Dienstag, 06.04.2010, morgens 09:30 Uhr
Der Tag, an dem alles begann...
Für alle Dinge gibt es auch eine Ursache, man muss sie nur finden! Eine sehr rationale Feststellung, die sich im normalen Leben auch meist umsetzen lässt. Aber was passiert, wenn die Umstände den Rahmen des Erklärbaren verlassen haben? An diesem Aprilmorgen kam es genau zu so einem Vorfall.
Während die Leute auf die Kirschblüten blickten und sich in ihrer Vorstellung bereits auf einer der Feiern zur Kirschblüte befanden, passierte das Undenkbare. An verschiedenen Orten auf der ganzen Welt griffen eigentlich tote Menschen plötzlich alle Lebenden in ihrer Umgebung an! Und schlimmer noch… jeder, der einmal von diesen Kreaturen gebissen wurde verwandelte sich selbst in eine!
[Alex]
Ein Zug ist wirklich der denkbar schlechteste Ort, an dem man sich dem Ausbruch eines Zombie-Virus stellen kann! Blödsinn, sagen Sie? Normalerweise würde ich Ihnen da auch voll zustimmen! Diese Filme mit den wiedergekehrten Toten waren schon in den achtziger Jahren ohne jede rationale Basis. Nur bei dem Original von Romero wurde einem zumindest eine Erklärung angeboten...
Wie schon gesagt, ich stehe nicht sonderlich auf die Geschichten um das abgestorbene Fleisch, das wieder umher läuft und andere frisst! Aber wenn man diesen Viechern direkt gegenüber steht, ist die Zeit der Überlegungen vorbei!
Dann ist die Welt, die man bis dahin gekannt hatte, endgültig verschwunden!
Wie man in so etwas hineingeraten kann? Meinen Sie etwa, das Schicksal schickt Ihnen vorher eine Nachricht?!
Als wir an diesem Morgen in den Zug einstiegen, war eigentlich alles vollkommen normal gewesen. Gut, die eine Frau war sehr blass gewesen und schien sich auch nicht wohl zu fühlen, aber dass hätte ja auch etwas anderes gewesen sein können!
Als Besucher des Landes Japan war ich mit den anderen Reisenden also eingestiegen und hatte meinen Platz innerhalb des angegebenen Wagens aufgesucht. Da diese Züge mit einer sehr hohen Geschwindigkeit reisten und man sich dabei eher wie in einem Flugzeug vorkam, beschäftigte man sich mit Lesen oder Musik hören.
Möglicherweise war diese Frau ja eine Infizierte gewesen, vielleicht aber auch jemand anderes... Jedenfalls schien unser Problem im Zug auf einer der Toiletten seinen Anfang genommen zu haben!
Was nun tatsächlich passiert war, konnte ich nicht sagen, da die Musik das ganze Spektakel so lange übertönen konnte, bis die Panik unseren Wagen erreichte! Die Fahrgäste, die aus dem anderen Wagen zu uns hereinströmten, waren wohl bereits in ihren ursprünglichen Zugabschnitt Zeugen der Ereignisse geworden und hatten nur noch ihre Flucht im Sinn.
Leider waren schon einige von ihnen gebissen worden!
Als sich die schreiende Masse nun in den nächsten Wagen ergoss, war der Mittelgang augenblicklich verstopft! Einige der Fliehenden wurden von anderen einfach zu Boden getrampelt, die ihren Weg unbeirrt über die Sterbenden hinweg fortsetzten. Bei den Schreien und Rufen ließ sich auch nicht heraushören, was nun der Grund dieser Panik war.
Neben mir wurde jemand vom Sitz gerissen, weil er sich beim umsehen zur Seite gebeugt hatte und verschwand unter den trampelnden Beinen der Flüchtenden. Einige unter denen schienen so etwas wie schwarzes Blut zu erbrechen. Als ich mich aufrichtete und zum Entstehungsort dieser Panik blickte, waren da wankende Gestalten zu sehen, deren Wunden eigentlich tödlich hätten sein müssen. Da mir nichts über Dreharbeiten eines Horrorfilms mitgeteilt worden war und das Blut der Fliehenden durchaus einen echten Eindruck machte, war ich einen Augenblick lang unentschlossen. In diesem Zeitraum hatten sich in meiner Umgebung mehrere Gebissene ebenfalls verwandelt und fielen nun andere Fahrgäste an!
