[Geschichte] Vampire Knight

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    20:03 Uhr – Gelände der Schule – Außerhalb des Haupttores

    Shinji war wie gelähmt, als er seine Nase brechen spürte. Wie konnte es sein, dass ein Vampir ihn derart angriff? Das Ganze war doch bislang ein Spiel gewesen.
    Das Gesicht seines Angreifers war ebenfalls blutverschmiert. Aber in dessen Blick war eine Befriedigung zu sehen, die dem Kampf einen ganz anderen Hintergrund verlieh. Seine Kontrolle über die Wahrnehmung der anderen war durch den Schmerz zerstört worden.
    Als nun noch sein eigenes Blut in seinen Mund gelangte verschwand die Lähmung aus seinem Körper und machte einem Kampfrausch Platz, den er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Sein spielerischer Umgang mit anderen verschwand in einem anderen Teil des Bewusstseins und machte dem reinen Kampfeswillen Platz.
    Mit einer enormen Anspannung seiner Arme hob er den Körper des auf ihm hockenden Vampirs an und brachte sein freies Bein als Hebel darunter. Mit aller freigewordenen Kraft schleuderte er den Körper von sich, während dieser weiter auf ihn einschlug. Das Blut rauschte in seinen Ohren während er auf die Beine sprang. Aber er hatte den anderen Vampir für einen Moment vergessen!
    Samusa hatte sich von dem harten Aufprall an der Mauer wieder soweit erholt und verpasste Shinji einen harten Aufwärtshaken, der den Reinblüter regelrecht vom Boden hob.


    Yume Tsuyu verfolgte das Geschehen vor ihren Augen nur mit halber Aufmerksamkeit. Sie war in ihrem Inneren völlig durcheinander.
    Wo war nur ihr kühles Selbst von früher, dass zu allem immer einen gewissen Abstand hielt?
    Und warum ging es ihr augenblicklich so nahe, wenn Samusa dort vorne beim Kämpfen verletzt wurde?
    All diese verwirrenden Gefühle in ihrem Inneren hielten sie beschäftigt. Wo sie einmal eine leichte Traurigkeit in den langen Stunden ihrer Einsamkeit verspürt hatte, war da jetzt eine ständige Unruhe. Sie konnte es nicht bewusst erfassen und hatte es anfangs für Auswirkungen ihrer Trauer gehalten.
    Aber irgendwie war es gar nicht mehr so schlimm, dass der eine ohne ein Wort gegangen war. Etwas schien diese Lücke auszufüllen, ohne dass sie es in Worte kleiden konnte.
    Als Samusa wieder zum Angriff über ging, spürte sie eine heiße Welle des Ansporns in sich und beinahe hätte sie laut gejubelt, als der Reinblüter vom Boden abhob und mit einem Krachen in einer Tür landete, die mehrere Meter hinter ihm gewesen war.


    Takeya hielt Chinatsus Hand, während diese wie gebannt auf den Kampf blickte. In ihr erwachte eine Erinnerung an die Zeit, als Shinji sie wie ein Eigentum gehalten hatte. Der leicht überhebliche Zug um seine Mundwinkel war jetzt vollkommen verschwunden, nachdem er bereits mehrfach von den beiden anderen getroffen worden war. Chinatsu spürte eine wilde Zufriedenheit in sich, als Shinji bluten musste. Ihre Erinnerungen waren noch immer blockiert, obwohl sie einen winzigen Fetzen zurück erhalten hatte. Aber alleine die Erinnerung an ihre Hilflosigkeit zu diesem Zeitpunkt gefiel ihr überhaupt nicht. War es vielleicht besser, wenn sie gar nicht weiter nach ihren verlorenen Erinnerungen suchte und stattdessen mit Takeya im Hier und Jetzt lebte?
    Chinatsu empfand ein warmes Gefühl bei diesem Gedanken.
    Empfanden die anderen um sie herum möglicherweise ähnlich? Sie wussten noch immer nicht, was dieser Fluch für einen Zweck haben sollte. Besonders, da er Vampire und Menschen gleichermaßen betraf. Aber Chinatsu wusste wieder, das Shinji solche Zauber bereits benutzt hatte.
    Würde er auch irgendetwas von den anderen hier Versammelten wollen, dann wäre ihrer aller Problem gelöst. Doch Chinatsu wusste, dass es nicht so einfach sein würde.

