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  • Leider hat die Geschichte noch keinen Namen darum hab ich sie erstmal 2 genannt^^


    "Alles ist vergänglich. Das Leben ist kurz, also sollte man darum kämpfen. Ich bin alt, ich kann nicht mehr kämpfen, aber du, du kannst es." sagte mein Großvater vor vielen Jahren zu mir. Kurz darauf stellte man bei ihm Krebs im Endstadium fest und noch im selben Jahr starb er.
    Er hatte es gewusst, hatte schon vorher gewusst, dass er sterben würde und sich damit abgefunden. Nur ich nicht, ich konnte die Tatsache einfach nicht akzeptieren, dass der einzige Mensch, der mir jemals Halt und Zuversicht gegeben hatte, einfach so gestorben war. Meine Eltern starben, als ich noch sehr jung war, ich kannte ihre Gesichter nur von Fotos. Geschwister hatte ich nie gehabt. Mein Großvater war der Einzige aus meiner Familie gewesen, der noch lebte. Damals war ich noch zu jung gewesen, um alleine zu leben, also wurde ich von Heim zu Heim geschoben. Als ich dann endlich 18 wurde suchte ich mir einen Job. Ich verdiente nicht allzu viel, doch es war genug um eine kleine Wohnung zu finanzieren.
    In den letzten 4 Jahren zog ich oft um, bis ich letztendlich hier in Winchester gelandet war.


    Neuer Ort, neuer Job. Natürlich würden viele meinen, dass eine 1,70m große Frau nicht nachts und vor allem alleine in einem 24 Stunden Shop arbeiten sollte, doch mir war das egal.
    Auf den Rat meines zukünftigen Chefs hin machte ich einen Waffenschein. Man konnte ja nie wissen, wer da des nachts so aufkreuzt. Denn die Dunkelheit lockte die zwielichtigen Gestalten aus ihren Verstecken. Ich kaufte mir eine Smith&Wesson M37 und damit war auch das letzte Geld futsch, das ich noch von meinem Großvater hatte.


    Draußen war es schwül. Eine sternenklare Julinacht. Ich ließ mir von einem Ventilator kühlen Wind ins Gesicht pusten und war voll und ganz in ein Buch vertieft. Mittlerweile arbeitete ich schon seit einem guten dreiviertel Jahr hier.
    Erschrocken sah ich auf, als plötzlich jemand vor den Tresen stand. Ich musste die Glocke an der Tür überhört haben. Schnell legte ich das Buch beiseite und setzte mein Geschäftslächeln auf.
    “Kann ich ihnen behilflich sein?”
    Er war groß, mindestens 1,90m, hatte lange schwarze Haare, sah gepflegt aus. Ich schätzte ihn auf Ende 20.
    “Ja.” Seine Stimme war tief und klang eiskalt.
    Er beugte sich zu mir herunter, sein Gesicht nur einige Zentimeter von meinem entfernt. Ich stolperte einen Schritt zurück und meine rechte Hand schloss sich um den Griff meiner Pistole. Der Kerl machte mir Angst und wenn es sein musste würde ich schießen. Ein Lächeln zeichnete sich jetzt auf seinen Lippen ab und er ging langsam um den Tresen herum. Seinen Blick wandte er nicht einmal von mir ab. Verdammt! Ich hätte mich wegen ein paar ruhiger Nächte nicht in Sicherheit wiegen sollen!
    Ich zog die Waffe und zielte auf ihn.
    “Ich.. Ich werde schießen!”
    Er lachte leise. Warum mussten die gut aussehenden auch immer die Bekloppten sein? Ich hätte gleich misstrauisch sein müssen!
    “Nein, das wirst du nicht.” Er sprach leise, aber bestimmt.
    Er kam langsam auf mich zu und ich fing an darüber nachzudenken, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, den erstbesten, freien Job anzunehmen. Seine große Hand legte sich um den Lauf meiner Pistole. Ein eiskalter Schauer nach dem anderen jagte über meinen Rücken. Er zog sie mir einfach so aus der Hand und schleuderte sie davon. Ich wollte mich bewegen, weglaufen, doch er hielt mein Handgelenk fest umklammert. Seine Augen hielten mich mit ihrem Blick gefangen. Sie waren grau und besaßen eine unglaubliche Tiefe, in der man sich verlieren konnte. Es war kalt geworden. Gänsehaut überzog meine nackten Arme und ich fing an zu zittern.
    Eine seiner Hände schloss sich jetzt unerbittlich fest um meine Schulter und die andere strich meine langen, blonden Locken zur Seite. Dann drückte er meinen Kopf zurück um meinen Hals endgültig zu entblößen. Ich wusste ganz genau was er war!