Wenn auch die anfangs herüber hallenden Schreie aus den anderen Wagen wohl ignoriert worden waren, jetzt konnte man die Gefahr nicht mehr leugnen! Da unter den Niedergetrampelten auch Infizierte gewesen waren, begann nun auch die Beißerei von unten. Die Bedrohung war direkt vor unser aller Nasen! Trotzdem war es nicht leicht zu akzeptieren. Auch wenn diese taumelnden Zombies direkt vor meinen Augen waren, kam ich mir vor wie im falschen Film!
In diesem Augenblick betätigte jemand im Zug die Notbremse, was bei diesen Hochgeschwindigkeitszügen ein ziemlich spektakuläres Manöver nach sich zog!
Zu meinem Glück plumpste ich in den Sitz zurück, als die ersten Bremskräfte auftraten. Die Übrigen flogen regelrecht durch die Luft! Die Gepäckstücke aus den ungesicherten Ablagen sausten ebenfalls wie Geschosse durch die Gegend, wobei mein eigener Rucksack auf mich hinunter fiel.
Als der Zug fast zum Stehen gekommen war, stemmte ich mich wieder hoch und griff nach einem Nothammer. Nach einem kräftigen Schlag auf den vorgesehenen Punkt ließ sich die Scheibe einfach nach draußen drücken. Als da etwas von unten nach meinen Beinen griff, schlug ich ohne Nachzudenken mit dem Nothammer zu. Der vorher einer der unglücklichen zu Boden getrampelten gewesen war, hatte sich gerade angeschickt seine Zähne in mein Fleisch schlagen zu wollen, als der Nothammer seine Schädeldecke zertrümmerte und einen Schwall Blut umher spritzen ließ. Mit dem letzten Ruck vor dem endgültigen Stillstand warf ich mich aus dem nun passierbaren Notausgang nach draußen. Und lernte dabei gleich die Lärmschutzwände der japanischen Bahnstrecken kennen! Der Rucksack schluckte die größte Wucht des Aufpralls, so dass ich nur ein paar blaue Flecken kassierte. Während ich am Boden meine Knochen zählte, gingen die verfügbaren Informationen durch meinen Kopf. Der Zug hatte vor kurzem den Sagami Fluss in der Präfektur Kanagawa passiert und hatte bereits leicht die Geschwindigkeit gedrosselt. Wir müssten uns also bereits am Rand von Tokyo befinden! Nach meinem Sprung befand ich mich etwa 2 m unterhalb des unteren Fensterrandes der Zugwagen und konnte deshalb nicht mehr hinein sehen. Im Inneren ging das Geschrei wieder los.
Warum schlug sonst niemand eine der Scheiben ein? Wieso benutzte niemand das bereits offene Fenster oder einen der anderen Notausgänge? Die Leute im Inneren mussten inzwischen völlig konfus sein! Dann klirrte irgendwo wieder Glas. Also waren doch noch einige auf den richtigen Gedanken gekommen! Ganz vorne am Zug öffneten sich einige der Türen und weitere Passagiere verließen den Zug. Offenbar waren Bahnangestellte dabei und gaben Anweisungen. Ich rappelte mich auf und legte den Rucksack an. Was da gerade angefangen hatte, würde die bestehende Ordnung der Welt auf den Kopf stellen! Da würden ein paar Anweisungen nicht mehr weiterhelfen! Ich beschloss, mich nicht den Leuten aus der ersten Klasse anzuschließen.
Die kurz darauf eintretende Stille ließ mich vom Zug zurückweichen. So ein Zug war echt einer der miesesten Orte für so einen Ausbruch!
Alleine wandte ich mich zu einer der Nottüren in der Lärmschutzwand auf und machte mich auf den Weg, mit einem Nothammer als provisorische Waffe. Den vereinzelten Häusern mit dem Grün Drumherum ließen auf die Außenwohngebiete schließen, als ich durch die offene Tür auf die dahinter liegende Gegend blickte. Als ich auf die Uhr schaute, war es gerade mal 09:52 Uhr.