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    20:05 Uhr - Gelände der Schule - Am Haupttor


    Kasumi Saito keuchte unter dem Griff von Hikaru. Kohana blickte noch einmal enttäuscht auf Sousuke, der von Takeya mit einem Arm im Schwitzkasten gehalten wurde, während seine andere Hand Chinatsus hielt.
    "Sie haben eine Menge schlimmer Dinge getan! Und damit meine ich nicht nur das Füttern von Vampiren", sagte Hikaru mit gefährlich leiser Stimme. Nachdem alle Betroffenen nun am Haupttor den Kampf mit ihren verborgenen Gegnern aufgenommen hatten, brauchten sie unbedingt bessere Informationen.
    Kohanas "Tante" musste einen Beschützer haben, der sie von dem Zauber des Vergessens befreit hatte. Und dieser Gönner musste von hoher Geburt sein! Anderenfalls hätte er niemals den Bann lösen können.
    Trotzdem war Hikaru sich sicher, dass es nicht der Vampir war, der gerade von Corvin und Samusa Prügel bezog.
    "Es sind auf alle Fälle mehrere Reinblüter!" erklang Felics Stimme in seinem Kopf. Sie hatte sich etwas von den anderen zurückgezogen, da sie offenbar ihren Instinkten nicht so ganz traute.
    "Wer ist da noch? Und wo halten sie sich auf?" versuchte Hikaru es erneut.
    Kasumi Saito verzog nur ihr Gesicht. Sie würde ohne den entsprechenden Druck mit Sicherheit nichts sagen.


    Allerdings war Hikaru auch bereit, diesen Druck auszuüben, denn die Gefahr, in der sie sich befanden, hatte sich als sehr real erwiesen. Und auch der Fluch, der alle anderen vergessen ließ, bedeutete eine Bedrohung.
    Sein Schwert war blitzschnell an der Kehle der Frau, deren Sicherheit sofort einen Dämpfer erhielt. Offenbar wurde sie schon länger durch eine machtvolle Person gedeckt, so dass sie sich viel zu sicher geworden war.
    „Sie sollten nicht glauben, dass sie im Augenblick hier Freunde haben!“ erinnerte Hikaru sie. Die Frau zuckte und versuchte von der Klinge weg zu kommen.

    Während des Kampfes hatte sich Tori dem Kampfplatz immer weiter genähert. Sie spürte die Aufwallung ihrer Gefühle, als sie sah, wie der Reinblüter von den Vampirschülern zu Boden geworfen wurde. Eine solche Chance konnte sie sich einfach nicht entgehen lassen!
    Während Corvin und Samusa den sich windenden Reinblüter mit der gebrochenen Nase am Boden festgenagelt hatten, schoss Tori mit einer schnellen Bewegung heran. Der Dolch glitt fast von selbst in ihre Hand.
    „Ihr habt kein Recht, so mit mir umzugehen!“ schrie der Überwältigte am Boden, als er Tori über sich bemerkte. Seine Augen weiteten sich, als er die Hunterin erkannte und den Dolch sah. Aber Tori wollte niemandem eine Chance lassen, sie aufzuhalten. Ehe jemand überhaupt reagieren konnte, stieß sie den Dolch in den Reinblüter und beendete seine Existenz.

