar unterlegen. Er würde ihn zerquetschen oder schlimmeres.
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Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Metro vernahm Samiralls Worte und richtete seine grauen Augen auf ihn.
"Dann freue ich mich auf ein Duell." , sagte Metro, "In 10 Jahren, wenn du mein Niveau erreicht hast."
Samirall schien jetzt mehr von den Psi-Kräften und den unterschiedlichen Auren zu verstehen. Metros hatte bereits fast das gesamte Potential seiner Psi-Kraft ausgeschöpft. Dies war unter anderem nur möglich gewesen, da sich die Kraft schon sehr früh bei ihm gezeigt hatte und er von dem Großmeister seines Klans großgezogen wurde, der glücklicherweise die gleiche Kraft besessen hatte. Dass Metro dementsprechend eine kampferprobte Tötungsmaschine war, konnte er natürlich nicht wissen.
Metro beschlich ein seltsames Gefühl. Ungewohnt, aber gar nicht so übel.
"Wenn du willst gebe ich dir eine kleine Kostprobe.", sagte Metro, mit einem leichten, herausfordernden Unterton. -
Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Hagen nahm sein Tablett auf, während Milani auf seiner Schulter nur leicht ihr Gewicht verlagern musste, um ihre Position zu halten.
"Ihr solltet euch langsam von diesem Kräftemessen loslösen. Was immer ihr auch meint, euch beweisen zu müssen, hilft nicht bei dem weiter, was uns noch bevor steht!" meinte er ruhig und ging mit dem Tablett in einer Hand auf die Glastür zu.
Trojimura war ihm vom Namen her durchaus bekannt, da dessen Clan auch von anderen Geheimdiensten bereits angeworben worden war.
Die Aggressivität, die er an den Tag legte, war eine direkte Folge seines Lebens. Er war es gewöhnt zu töten! Und er war es gewöhnt zu siegen!
"Egal wie stark einer hier ist... er wird niemals alleine gegen das bestehen, was uns schlussendlich erwartet. Übrigens ist wohl keinem von euch aufgefallen, dass wir eine ganze Stunde früher beim Mittagessen sind, als es vom Stundenplan her eigentlich der Fall sein sollte... Überlegt doch mal selbst, was diese Vorzeichen wohl zu bedeuten haben!"
Obwohl sich Metro leicht in seine Richtung wandte, hielt er sich im Zaum. Hagen spürte deutlich seine Kampfeslust, die sich ebenso in Samirall widerspiegelte.
"Wir sehen uns um 14:30 Uhr, Samirall-san. Konditionstraining kann dann wieder nach der Phase erfolgen", terminierte er das Treffen und durchschritt dann wieder die Glastür.
Es war noch genug Zeit für ein Bad in der heißen Quelle, bevor es soweit war. Und schon morgen könnte gar keine Zeit mehr für solche Dinge sein...Yuna hatte sich noch immer nicht wirklich beruhigt! Nach diesen komischen Ereignissen in der Bibliothek war sie gar nicht mehr im Unterricht erschienen. Sie hatte sich bei der Krankenschwester gemeldet und einige Zeit in der Krankenstation verbracht. Trotz das sie etwas geschlafen hatte, waren die Gedanken immer wieder zu den Fragen der Wachleute zurück gekehrt...
Was glaubten diese Leute nur? Das hier Spione zwischen den Bewohnern waren?
Im Krankenhaus war noch ein weiteres merkwürdiges Gefühl hinzu gekommen. Sie war sich irgendwie geteilt vorgekommen.
So, als würde ein Teil ihres Seins an einem anderen Ort weilen.
Dieses Gefühl hatte sie schließlich von dort vertrieben, weil es irgendwie Gruselig war.
Im Speiseraum hatte sie sich alleine an einen Tisch gesetzt, da ihr einfach nicht nach Unterhaltung war.Büro der Direktorin
"Das wäre dann soweit alles, Rika", beendete Valentina Amasowa die Verwaltungsroutine-Sitzung in ihrem Büro.
"Ah, eins wäre da doch noch... Auch wenn er bislang noch nichts in der Richtung gesagt hat, sollten wir Ryu wieder in den Klassenverband zurück versetzen. Nachdem er nun seinen inneren Konflikt in den Griff bekommen hat, sollte er sich auch dort besser zurecht finden. Und mit den beiden Mädchen scheint er sich ja ganz gut zu verstehen!" fiel ihr dann noch ein.
