Hagen trat zwei Schritte näher.
"Ich bin kein Arzt, also kann ich dazu wenig sagen. Aber Reika ist eine ausgeprägte Persönlichkeit. Kann es sein, dass du manchmal Erinnerungslücken hast?" fragte er.
Dass Reika sich erst jetzt herausgebildet hatte, war unwahrscheinlich. Aber wenn sie zeitweilig ohne Renas Wissen deren Körper benutzt hatte, dann würde das einiges erkären.
[Geschichte] Abunai-Akademie - Buch 1 "Ankunft"
- Soulshadow
- Geschlossen
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"Nein... eigentlich nicht. Oh! Doch, eine schon: Der Tag an dem meine Eltern starben!"
Rena konnte leicht über den Tod reden, weil sie wusste, dass es jedem passieren wird und auch nichts neues war.
Sie überlegte weiter. Könnte es noch mehr Lücken geben?
"Hm... Sonst fällt mir keine weitere Lücke mehr ein."
Sie wusch sich mit einem Taschentuch die Tränen weg und lächelte ein ganz kleines Stück. -
"Dann ist sie wahrscheinlich imstande, deine Erinnerung zu unterdrücken!" schloß Hagen daraus. "Da ihr Geist mindestens so ausgeprägt wie deiner ist, muss sie zwischendrin mit anderen Menschen kommuniziert haben."
Hier kamen wirklich eine Menge seltsamer Fähigkeiten zusammen!
"Dem sollten wir auf alle Fälle nachgehen, denn so etwas ist äußerst ungewöhnlich!" fuhr er dann fort. Er dachte dabei an einen anderen Fall der Selbstverleugnung, dem er vor knapp zwei Jahren begegnet war.
"Komm, du solltest nicht alleine hier draußen rumhocken!" forderte er sie auf. "Wenn die heiße Quelle nicht zu überlaufen ist... oder gehörst du zu den eher Spiel- oder Sangessüchtigen? Die sollen da im Funhouse auch vier Karaokeräume haben... Na, mein Fall ist das nicht!" -
Rena musste ein bisschen lachen.
"Also meinst du, dass ich zum Beispiel morgen wieder einige Aufgaben machen? Na ja...Ich denke ich geh eher in meinem Zimmer und lese."
Sie mochte es eigentlich schwere Aufgaben zu lösen, egal ob im Kopf, oder mit Muskeln.
Sie musste dann gähnen.
"Also, auf Wiedersehen und danke!"
Dann ging sie.
'Ob er verstanden hat, für was das Danke war? Bestimmt!' -
Hagen blickte ihr nach.
"Na komm, Milani. Du brauchst nicht mehr hinter dem Baum zu hocken!" rief er leise, so dass Rena es nicht mehr hören konnte. Im Schatten des Baumes erschien als erstes das weiße Ohr. Ganz langsam kam die Katze näher.
"Ein eigenartiges Los, das dieses Mädchen ertragen muss!" murmelte er und hob Milani vom Boden hoch. "Und Reika spürt ihr Angst... sie wird sich dem stellen müssen!"
Mit einer geübten Bewegung setzte er die Katze auf seine Schulter.
"Wollen doch mal sehen, ob wir nicht ein ruhiges Plätzchen finden!" Er kraulte Milani unter dem Kinn. Wenn die heiße Quelle Publikumsverkehr hatte, dann würde es wohl in der Bibliothek sehr viel ruhiger sein. Hagen setzte seinen Weg fort... -
Mai und Haruka gingen gemeinsam zum Badehaus. Dort angekommen entledigte Mai sich ihrer Kleidung und fing an sich abzuduschen, um danach in das wohltuende, heiße Wasser zu steigen.
"Ahhhhh....Tut das gut."
Entspannt schloss sie die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen. Senri meinte kurz vor ihrer Abfahrt er hätte noch ein Geschenk für sie, dass sie hier bekommen würde.
'Was es wohl ist....' -
Haruka folgte Mai in die heiße Quelle. Das heiße Wasser fühlte sich angenehm an.
"Ehrlich gesagt... war ich noch nie in einer solchen Quelle..." gestand sie. -
Tag 2 - 20:05 Uhr - Gelände der Akademie - Nordwestklippen
Kayalyn Rivet hockte im Schneidersitz dicht an der Klippenkante und sah über das Meer.