    Corvin und Samusa waren für einen Augenblick entsetzt. Hatten sie tatsächlich einem Hunter geholfen, einen Vampir zu töten?
    Chinatsu hatte eine Hand vor ihren Mund gehoben, als ihr Peiniger verging. Der kurze Schreck ob der raschen Handlung der Hunterin folgte ein Gefühl der Erleichterung. Eine Last schien von ihr genommen zu sein und sie spürte den Druck von Takeyas Hand. Obwohl ihre Erinnerung noch immer nicht zurückgekehrt waren, so bestand nun keine direkte Bedrohung für sie mehr.

    Hikaru nutzte den Tod des Reinblüters für seine Zwecke.
    „Du siehst, dass auch deine Vampirfreunde dir nicht helfen können!“ sagte er und erhöhte nur leicht den Druck der Klinge. Kasumi Saito ließ ihren Widerstand fahren. Sie konnte hier und jetzt nicht gewinnen. Mit angstvoller Stimme nannte sie Hikaru eine Adresse, an der er finden würde, was er suchte. Der nickte Felic kurz zu.

    „Benutze uns nicht noch einmal, Hunterin!“ zischte Corvin böse. Er fühlte sich ausgenutzt, obwohl er ja nicht absichtlich der Hunterin geholfen hatte. Tori verzog nur die Lippen und zog sich von den beiden zurück. Samusa war ebenfalls verärgert über diese eigenmächtige Tat. Sie hatte dem Vertrauen innerhalb dieser bunten Gruppe nicht gerade einen Gefallen getan.
    „Wir können euch sowieso nicht helfen!“ sagte Takeya in diesem Moment. Er wollte nicht weiter mit diesen Kreaturen zusammen arbeiten, nachdem die Bedrohung für Chinatsu nicht mehr bestand.
    „Deshalb werden wir unseren Freund Sousuke hier bewachen und hier zurück bleiben!“

    Hikaru hatte mit einer ähnlichen Reaktion des Jungen bereits gerechnet. Er hatte nur einer Zusammenarbeit zugestimmt, um das Mädchen zu beschützen. Somit bestand jetzt auch für ihn kein Grund mehr, länger bei den anderen zu bleiben. Immerhin wollte er sich um den Helfer von Kasumi Saito kümmern.
    „Einverstanden!“ gab er kurz zurück. „Wir anderen haben ein neues Ziel!“
    Während die Wachen am Tor langsam wieder zu sich kamen und Takeya mit dem festgehaltenen Sousuke und Chinatsu wieder auf das Gelände lief, machte sich der Rest auf den Weg in die Stadt.

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    20:43 Uhr - Irgendwo in der Stadt - Nebenstraße


    Yume Tsuyu blieb mit einem Mal stehen. Sie hatte zusammen mit den anderen die Schule verlassen, um die übrigen Verursacher des Bannes zu finden.
    Jetzt verspürte sie eine Aura, die ihre Kraft schlagartig versiegen ließ. Oh nein! dachte sie. Nicht er!
    Aber die Ausstrahlung von Autorität und Kraft war ihr einfach zu vertraut, als das sie sich irren würde. Tian Li war hier!
    Samusa Mayakashi stoppte ebenfalls seine Lauf, als er merkte, das Yume angehalten hatte. Corvin Vrajescu hielt noch immer Kasumi Saito fest, die er vor der Schule in seine Obhut übernommen hatte. Kohana hielt sich die ganze Zeit an seiner Seite und vermied es, die Tante anzuschauen.


    Felic spürte die starke Ausstrahlung des Reinblüters ebenfalls und stoppte Hikaru mit einem gedanklichen Zuruf. Dieser reagierte bei ihrem warnenden Gedanken und zog sein Schwert. Da zu ihrer gedanklichen Übermittlung eine Richtungsangabe gehörte, stellte er sich entsprechend auf.
    Ai Minamoto und Tendam Nagoya hatten sich ihnen vor der Schule angeschlossen und hielten nun ebenfalls an.
    Tori war in den Schatten eines Gebäudes geglitten und hatte die Hand um "Ryu no Yami" gelegt