    Plötzlich ging die Ladentür auf und der Kerl ließ mich auf der Stelle los.
    Unsanft landete ich auf dem Boden. Ich konnte nicht sehen, was jetzt passierte, nur hören.
    “Schlaf schön, Arschloch!” sagte eine Stimme von der Tür her.
    Dem Mann entfuhr ein Knurren, doch dann war es still. Ein paar Sekunden verstrichen und dann zerfiel er zu Staub. Einfach so! Geschockt starrte ich auf den Haufen, der jetzt unweit von meinen Füßen lag. Staub, Kleider und ein Pfeil.


    Ich stützte mich mit einer Hand auf dem Tresen ab und zog mich daran hoch. In meinen 22 Lebensjahren hatte ich zwar schon eine Menge gesehen, doch dran gewöhnt hatte ich mich deswegen noch lange nicht!
    Vor mir stand jetzt ein anderer Mann. Er hielt eine Armbrust in Händen und sah auch sonst ziemlich abenteuerlich aus. Er hatte zerzauste braune Haare, die von einem bescheuerten braunen Cowboyhut verdeckt wurden, ein Dreitagebart bedeckte seine kantige untere Gesichtshälfte und seine grünen Augen strahlten mich regelrecht an. Sie verrieten ihn, ich erkannte ihn sofort.
    “Verdammt John, da sehen wir uns mal ein paar Jahre lang nicht und dann legst du so einen Auftritt hin? Wie siehst du überhaupt aus, bist du schon mal auf die Idee gekommen dich zu rasieren?”
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte. Das alte vertraute Lächeln war wohl das einzige, das sich nicht an diesem Kerl verändert hatte.


    Er war zwei Jahre älter als ich und ich hatte ihn damals in meinem letzten Heim kennen gelernt. Er war ein Jahr lang dort gewesen. Er hatte sich geweigert seinen eigenen Namen preiszugeben und wurde von da an nur noch John Doe genannt. Er war der lebende Max Mustermann. Ich war wohl der einzige Mensch gewesen, dem er vertraut hatte. Er hatte mir von Dingen erzählt die jeder andere für Schwachsinn halten würde, doch aus irgend einem Grund hatte ich ihm geglaubt. Ich hatte ihm geglaubt, dass es Lykanthropen und Vampire gab, Geister und Dämonen aus Gruselgeschichten. Ja, ich glaubte ihm. Er erzählte mir alles, nur über sich und sein vorheriges Leben schwieg er. Ich wusste nicht, woher er sein Wissen hatte, doch ich hatte beschlossen nicht nachzubohren. Wenn er es nicht von sich aus erzählen würde, würde er es nie tun. Dann ging er. Er sagte mir noch ich solle auf mich aufpassen und wir würden uns wieder sehen, doch wo und wann hatte keiner von uns beiden gewusst.
    Er hob meine Smith&Wesson auf und hielt sie mit einem belustigten Gesichtsausdruck hoch.
    “Ach, die kleine Tara versucht sich mit den kleinen Teilchen zu schützen? Komm schon du solltest es doch besser wissen!”
    Ich zog einen Flunsch.
    “Das war auch eher gegen menschliche Bedrohungen gedacht und nicht gegen so was.”
    Ich wies mit dem Daumen auf den Haufen, der immer noch neben mir lag.
    “Du solltest aber gegen alles geschützt sein.”
    Da war er wieder, der große Bruder, der auf mich aufpasste. Ich lächelte mild. Er wusste ja nicht, dass ich normalerweise schon gegen die anderen Bedrohungen geschützt war. Kurz nachdem in diese Stadt gezogen war, traf ich auf Isabel. Wir freundeten uns an und verbrachten viel Zeit zusammen. Es war unausweichlich gewesen, dass ich ihr Geheimnis irgendwann entdeckte. Ich kannte die Anzeichen ja schon und musste sie nur noch deuten. Ihre Abwesenheit bei Vollmond ihre Vorliebe für besonders blutiges Steak. Es war gar nicht zu übersehen gewesen. Ich sprach sie darauf an und sie hatte sich so darüber gefreut, dass ich trotzdem keine Angst vor ihr hatte, dass sie mich gleich dem ganzen Rudel vorstellte. Es waren nette Menschen mit normalen Berufen und einem mehr oder weniger normalem Leben, bis auf die Sache mit der Lykanthropie. Isabel war zwar klein und zierlich, hatte es aber trotzdem zum Alphaweibchen gebracht. Auf ihren Befehl hin war nachts immer einer der Wölfe in meiner Nähe und sorgte dafür, dass mir nichts zustieß. Nur in dieser Nacht war ich schutzlos. Vollmond.