Jetzt war der erste ganze Tag hier in der Akademie auch schon fast vorbei! Und es war tatsächlich schon zu einem Zwischenfall mit der GLA gekommen!
Diese terroristische Organisation hatte ihr bereits ein schlimmes Erlebnis bereitet, als diese 2006 die Insel mit der amerikanischen Staatsversion von Abunai durch eine Mini-Atombombe vernichtet hatten!
Sie war gerade auf dem Weg dorthin gewesen, als der grelle Lichtblitz aufzuckte. Die Druckwelle hatte kurz darauf Yakutat erreicht und dort ebenfalls noch Schäden angerichtet. Von der Insel war praktisch nichts mehr übrig geblieben!Ihr damaliger Freund war bereits auf der Insel gewesen. Man hatte weder von ihm noch von jemand anderem etwas gefunden!
Kayalyn schloß kurz die Augen und flüsterte ein leises "Ich vermisse dich!"Waldstück in der Nähe des Schießstandes
Tabetha Ravenwood war nicht gleich zu den anderen Schülern geeilt, um ihre neuen Sprachfertigkeiten auszuprobieren. Statt dessen hatte sie sich im Wald ein ruhiges Plätzchen gesucht und saß dort nun unter einem Baum. Zwischen ihren gekreuzten Beinen hielt sie eine kleine Trommel und begleitete den Takt mit ihrer Stimme.
Eine alte Weise der Crow hallte so durch ihre dunkle Altstimme durch den Wald und ließ die Tiere aufhorchen.Funhouse
Marcella trat durch die Doppeltür in den Patchinkobereich des Funhouses. Die Lautstärke von Musik und elektronischen Geräuschen überraschte sie im ersten Moment.
Bunte Lichter flackerten und die Automaten zirpten und trällerten. Sie gelangte an eine Gallerie und konnte von dort in den tiefer liegenden Tanzbereich blicken. Hier war bereits eine Menge los!
Links von ihr lag die Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Im ersten Stock sollten dann ja auch die Karaoke-Kabinen sein. Gruppen von bis zu 12 Leuten konnten sich so eine Kabine mieten und dann dort nach Herzenlust ihrer Sangeslaune nachgehen.
Aber Marcella wollte sich erst einmal unterhalten, um neue Bekanntschaften zu machen! Das Kino im zweiten Stock war dazu wohl auch nicht geeignet. So wanderte sie am Rand der Gallerie entlang, um vielleicht doch jemanden zu treffen. -
Mai unterhielt sich eine weile mit Haru, bis ihr ein wenig schwindelig wurde und sie beschloss sich anzuziehen. Alleine machte sie sich auf den Weg zum Wohnheim, als sie einen nur allzu bekannten Rücken sah.
"Senri!"
Sie fing an schneller zu laufen, als er sich umdrehte.
"Mai, genau dich such ich grade. Ich hab was für dich!"
Sie umarmten sich kurz und Senri drückte ihr ein kleines, in rosa Papier eingewickeltes Geschenk in die Hände.
"Für mich? Oh, Danke!"
Sie zog das Papier weg und öffnete die Verpackung. Zum Vorschein kam eine Pistole. Sie war schwarz und hatte pinke Griffschalen, mit großen Augen sah sie zu Senri hoch.
"Gefällt sie dir?"
"Sie ist Großartig! Dankeschön!" -
Nachdem Mai Haruka alleine zurückgelassen hatte, blieb sie noch etwas für sich in der Quelle und dachte nach.
"Hier ist es eigentlich schön... wie in einem Ferienurlaub mit guten Freunden... noch! Ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll, anderen Leuten oder wem auch immer weh tun oder sogar schlimmeres. Und ich vermisse meine Familie so sehr... Es ist zwar super hier Freunde zu haben- und ich hoffe auch, dass es wirklich Freunde sind oder wenigstens noch werden -aber ich habe es so lange ohne ausgehalten! Meine Geschwister waren meine Freunde und jetzt halte ich es kaum noch ohne sie aus..."
Auch wenn Haruka immer ein glückes, fröhliches Mädchen war, so war sie durch ihre große Familie stets darum bemüht, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Als sie noch klein war, hatte sie auch viele Freunde und bekam immerhin von diesen die nötige Aufmerksamkeit, wenn ihre Geschwister mal wieder mehr im Mittelpunkt standen. Doch seit sich ihre Fähigkeit gezeigt hatte, va. ihre Energie, zog sie sich immer mehr zurück und fand nur noch in ihrer Familie Halt. Dabei blieb sie aber eigentlich immer fröhlich. Erst jetzt merkte Haruka, wie sehr ihr Freunde gefehlt hatten.Nach dem Bad, ging sie ihre Inliner holen und fuhr damit ziellos über das Gelände. Ob sie wohl jemand bekanntes traf?