    "Willst du mit dieser Gruppe von Verlorenen irgendwohin, Yume-san?" erklang Tian Lis kräftige Stimme und er trat aus den Schatten einer kleinen Gasse.
    "Ich habe dir doch gesagt, das es keinen anderen Weg gibt!" Seine Stimme klang ein wenig verstimmt und in seinem Gesicht zeigte sich ein abfälliger Ausdruck.
    "Sogar mit Menschen hast du dich zusammen geschlossen, Yume-san. Wie kannst du nur in der Nähe solcher Armseeligen Kreaturen sein?"
    Yume spürte, wie ihren Wangen erröteten. Das Gefühl der Unterlegenheit, dass sie in seiner Nähe immer übermannt hatte, war seit dem Kampf von Kaito nicht mehr so überwältigend. Tatsächlich vermochte sie sich weiterhin zu bewegen.


    "Wer ist dieser Vampir?" fragte Hikaru. Die Bewegungen des Reinblüters verrieten absolute Sicherheit.
    "Er muss zu einer sehr alten Familie gehören, denn seine Aura ist unglaublich!" sandte Felic ihm zu. Ihre grünen Augen leuchteten auf, denn dieser Gegner würde ein harter aber überaus würdiger Gegner sein.
    "Sein Name ist Tian Li", presste Yume hervor und ihre Hand schloss sich um den Griff des Schwertes, dass sie zu ihrem Kleid trug.
    "Wir sind durch unsere Eltern verlobt, also habt ihr unwürdigen Gestalten euch nicht einzumischen. Auch wenn das Spiel etwas anders verläuft, als es geplant war, so werde ich meinen Preis bekommen!"
    "Deine Familie war schon immer so unglaublich eingebildet!" rief Felic ihm entgegen. Tian Li hob eine Augenbraue und wandte sich nach diesen Worten ihr zu.
    "Du bist eine Cinneath Catha", stellte er dann fest. "Für dich ist jemand anderes in unserem Spiel!"


    Yume starrte ihn an. Ihre Gefühle wirbelten durcheinander, aber der Anblick Samusas, der sich von der Seite in ihr Blickfeld schob, ließ die Wogen abflachen. Ihre blauen Augen verengten sich entschlossen und sie zog ihre Waffe. Diesmal würde sie diesen Kampf selbst bestreiten!
    Felic spürte einen unangenehmen Stich, denn sie wusste sofort, worauf Tian Li anspielte. Der Tod von Shinji Toyotami war nur ein Auftakt gewesen.
    So wie sie alle hier auf der Straße standen, waren sie offensichtlich bereits umzingelt.
    Da Tian Li eine so starke Ausstrahlung hatte, wurde die schwächere des anderen Reinblüters fast überdeckt. Aber noch bevor er zu sehen war, tauchten die menschlichen Kräfte des feindlichen Clans auf.


    Kohana stieß einen spitzen Laut der Überraschung aus, als plötzlich aus Häusern und Gassen fremde Menschen auf die Straße traten und einen drohenden Ring um die Schüler schlossen. Was ging hier nur vor? Menschen, die den Vampiren zu Willen waren?
    "Es war zumindest der richtige Weg!" brummte Corvin und schlug die Tante mit einem kurzen Schlag bewusstlos. Wie alle anderen machte er sich kampfbereit.
    Tori war von den Menschen noch nicht bemerkt worden, da sie sich rief im Schatten gehalten hatte.
    "Das ist die Hexe!" schrie einer der Menschen und im nächsten Augenblick brach das Chaos auf der Straße aus...
    Hikaru blickte kurz vorher zu Yume Tsuyu, die ihm entschlossen zunickte. Ihre Gegner hatten sich offenbar zusammengeschlossen. Hikaru sah sich zum zweiten Mal Menschen gegenüber, die von Vampiren beeinflusst gegen andere Vampire vorgingen. Damit umgingen diese Vampire den Kodex, weil die Menschen ja nicht gebissen worden waren. Sie waren eher wie eine Sekte, die einen Vampir verehrte und andere verabscheute.
    Hikaru wusste bereits, dass diese Menschen nicht mit Worten zu stoppen waren. Yume hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie sich um Tian Li kümmern würde. Er selbst würde genug mit den anderen zu tun haben.
    Mit dem ihm schon bekannten Schrei stürmten die Menschen, die sie umzingelt hatten, auf sie los. Kohana blickte aus aufgerissenen Augen auf die tobenden Menschen. Sie konnte nicht verstehen, warum diese Menschen so außer sich waren.