    “Du solltest mir lieber helfen das hier zu entsorgen bevor meine Schichtablösung kommt.”
    Ich warf einen Blick auf die Uhr.
    “Was in 5 Minuten ist... Los schnapp dir einen Besen!”
    Er hörte auf mich. Ich sammelte die Kleidung auf und warf sie in einen Mülleimer, während er anfing den Staub auf ein Fegeblech zu befördern.
    Sein Magen knurrte laut und ich kicherte.
    “Sag mal wann hast du denn das letzte Mal was vernünftiges zwischen die Beißerchen bekommen?”
    Wieder ein Schulterzucken.
    “Weiß nicht genau, könnte schon ein paar Tage her sein...”
    Ich starrte ihn entrüstet an. War er etwa tagelang unterwegs gewesen ohne etwas zu essen?
    “So, das reicht! Du schläfst heute bei mir auf der Couch. Du wirst duschen, dich Rasieren und ich mach dir ein großes Steak!”
    Tatsächlich hatte ich nämlich noch ein paar im Gefrierfach meines kleinen Kühlschrankes vorrätig. Er nickte nur. Zufrieden nahm ich meine Waffe, die er auf die Ladentheke gelegt hatte und steckte mein Buch in meine kleine Handtasche, die über der Lehne des Stuhles hing auf dem ich mich vor einigen Minuten noch gelümmelt hatte und nichts böses ahnte.

    Meine Ablösung kam pünktlich und sah uns beide verwirrt an. Ich nickte dem kleinen dicken Mann kurz zu und bedeutete John hinauszugehen.
    “Es ist schön dich wieder zu sehen...”
    Er lächelte und breitete die Arme aus. Ich nahm die Einladung an und umarmte ihn. Er war ein guter Mensch, auch wenn er das andere nicht gerne sehen ließ.
    “Du stinkst ganz fürchterlich.”


    Nach einem sehr kurzen Fußmarsch waren wir in meiner Wohnung angekommen. Vor mir brutzelte jetzt das versprochene Steak in der Pfanne und ich hörte das dumpfe Rauschen der Dusche. Ein Handtuch und frische Klamotten hatte ich ihm gleich in die Hand gedrückt. Ich hatte fast immer zusätzliche Kleidung im Haus, da ich den Wölfen als Dank half. Ich wusch denen, die es entweder nicht konnten oder keine Zeit dafür hatten die Wäsche und jedes Rudelmitglied konnte Jederzeit zum Essen vorbeikommen. so war ich eigentlich immer auf Besuch eingestellt. Wir halfen uns gegenseitig und auch wenn ich nicht zu ihnen gehörte akzeptierten sie mich als eine der ihren, sie beschützten mich.