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In der Nähe des Funhouses ~ gegen 20:30 Uhr
Mamoru schlenderte über das von der Sonne aufgeheizte Pflaster. Die meisten Schüler, die an ihm vorbeiströmten, hielten auf ein Gebäude hier zu. Selbst nachdem es in der Führung über die Insel von dem Lehrer erwähnt wurde, hatte es für ihn keinen Reiz gehabt dorthin zu gehen. Jetzt aber war ihm ziemlich langweilig. 'Ein kurzer Blick kann ja nicht schaden... Wenn es zu voll ist geh ich einfach wieder.' Vielleicht würde er dort oder auf dem Weg dorthin jemanden bekanntes treffen.
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Haruka fuhr gedankenverloren Inliner und bemerkte gar nicht, dass sie schneller geworden war. Sie hatte ihre Umwelt fast komplett ausgeblendet. Unachtsam, wie sie war, schloss sie nur kurz die Augen und da war es schon passiert: Sie war mit jemandem zusammengestoßen und hatte beide zu Boden gerissen. Sofort war sie wieder in der Realität.
"Oh Mist, das tut mir leid, Verzeihung!" entschuldigte Haruka sich sofort, während sie sich ein bisschen aufrichtete. Dann sah sie auf und merkte, dass es Mamoru war, den sie umgefahren hatte.
"Ach du bists ja! Tut mir echt leid, Mamoru! Ich war total in Gedanken... Hast du dir weh getan?"
Sie prüfte, ob sie sich Schrammen oder ähnliches zugezogen hatte, konnte aber glücklicherweise nichts finden. Auch ihre geliebten Inliner waren unversehrt. -
Der Schlag traf ihn so unvorbereitet, dass Mamoru kaum Zeit zum reagieren hatte. Zum Glück bekam er im Fallen noch seine Hände unter sich, sodass er sich noch rechtzeitig abstützen konnte.
"Ach du bists ja! Tut mir echt leid, Mamoru! Ich war total in Gedanken... Hast du dir weh getan?"
Erst jetzt bemerkte er auch, was, bzw wer ihn umgehauen hatte.
"Hey Haru... Nein keine Sorge ist ja noch alles gut gegangen."
Er rappelte sich weider auf, und klopfte sich den Dreck von den Handflächen. "Mit den Teilen hast du ja ne ganz schöne Wucht drauf gehabt. Musst du zu irgend einem Notfall, oder warum fährst du einfache nichtsahnende Zivilisten um?" Er grinste, um den Worten die Schärfe zu nehmen. Es war eigentlich gar nicht seine Art, zu Scherzen. Aber hier schien so vieles anders zu laufen, scheinabr auch er selbst. -
Als Mamoru sich für unverletzt erklärte, war Haruka erleichtert. Sie musste unwillkürlich über seinen ironischen Satz lachen.
"Nein, sorry, ich hab mich irgendwie aus der Realität ausgeklingt und du musstest drunter leiden." Haruka dachte schon gar nicht mehr so über ihr Heimweh nach und lächelte wieder, wie sonst immer. Sie rappelte sich auf. "Und was verschlägt dich hier her so alleine?" -
"Nur ein bisschen die Abendluft genießen. Und um sie jetzt mit der wahrscheinlich schlechten Luft im Funhouse auszutauschen." Er würde einige Zeit hier auf der Insel verbringen, deshalb sollte er sich auch mal alles anschauen.
"Warst du gar nicht mit Mai bei der Quelle?" -
"Doch, war ich! Aber ihr wurde zu warm und dann bin ich noch etwas alleine dort gewesen..." Haruka sagte kurz nichts. "Hmm.. um ins Funhouse zu gehen, hatte ich bis jetzt noch keine Gelegenheit. Hast du da was spezielles vor? Weil wenn du nichts dagegen hast,.... dann würde ich gerne mitkommen, bevor ich noch mehr Menschen umfahre." Sie lächelte und hoffte dabei, dass er nicht nein sagte. Denn Ablenkung brauchte sie jetzt unbedingt.