    Ai und Tendam stellten sich kampfbereit auf, aber vorerst ignorierten die fremden Menschen sie. Die Massen drängen sich ausschließlich auf Felic und Hikaru.
    Tian Li musterte Yume und ignorierte die anderen Geschehnisse vollkommen. Ihr Widerstand reizte ihn noch mehr, sie zu besitzen. Samusa behielt die beiden im Auge, während Corvin sich vor Kohana stellte.
    Hikaru hatte beide Schwerter in Bewegung versetzt, so dass sie wie Propeller vor ihm kreisten. Aber die Menschen waren jenseits von Angst oder Furcht. Die von ihrem Glauben ausgelöste Raserei ließ sie in die rotierenden Klingen laufen. Blut spritzte auf.
    „Das ist nicht gut!“ murmelte Hikaru mit zusammen gebissenen Zähnen. Dieser Geruch würde die Situation nur noch weiter komplizieren.
    Felic witterte den Geruch von Blut sofort, als die ersten Menschen auf Hikarus Abwehr trafen. Auch sie erkannte sofort die Gefahr. Wenn Vampire auf etwas stark reagierten, dann war das der Duft von Blut!

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    20:44 Uhr - Irgendwo in der Stadt - Nebenstraße

    Yume fühlte sich irgendwie anders, nachdem sie das Schwert gezogen hatte. Ihre Zweifel und alle Zögerlichkeit waren aus ihr gewichen. Sie hatte sich endlich entschieden! Tian Li würde sie nicht bekommen, denn sie wollte selbst über ihre Zukunft entscheiden. Ihre Hand umschloss den Griff des Schwertes mit neuer Kraft. Auch wenn sie ihre eigenen Träume nicht beeinflussen konnte, so würde sie zumindest ihre Zukunft beeinflussen.
    „Willst du wirklich gegen mich kämpfen, kleine Yume-san?“ fragte Tian Li mit leichtem Spott in der Stimme. Keiner von den anderen Vampiren aus der Gruppe machte Anstalten, ihn anzugreifen. Deshalb sah er auch keinen Grund, seine Macht zu entfesseln. Auch wenn Yume schon lange mit dem Schwert trainierte, er hatte seine Fähigkeiten in unzähligen Kämpfen verfeinert. Mit einer eleganten Bewegung zog er seine eigene Waffe. Es war wohl an der Zeit, Yume-san ihren Platz in der Welt zu zeigen.

    Hikaru spürte das Blut, das in Spritzern sein Gesicht bedeckte, wie es dort verlief. Die Menge vor ihm stieß immer wieder mit Klingen nach ihm, während er Felics Rücken deckte. Der Fanatismus in den Gesichtern hatte ihn diesmal nicht mehr so heftig getroffen, wie beim ersten Zusammentreffen. Diese Menschen waren in ihrem Glauben verblendet. Sie hielten Felic für eine Hexe, obwohl sie diesen Leuten noch niemals vorher begegnet war. Nach den Informationen des Priesters hatte der andere Clan die Leiden selbst verursacht, die Schuld aber auf den Catha-Clan geschoben. Die Pein dieser Leute war in religiösen Eifer umgeschlagen. Nun war er das pure Böse, weil er Felic beschützte. Würde er diesen Menschen die Gelegenheit geben, dann würden sie ihn in Stücke reißen.
    Aber durch seinen Widerstand wurde viel Blut vergossen, das wiederum die Vampire beeinflusste. Felic hatte ihre Fangzähne beim Kämpfen bereits entblößt, da sie ebenfalls von Blut bespritzt wurde.