  • noch ein stückchen :3


    "Hmmm, wie das duftet."
    John sah mich vom Türrahmen her an. Rasiert und gewaschen erinnerte er mich wieder mehr an den John, den ich kannte. Ich beförderte das Steak auf einen Teller.
    "Los setzt dich hin, tut mir leid, dass es nichts dazu gibt, allerdings hat mein letzter Besuch alles leer gemacht. Ich muss einkaufen gehen, wenn ich geschlafen hab...."
    Er konnte nicht antworten, da noch während ich sprach angefangen hatte sich Fleisch in den Mund zu schaufeln und ich hatte das Gefühl, dass es ihm gar nichts ausmachte.
    Ich wartete, bis er fertig war.


    "Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen? War es die richtige Entscheidung Jäger zu werden?"
    Er sah aus dem Fenster. Der Himmel hatte sich schon etwas aufgehellt, bald würde die Sonne aufgehen.
    "Ja, das war es. Ich bin viel rumgekommen und die Bezahlung ist auch gar nicht mal so schlecht."
    Ich hörte ihm gespannt zu. Er erzählte von den Städten in denen er gewesen war und den Monstern mit denen er es zu tun gehabt hatte. Es war wie früher, nur dass er die Geschichten jetzt aus erster Hand erzählte.
    "Und wie bist du hier in Winchester gelandet? Wie hast du mich gefunden?"
    Sein Blick hing immer noch am Fenster.
    "Zufall, ich sollte diesen außer Kontrolle geratenen Vampir erledigen und heute Nacht hatte er dich zu seinem Snack erwählt."
    "Hmpf, du hättest dir ruhig etwas cooleres und spektakuläreres ausdenken können.”
    Er lächelte.
    “Apropos spektakulär. Wie hast du es denn geschafft, Kontakt zu dem Alphaweibchen des örtliches Werwolfrudels zu knüpfen?”
    Natürlich war es ihm nicht entgangen. Ich hätte nichts anderes von ihm erwartet.
    “Du hast das Foto gesehen, nicht wahr?” Ich seufzte. “Wir sind befreundet, wer sie wirklich ist kam erst später heraus.
    “Du kannst auch immer nur das Gute in den Menschen sehen nicht wahr"
    Ich wich seinem Blick aus. Klar war es für ihn ein Tabu mit einem Werwolf befreundet zu sein, aber ich konnte doch selbst entscheiden mit wem ich mich einließ und mit wem nicht.
    “Wirst du jetzt länger hier bleiben?”
    “Weiß nicht, kommt darauf an, wann der nächste Auftrag reinkommt.”
    Ich stieß mich von der Küchenzeile ab und klopfte John mit einer Hand auf die Schulter.
    “Zeit fürs Bett Kleiner, sonst bin ich morgen auf der Arbeit nicht zu gebrauchen.”
    Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Eine Decke und ein Kopfkissen lagen auf dem Sofa.
    “Wenn du irgendwas brauchst sag einfach Bescheid. Du weißt ja wo ich bin.”
    Er nickte. Wir wünschten uns eine gute Nacht und ich verschwand in mein Bett.

  • und noch mehr....


    Es war fast 12 Uhr, als ich aufwachte. Ich stand auf und strich mir ein paar wirre Haarstränen aus dem Gesicht. Langsam schlurfend und noch nicht ganz wach machte ich mich auf den Weg in die Küche.
    Als ich die Tür zur Küche öffnete stieg mir der Geruch von Kaffee in die Nase. John war vor mir wach gewesen und hatte einen Zettel auf dem Küchentisch hinterlassen. Ich füllte mir eine Tasse und las ihn.
    'Bin was erledigen, wir sehen uns später.'
    Nachdem ich meine Tasse geleert hatte und meine Lebensgeister wieder erwacht waren, ging ich mich umziehen und verließ die Wohnung.