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Tag 2 - 20:33 Uhr - Gelände der Akademie - Kellergeschoss des Funhouse
Kaori Yamada hatte sich noch immer nicht so richtig mit den Verhältnissen auf der Insel anfreunden können. Aber trotz der ziemlichen Lautstärke innerhalb der unteren Etagen des Funhouse hatte sie einen Zeitvertreib gefunden. Die virtuellen Egoschooter waren etwas, an dem die Langeweile zumindest für eine gewisse Zeit verschwand.
Wie das ganze hier nun eigentlich funktionieren sollte, hatte sie noch immer nicht verstanden. Ständig passierten Dinge, die einen geplanten Ablauf durcheinander brachten. Sie hoffte nur, dass soetwas nur Startschwierigkeiten waren!Nicht weit entfernt hatte Takashi Yamiro einen Platz am Rande der Tanzfläche gefunden, wo er sich auf einen umlaufenden Handlauf stützte und das Treiben auf der Tanzfläche beobachtete. Durch verschiedene Beleuchtungssysstem und Spiegelkugeln wurden innerhalb der Tanzfläche interessante Lichteffekte erzeugt.
Einer der Tänzer hatte keinen Bodenkontakt mehr sondern schwebte einige Zentimeter über der Tanzfläche, was seine Bewegungen aber nicht weiter beeinträchtigte.
Takashi kannte das Gesicht aus der Klasse. Der Vorname war Gino, aber den Nachnamen hatte er sich nicht gemerkt. Offenbar setzte er seine Fähigkeiten ganz selbstverständlich ein. Vieles war hier anders, aber ob es wirklich besser war, konnte Takashi bis jetzt auch nicht sagen.Als die Glastüren sich öffneten, schlug Ricarda ein wahrer Geräuschorkan entgegen. Da sie aber schon öfter in solchen Spielhallen gewesen war, auch wenn sie nicht so richtig verstand, was die Japaner daran begeisterte, kannte sie diesen Effekt schon. Die geschwungenen Glaswände, die den Weg zur Treppe abschirmten, hielten gleichzeitig auch die Töne ab, so dass sie sich vorkam, als wenn man aus einem heulenden Orkan in das Auge des Sturms gerät.
Ricarda gestattete sich einen erleichterten Seufzer und schritt dann an den Hinweisschildern vorbei.
Zum Kino im zweiten Stock wollte sie nicht, aber sie hatte sich einen der kleineren Karaoke-Räume vorbestellt. Franka und Rika waren bestimmt auch schon auf dem Weg. Nach dem Tag brauchte sie einfach eine Ablenkung, um sich auf andere Gedanken zu bringen! -
"Ich kann ja nicht zulassen, dass du noch mehr Leute anfährst", sagte er gut gelaunt. Aber Mamoru war auch ziemlich froh, jemanden getroffen zu haben.
Der Lärm der ganzen Automaten und Spielekonsolen brandete über sie hinweg, als er sich etwas verwirrt im Eingangsbereich umschaute. An den Wänden und an der Decke hingen zahlreiche Hinweisschilder, die für Aktivitäten oder Spiele warben. trotzdem ziemlich orientierungslos, drehte sich Mamoru zu Haru um.
"Und, was wollen wir hier ausprobieren?" -
Haruka freute sich über Mamorus Entscheidung und folgte ihm ins Funhouse. Als sie die Tür durchschritten hatte, wurde sie erstmal von Farben, Lichtern und Geräuschen überweltigt. Alles blinkte und ziemlich viele Schüler der Insel redeten und die Stimmen vermischten sich.
"Ich weiß ja gar nicht, was es hier alles gibt... Lass uns einfach mal ein bisschen rumlaufen, vielleicht entdecken wir was schönes oder treffen sogar noch jemanden." schlug sie vor. -
Um erst einmal dem ganzen Trubel zu entfliehen, wandte sich Mamoru an die nächste Treppe zu seiner Linken. Zusammen mit Haru erreichte er so den 2ten Stock. den Gang entlang waren mehrere ähnliche Türen, einige standen halb offen, die meisten jedoch waren verschlossen. 'Was wohl das für Räume sind?'
Als er an der ersten Tür vorbei ging, hörte er gedämpfte Musik aus dem Raum.
"Ich frag mich, was das hier für Räume sind... Komm, wir schaun mal in einen rein!"