    Corvin sog die Luft tief ein, denn der Geruch von Blut war fast schon übermächtig geworden. Sein eigenes Blut begann schneller durch seine Adern zu fließen. Er hatte seine Faustbewehrung nach dem ersten Kampf wieder hergerichtet und sich drohend aufgebaut. Aber die Menschen hatten bislang alle anderen außer dem Menschenjungen mit den Schwertern und Felic ignoriert. Zu seinen Füßen lag Kasumi Saito, so dass er fast den Eindruck eines Jägers über seiner Beute machte.
    „Aber… aber warum…?“ Kohana wusste nicht, wie sie die Szenerie deuten sollte, die sich direkt vor ihren Augen abspielte.
    „Das hat nichts mit Erklärbarem zu tun!“ sagte Corvin gerade laut genug, dass sie ihn hören konnte.

    Die schiere Menge der Leute drängte Felic und Hikaru zusammen und umschloss sie wie eine lebendige Mauer. Einzig dass die Leute sich damit selbst behinderten, verhinderte dass sie einfach überrollt wurden. Auf diesen Moment schien ihr Gegenspieler gewartet zu haben, denn er erschien auf dem Dach eines Gebäudes und hob einen englischen Langbogen.
    „Diesmal entkommst du nicht, Mhairi Yelva Catha!“ rief er nach unten, während er einen speziellen Pfeil an die Sehne setzte. Ein widerliches Grinsen zog den Mund des hageren Vampirs in die Breite. Da sein Opfer sich nicht mehr bewegen konnte, nahm er sich die Zeit den Augenblick zu genießen. Dabei achtete er nicht auf seine Umgebung, als sich eine andere Gestalt aus den Schatten löste.

    Tori wollte nicht gegen normale Menschen kämpfen, wie es der Junge mit der Narbe tat. Aber als der Vampir auf dem Dach auftauchte, war es eine ganz andere Sache. Tori schob den Dolch erst einmal in den Gürtel zurück und nahm stattdessen zwei Wurfmesser. Sie ließ dem Vampir die Zeit, den Bogen zu spannen, dann schoss sie aus dem Schatten hervor und warf beide Dolche synchron. Als ob dieses teuflische Wesen sie gewittert hatte, bewegte sich der Vampir im letzten Augenblick, so dass ein Dolch nur die Bogensehne durchtrennte und der andere im linken Unterarm stecken blieb. Tori stieß einen unschönen, wenn auch zutreffenden Fluch aus.
    Der Vampir auf dem Dach fauchte in ihre Richtung. In diesem Augenblick katapultierte sich Felic zusammen mit Hikaru aus der Menge hinaus und fiel den Vampir an.

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    20:45 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ort des Hinterhalts

    Yume hatte von dem Getümmel nicht viel mitbekommen. Sie konzentrierte sich auf Tian Li, der vor ihr stand. Die Sicherheit in seinem Blick und der spöttische Zug um seinen Mundwinkel waren inzwischen ein gewohnter Anblick für sie. Seine Familie war es schon sehr lange gewohnt, dass ihrem Willen entsprochen wurde. Yume war davor weggelaufen.
    Doch jetzt, nachdem sie ein anderes Leben in der Akademie geführt hatte, und besonders nachdem sie aus ihrer eigenen Welt herausgetreten war, wollte sie ganz bewusst ihre eigenen Ziele verwirklichen. Dazu gehörte nicht, an der Seite von Tian Li die stille Gattin zu spielen!
    Ihre blauen Augen bekamen ein inneres Leuchten. Schon oft hatte sie in die Träume von anderen schauen können, doch nun hatte sie ihren eigenen Traum. Und sie würde ihn nicht kampflos aufgeben. Die Klinge ihres Schwertes hob sich und ihre Beine gingen in die Ausgangsstellung.