    Ich stieg die Außentreppe empor und hämmerte laut mit der Faust gegen die Eingangstür des Apartments direkt über meinem.
    Nach gut einer Minute öffnete sie sich und eine kleine, alte Frau stand mir gegenüber. Sie rückte ihre Brille zurecht und sah mich prüfend an.
    “Ah, Tara mein Kind. Schön dich zu sehen.”
    Sie war ziemlich schwerhörig und hatte die Angewohnheit ihr Hörgerät immer leise zu stellen, deshalb hob ich schon fast automatisch die Stimme.
    “Hallo Mrs. Carter! Ich gehe einkaufen, brauchen sie vielleicht auch etwas?”
    Sie überlegte kurz, dann drehte sie sich um und kam nach einigen Augenblicken wieder zurück.
    “Könntest du mir etwas Vogelfutter mitbringen, wenn es dir nichts ausmacht? Meinen kleinen sind ja so gefräßig.” sagte sie und drückte mir etwas Geld in die Hand.
    “Kein Problem.”
    Sie bedankte sich und schloss die Tür, als ich mich umdrehte und ging. Vor zwei Jahren wahr ihr Mann gestorben und ihre Kinder lebten zu weit weg um sie öfters zu besuchen. Eigentlich kamen sie nur zu Thanks Giving vorbei. Sie war eine einsame alte Frau, deren einzigen Freunde nur noch ihre drei Kanarienvögel waren.
    Ihre Familie wollte sie dazu bringen, zu ihnen nach Florida zu kommen um dort in einer Gated Community zu leben, doch sie wehrte sich mit Händen und Füssen dagegen. Las Vegas war ihre Stadt, meinte sie und man konnte es ihr auch nicht übel nehmen, denn immerhin hatte sie ihr halbes Leben lang bei der Security eines Kasinos gearbeitet.


    Nachts war dieser Seven Eleven mein Arbeitsplatz und Tagsüber gab ich mein verdientes Geld genau dort wieder aus. Mitarbeiterrabatt war schon eine tolle Erfindung.
    Um überleben zu können müsste ich den McLeod Drive noch nicht einmal verlassen. Ich arbeitete direkt neben meinem Zuhause. Außerdem gab es da auch einen McDonalds und Pizza Hut, also alles was man zum Leben brauchte. Fakt war, dass ich meine Straße wirklich kaum verließ. Nur Samstags, wenn Isabel mich mal wieder durch die Clubs schleifte. Sie war fest davon überzeugt, dass ich mir unbedingt und so bald wie möglich einen Kerl aufreißen müsste, doch ich hatte andere Prioritäten.
    Mein Blick fiel auf einen alten Ford Mustang und dem jungen Mann der daran lehnte. Er war relativ klein, aber dafür kräftig. Seine Haare waren braun und Haargel hielt sie in Form. Das graue T-Shirt mit der bunten Schrift und die verwaschenen Jeans vervollständigten seinen Look, es war ein perfektes Zusammenspiel.
    Als er mich erblickte stieß er sich vom Wagen ab und kam mir lächelnd entgegen.
    “Hi Quentin, gestern Nacht alles gut überstanden?” begrüßte ich ihn.
    “Ja und du? Irgendwelche Zwischenfälle?”
    Ich überlegte kurz, sollte ich es ihm erzählen? Besser nicht.
    “Nichts, was nicht auch zu lösen gewesen währe.”
    Er hob eine Augenbraue.
    "Sicher?"
    Ich nickte
    "Na wenn du meinst."
    “Aber wenn du schon mal hier bist kannst du mir auch gleich beim tragen helfen.”
    Eine volle Einkaufstüte und einen großen Pizzakarton in meinen Armen später machten wir uns wieder auf den Rückweg.