Rika lächelte. Obwohl es wie ein später Einfall aussah, so war der Zeitpunkt doch genau gewählt worden.
"Doktor van Hooten musste seinen Eifer zwar schon bremsen", Valentina erlaubte sich ein schmales Lächeln, denn sie hatte auch von dem verbrannten Bett gehört. "Aber zum Abendessen sollte er dann wieder entlassen sein. Wenn sie ihm also eine entsprechende Mitteilung auf dem Holocom zukommen lassen, dann kann er sich entsprechend einfinden."
"Mach ich gerne, Frau Direktor!" antwortete Rika ehrlich. Sie war tatsächlich gerne auf dieser Insel und an dieser Akademie. -
Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Außenbereich des Speisesaales
Samirall verlor bei diesen Worten seine Sicht. Auch sein Körper verlor jegliche Anspannung. Seine Kampfeslust war erloschen.
Er konnte jedoch noch deutlich spüren, wie die Luft um Metro förmlich knisterte. " Darauf muss ich wohl verzichten, Metro" antwortete Samirall mit einem Lächeln. Er war nicht besonders gut darin, solche Situationen aufzulösen. So wie es Hagen schafft locker und ruhig zu bleiben und seine Absichten zu verschleiern, würde es Samirall nie hinbekommen. Er war wie ein offenes Buch.
Samirall ging Richtung Ausgang und jeder Schritt weg von diesem Kampf fiel ihm schwer. Auf gleicher Höhe flüsterte Samirall ihm zu:" Er hat Recht Metro. Ich würde gerne erneut meine Kräfte mit dir messen, aber hier gehen Dinge vor die uns keine andere Wahl geben, als zusammen zu arbeiten."
Samirall erinnerte sich zurück an das Pentagramm. "Du hast diese Kraft doch auch gesehen. Scheinbar ist der Feind so übermächtig, dass wir darauf zurückgreifen müssen. Du als Krieger weißt genauso gut wie ich: Wer alleine kämpft stirbt auch alleine."Mit diesen Worten ging Samirall zurück zum Speisesaal.
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Tag 30 - 14:29 Uhr - Gelände der Akademie - Brunnen auf dem Hauptplatz
Hagen blickte zu einer der neuen holografischen Anzeigetafeln, die man seit kurzem in Betrieb genommen hatte. Nach der etwas verfrühten Mittagspause hatten viele Schüler die Zeit genutzt und sich um ein paar private Dinge gekümmert.
Er selbst hatte sich indessen im heißen Wasser entspannt und auf die nächste Übung vorbereitet, die jetzt Samirall-san einen weiteren Blick in seine Fähigkeiten ermöglichen würde. Dadurch, dass dieser sich den PSI-Fähigkeiten anfangs gegenüber verschlossen hatte, war sein Verständnis für die eigenen Fähigkeiten nicht sonderlich ausgeprägt.
Auch seine Freundin Lena, die ihm zwar den Zugang zu seinen Kräften ermöglicht hatte, konnte ihm da nicht wirklich weiter helfen, da sie ihre eigenen Schatten im Inneren verfolgten.
Von einigen Bediensteten, die ziemlich verärgert an die Ereignisse während des Vormittags gedacht hatten, erfuhr Hagen von den Überprüfungen.
Für jemanden, der die Hintergründe nicht kannte, waren diese einzelnen Informationen ziemlich belanglos. Aber Hagen wusste die Zeichen zu deuten!
Auch hier auf der Schule würde sich zeigen, von welcher Seite sich die Menschen geben würden... gut oder schlecht.Die meisten der Schüler waren bereits in Richtung des Freiübungsgeländes gegangen, wo der Parcours inzwischen nur noch eine Aufwärmübung darstellte.
Durch die Entwicklung und Kontrolle der Fähigkeiten hatten die Schüler inzwischen andere Übungen vor sich, die auf die passiven Teile der Kräfte ausgelegt waren. Die Aktiven kamen hauptsächlich in der Simulationskuppel zum Einsatz, wo die Kraftfelder die extremen Auswirkungen auffangen konnten.
Hätten die einzelnen Personen heute noch einmal einen Blick auf sich werfen können, wie sie vor einem Monat hierher gekommen waren, dann hätten sie die Entwicklung ganz deutlich gesehen! Aber durch die tägliche Anwendung war die Sichtweise inzwischen eine andere, so dass es nicht mehr auffiel.Aber noch immer erkannte man an den Zusammenstellungen, dass hier zwar Freundschaften bestanden, aber ein Gemeinschaftssinn noch nicht wirklich entstanden war. Kleine Gruppen war derzeit das Höchste an Gemeinschaft, was sich die Schülerinnen und Schüler zugestanden.