  • Wir waren fast da, als Quentin plötzlich stehen blieb und ich hörte wie er leise knurrte. Ich folgte seinem Blick und entdeckte John, der an einer Mauer lehnte und rauchte.
    "Kennst du den da?"
    "Ja, er ist ein alter Freund. Wir haben uns gestern zufällig getroffen."
    "Ein alter Freund? Mit so jemanden bist du befreundet? Man riecht doch 10 km gegen den Wind, dass das keiner ist mit dem man sich überhaupt auch nur unterhalten sollte."
    "Ach, nur weil er ein Jäger ist, ist er auch gleich ein schlechter Mensch oder was?"
    "Jemand der versucht einen wie mich umzubringen ist ein schlechter Mensch!"
    "Das sind doch alles nur dumme Vorurteile, du blöder Hund!"
    Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, was hatte ich getan?
    "Gut, wenn du das so siehst."
    Ich wollte etwas sagen, mich entschuldigen, doch er hatte schon die Tüte abgestellt und sich umgedreht. Mit energischen Schritten ging er zu seinem Auto und ich konnte nichts anderes tun, als ihm hinterher zu schauen.
    John war hinter mir aufgetaucht und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt.
    Ich versuchte zu lächeln.
    "Ich muss mich nachher bei ihm entschuldigen, wenn er sich beruhigt hat."
    Er nahm die Tüte und wir gingen rein.


    Drinnen legte ich den Pizzakarton auf den Küchentisch und setzte mich hin.
    "Bedien dich ruhig."
    John nahm sich ein Stück und sah mich an.
    "Ich werde wohl doch noch länger in der Stadt bleiben, vielleicht ist es besser, wenn ich mir ein Hotelzimmer nehme."
    "Nein, ist es nicht. Du bleibst schön hier auf meiner Couch, solange du hier bistn und ich dulde keine Widerrede."
    Ich hatte ihn schon ziemlich vermisst und würde ihn jetzt nicht einfach wieder gehen lassen. Er wollte etwas erwidern, doch sein Handy unterbrach ihn.
    "Tut mir leid, das ist wichtig", er klappte das Telefon auf und hielt es sich ans Ohr "Ja?"
    Außer knappen Antworten gab er nicht viel von sich und er lauschte mit ernster Miene.
    Die Jäger waren nicht einfach nur irgendwelche Freaks, die mit einem halben Waffenladen im Gepäck rumliefen und Monster zur Strecke brachten, sie waren eine offiziell anerkannte Gesellschaft. Allerdings steht ihre Existenz unter strikter Geheimhaltung.
    Bis er auflegte hatte ich schon einige Stücke der Pizza vernichtet und war jetzt aufgestanden um das Eingekaufte auszupacken.
    “Arbeit?”
    “Ja, ich muss nachher noch einmal los.”
    Eine Weile sagten wir nichts. Ich war immer noch bedrückt wegen der Sache mit Quentin. Irgendwann brach John das Schweigen.
    “Wie ist es dir denn in den letzten Jahren ergangen und wie bist du nach Vegas gekommen?”
    “Naja, es hat sich einfach so ergeben. Ich bin in den letzten Jahren öfters umgezogen und habe die verschiedensten Jobs ausprobiert. Jetzt bin ich hier hängen geblieben, weil ich mich hier einfach am wohlsten fühle.”

  • Ich drehte mich um und ging einen Schritt auf ihn zu, als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Schwankend trat ich noch einen Schritt vorwärts und konnte mich grade noch so an der Tischkante festhalten. John war aufgesprungen und hielt mich an den Schultern fest. Seine eindringliche Stimme drang an mein Ohr.
    "Tara! Hey, hörst du mich? Ist alles in Ordnung?!"
    Ich kniff die Augen zusammen und ließ dieses widerliche Schwindelgefühl über mich ergehen. In letzter Zeit passierte das öfters, es fühlte sich an als währe man betrunken, aber nach eins, zwei Minuten verschwand es dann auch immer wieder.
    "Ja, ... Alles ... Okay..."
    Er zog meine Hände vom Tisch und drückte mich auf einen Stuhl. Langsam wurde es wieder besser und ich öffnete die Augen. Hätte ich gewusst, was ich zu Gesicht bekommen würde, dann hätte ich sie zu gelassen.
    John sah anders aus, und es lag nicht daran, dass er zur Abwechslung seine Grummelmine mal gegen einen besorgten Gesichtsausdruck getauscht hatte. Nein, es war etwas anderes. Um ihn herum war etwas, irgendwie mausgrau, aber leuchtend. Plötzlich überkam mich ein drang, ich wollte es haben und ich wusste wie ich es bekommen würde! Es war einfach... wenn John sterben würde, dann würde ich es bekommen. Es war so simpel!
    ...Moment mal was denke ich denn da?!
    Ich musste hier weg! Keine Minute länger würde ich es mit John in einem Raum aushalten und ich wusste noch nicht einmal warum, aber ich wusste, dass sonst etwas schlimmes passieren würde.
    "Ich ... Ich muss das Vogelfutter hochbringen!" stieß ich hervor und verließ fluchtartig die Wohnung.
    Draußen ließ ich mich auf eine Treppenstufe fallen und hielt mir den Kopf. Was war das gewesen? Warum wollte ich John töten, nur um an dieses etwas heranzukommen? Das war doch krank! Ich musste diesen Gedanken loswerden, also stand ich auf und ging zur Wohnung vom Mrs. Carter. Kräftig klopfte ich gegen ihre Tür. Nach einigen Augenblicken schwang sie auf.
    "Ah, hallo Tara, du bist das. Hast du alles bekommen?"
    Ich reichte ihr das Futter.
    "Jap, alles da."
    Ich brachte sogar ein Lächeln zustande, doch ihr Blick wurde besorgt.
    "Ist irgendetwas Kindchen?"
    "Ich... nein es ist nichts wirklich."
    Sie hob eine Augenbraue.
    "Ich glaube wir sollten uns mal drinnen unterhalten."
    “Nein, ich habe leider keine Zeit. Ich... Hey! Ah! Nein, Moment was machen sie mit mir?!“
    Plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen und wurde in die Wohnung gezogen! Mrs. Carter ging vorweg und als ich drinnen war knallte die Tür hinter mir zu. Dann war ich wieder frei. Sofort drehte ich mich um und rüttelte an der Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen!
    “Versuchs erst gar nicht Kindchen, setzt dich in die Küche und dann reden wir. Möchtest du Tee?”
    Bevor ich etwas entgegnen konnte war sie schon in die Küche gegangen.
    Ihre Wohnung war zwar genauso aufgebaut wie meine, doch durch die ganzen antik wirkenden Möbel, sah es hier ganz anders aus. Das ewige trällern der Vögel tat sein übriges. Selbst wenn man den Bewohner dieser Wohnung nicht kannte wusste man einfach, dass es eine alte Frau war, die hier lebte.
    Ich lief ihr hinterher.
    “Wie haben sie das gemacht?!”
    Sie winke ab und setzte einen Teekessel auf den Herd.
    “Das war doch noch gar nichts. Glaub mir.”
    Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass sie nicht log und es ein großer Fehler sein würde sie zu unterschätzen. Jetzt hatte sie nämlich nichts mehr von dieser alten Frau, die ich gekannt zu haben glaubte. Sie wirkte nicht mehr klein und zerbrechlich, sondern strahlte Unerreichbarkeit aus, so als würde ihr niemals jemand etwas anhaben können. Wer war diese Frau nur wirklich und warum hatte ich nie etwas bemerkt?
    “So Kindchen, du setzt dich jetzt da hin”, sie zeigte auf einen Stuhl, “und erzählst mir was dir grade eben passiert ist.”
    Brav setzte ich mich und fing an zu erzählen. Von meinem ersten Schwindelanfall, bis hin zu dem, was heute passiert ist.
    Sie hörte mir aufmerksam zu und nippte ab und an mal an ihrem Tee. Als ich fertig war sah ich sie erwartungsvoll an. Wie würde sie jetzt reagieren?
    “... Wie ich es mir gedacht hatte. Es währe auch zu einfach gewesen, wenn du ein Mensch geblieben wärst.”

  • Diese Geschichte ist super. Deine Idee gefällt mir sehr gut, denn du baust sehr langsam und genüsslich die Spannung auf. Der Schreibstil gefällt mir sehr, da er leicht und locker von der Hand geht. Man kann sich auch gut in die Geschichte hin ein versetzten und bin deshalb auch sehr gespannt, wenn du wieder ein Teil der Geschichte posten wirst.


    Wenn du Fehler gemacht hast, dann sind die so klein gewesen, dass ich sie nicht gefunden habe.