Samirall hatte jetzt wohl begriffen, dass es nicht um den Einzelnen ging. Allerdings auch nicht um das Ende der Individualität...
Hagen fragte sich, ob man den Schülern nicht einige der Aufzeichnungen zeigen sollte, die damals entstanden waren. Aber es würde den meisten wohl eher Angst machen...
Er setzte sich auf den Rand des großen Brunnens und wartete...[Haruka]
Haruka Takahashi zeigte wie immer ihr fröhliches Lachen, während sie zum Freiübungsgelände lief. Sie hatte nach der Erfahrung des gestrigen Tages aber einiges zum Nachdenken bekommen. Auch wenn ihre Mutter nur sehr selten etwas aus ihrer aktiven Zeit bei der PSI-Truppe erzählte, so war ihr eine Anmerkung zu diesem eigenartigen Schleim auch einmal raus gerutscht.
Haru hatte es vergessen gehabt. Aber nach den Ereignissen in der Simulationshalle und nachdem sie Hagen oben auf dem Klippe abgesetzt hatte, war diese Erinnerung langsam wieder wach geworden.
In der letzten Nacht hatte sie das Erlebnis im Traum noch einmal deutlich gesehen.
Es war dann auch das gleiche Zeug wie in dem U-Boot, was diese Leute da in ihren Anzügen gehabt hatten.
Ihre Mutter kannte dieses glibberige Ekelzeug auch!
Haru fragte sich, ob diese Erinnerungen wegen der Verbindung im Pentagramm wiedergekommen waren. Denn sie hatte bereits bemerkt, dass einiges Wissen plötzlich da war, ohne dass sie etwas entsprechendes gelernt oder gelesen hatte.
Sie hatte vorher eigentlich kaum darüber nachgedacht, warum sie überhaupt hierher gekommen war. Aber jetzt war in ihr eine neue Entschlossenheit entstanden. Ihre Familie durfte nicht in Gefahr geraten, dafür würde sie ihre Fähigkeiten einsetzen! -
Tag 30 - 14:29 - Gelände der Akademie
[Kazumi]
Die beiden Mädchen hatten nach dem Essen nicht viel Zeit vertrödelt. Kazumi hatte sich nur schnell umgezogen und war zum Freiübungsgelände gelaufen. Ihre Noten im Unterricht waren wirklich nicht die besten, aber wenigstens konnte sie das durch Sportlichkeit wieder wett machen. Als sie angekommen war streckte sie sich erst mal. Es hatten sich hier schon einige versammelt. Sie schaute sich kurz um, ob sie Fumiko sehen konnte, doch war diese nicht zu finden. Vermutlich würde sie wohl später kommen.[Fumiko]
Seufzend hatte sie sich umgezogen. Sport war wirklich nicht ihr Ding. Ihretwegen hätten auch noch mehrere Stunden Theoretische Fächer kommen können, aber leider gehörte auch dieser Teil zu Ausbildung.
"Ich bin ja nicht hier um Fit zu werden..."
Sie hielt kurz inne. Eigentlich war sie wegen ihrem Bruder hierher mit hergekommen. Bevor ihr Tränen aus den Augen kullerten, schnappte sie sich ein Buch aus ihrem Regal und setzte sich auf die Fensterbank. Sie wollte nicht daran denken. Während sie ihr Buch las, vergaß sie auch die Zeit. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, das sie den Sportunterricht verpassen könnte...'Ich kann ihm nicht einfach so verzeihen... Er hat meinen Bruder getötet. Dennoch...'
Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster.Sie konnte von hier die Krankenstation sehen. Sie dachte an die Worte von "Ryu's Mutter". 'Nie im Leben...' Sie warf das Buch auf ihr Bett und verließ ihr Zimmer Richtung Freiübungsgelände. -
Tag 30 - 14:30 Uhr - Gelände der Akademie - Brunnen auf dem Hauptplatz
Samirall war pünktlich. Diese Tatsache fiel ihm wahrscheinlich als einziger auf. Nach dem normalen Unterricht und dem Mittagessen war er in sein Zimmer gegangen, um sein Schwert zu holen. Den Freund, der ihn schon so viele Jahre geholfen hatte. Die Zeit bis zum Treffen hatte er für eine Reinigung des Schwertes genutzt.
Es war zwar mentales Training, jedoch fühlte er sich, angesichts der Gefahren die bevorstanden, sicherer wenn er etwas greifbares in Händen hielt.Hagen saß am Brunnen und schien auf ihn zu warten. Sein Schwert bewegte sich in einer gleichmäßiger Bewegung an seiner Hüfte. Samirall wusste nicht was auf ihn zukommen würde.
Bislang war die Sicht seine einzige neue Fähigkeit. Außer zu sehen, was da auf ihn zu kam, brachte es ihm nicht wirklich einen Vorteil.
Aus dem Training mit Lena, wusste er wie zerstörerisch seine Fähigkeit sein konnte. Bäume zerschneiden konnte er. Fremde Fähigkeiten abwehren ebenfalls.
Aber damals in ihrem Geist spürte er diese andere Fähigkeit. Diesen anderen Wind, der in ihm steckte. Frei von Ozon und anderen Verunreinigungen. Es war reine Luft gewesen.
Wenn er diese Luft als Waffe einsetzen könnte...Samirall stand jetzt vor Hagen. "Fangen wir an?"
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Tag 30 - 14:30 Uhr - Gelände der Akademie - Brunnen auf dem Hauptplatz
Hagen nickte zu der Frage nur knapp. Da er nach den ersten Übungen die Mentalfrequenz von Samirall kannte, schaltete er sich ohne große Vorbereitung dort hinein.
Die Umgebung des Hauptplatzes verschwand für Samirall und macht übergangslos einer anderen Realität Platz.Es war ein kleiner Dorfplatz, dessen Kopfsteinpflaster schon recht alt wirkte. Auch die Häuser, die an dessen Grenzen standen, machten einen alten Eindruck.
Nicht aber die Menschen, die sich auf einer Seite versammelt hatten. Sie trugen alle einfache ländliche Kleidung und wegen der Jahreszeitzeit Pullover und Jacken.
Etwas außerhalb konnte man Schnee liegen sehen.
Für den ersten Augenblick waren die Menschen noch ohne Bewegung, damit Samirall Zeit hatte, die Szenerie zu erfassen.
Ihre einzelnen Gesichter machten keinen freundlichen Eindruck. Sie schienen eher über etwas aufgebracht zu sein...
"Du hast alles zur Verfügung, Samirall. Auch dein Schwert befindet sich an deiner Seite. Aber diese Menschen dort sehen in dir etwas furchtbares... Ein Wesen mit Kräften, die sie nicht besitzen. Deshalb lehnen sie dich ab! Sobald ich die Handlung frei gebe, werden sie auf dich los stürmen.
Du hast in anderen Trainings schon einmal andere Facetten deiner Fähigkeit bemerkt und teilweise auch angewendet. Jetzt wollen wir einmal sehen, ob deine Erinnerung dir einen Zugriff darauf ermöglicht."
Nachdem diese Worte durch Samiralls Kopf geklungen waren, erhob sich plötzlich ein wütendes Geschrei. Die Menschen waren zum Leben erwacht und beschimpften ihn als Monster und Dämon. Fäuste wurden gereckt, aber auch Mistgabeln und Schaufeln...
Das ganze hatte irgendwie etwas Mittelalterliches an sich und erinnerte an die Hexenverfolgungen.
"Ergreift das Monster!" schrie eine Person und der Menge und diese stürzte los.Senri Tsukamoto hatte die Schülerinnen und Schüler mit dem Parcours beginnen lassen. Nach einigen Runden Aufwärmtraining würden danach dann Aktivitäten in Neigungsgruppen stattfinden. Dabei würden auch einige wieder zur Schießbahn gehen.
Senri hatte mit Mai heute ein besonderes Training in einem der Simulationsräume verabredet und sich um die entsprechenden Anforderungen gekümmert.
Nachdem seine Schwester mit ihrer Waffe umgehen konnte, sollte jetzt einmal ein Einsatz gegen Hologramme erfolgen.
Eine andere Gruppe würde am Strand mit ihren Aktivitäten weiter machen.
Natürlich war bei einigen Schülern noch immer eine gewisse Verstimmung wegen der Übung in der Simulationskuppel, so dass Senri ihre konzentrierten ärgerlichen Gedanken empfangen konnte.