    Aus dem Augenwinkel nahm sie Samusa wahr, der ihr mit Interesse zusah. Wieder spürte sie die leichte Verwirrung, die sein Verhalten oft bei ihr auslöste. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich damit zu beschäftigen. Tian Li hatte den Moment genutzt und einen Angriff gestartet, den Yume nur mit Mühe abwehren konnte. Aber ihr Training machte sich schon bezahlt, denn früher hätte sie die Attacke nicht parieren können.
    Ihre schmale Klinge schlängelte sich an der anderen entlang und die Spitze verursachte einen Kratzer an der Parierstange. Tian Li verlor für einen kurzen Moment das spöttische Lächeln. Das war ihr bisher noch nie gelungen. Yume bemerkte diesen kurzen Augenblick und er gab ihr neue Zuversicht. Zum ersten Mal konnte sie einen eigenen Angriff auf Tian Li starten.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich und ihre Wangen leuchteten vor Freude über diesen Erfolg auf. Dabei ließ ihre Aufmerksamkeit aber keine Sekunde nach.

    Hikaru fühlte sich empor gerissen und nutzte das Bewegungsmoment. Während Felic sich direkt auf ihren Widersacher stürzte, zerstörte er den Bogen bevor auch er auf dem Dach landete. Er hatte jetzt die Gelegenheit, sich den Widersacher einmal anzusehen. Bislang hatte er nur die Auswirkungen seines Tuns zu spüren bekommen, aber der Vampir selbst hatte sich im Hintergrund gehalten. Er wirkte ziemlich altenglisch… eine hagere Gestalt in einem maßgeschneiderten Anzug. Das Gesicht war eher länglich, und wirkte gerade mit dem aufgerissenen Mund überlang.
    Die Überraschung über den vereitelten Angriff hatte er noch nicht ganz verwunden. Hikaru sah Tori auf der Straße wieder in die Schatten zu tauchen. Trotz ihres Misstrauens hatte sie nicht zugelassen, dass ein Vampir ihnen schaden konnte.

    Unten auf der Straße waren die Menschen größtenteils zu Boden gegangen, als ihr Druckpunkt so plötzlich verschwunden war. Aus dem so entstandenen wilden Knäuel stieg ein Wutschrei auf. Die wenigen, die auf den Beinen geblieben waren, hatten sie auf dem Dach entdeckt. Die Menge schien zu brodeln, während die Menschen wieder auf die Beine kamen.
    In der Ferne erklang eine Sirene. Jemand hatte offenbar die Polizei von der Auseinandersetzung benachrichtigt. Aus der Höhe sah die Straße noch schlimmer aus, denn das Blut hatte den Untergrund rutschig gemacht und war deutlich zu sehen. Wenigstens kümmerten sich einige um die Verletzten, die nicht länger am Angriff teilnehmen konnten. Alle übrigen richteten ihre Wut wieder auf die Personen oben auf dem Dach. Da sie nicht einfach hinaufspringen konnten suchten sie einen anderen Weg. Dröhnende Schläge erklangen, als sie gegen die Tür des Hauses stürmten.

    Corvin vibrierte schon fast, da durch den Geruch des Blutes seine Kampfbereitschaft voll erwacht war. Aber die Menschen griffen weder ihn noch Kohana an, deshalb verhielt er sich ebenfalls ruhig. Es fiel ihm alles andere als leicht.
    „Warum hassen diese Menschen so sehr?“ fragte Kohana, die sich in Corvins Mantel klammerte. Sie hatte eine solche Wut noch niemals vorher gesehen. Die Kaltblütigkeit ihrer Tante und deren Skrupellosigkeit bei der Wahl ihrer Mittel hatte sie am eigenen Leib erfahren, aber dies war etwas anderes. Die Menschen erinnerten sie so eher an den Angriff der Level E. War das etwa der Grund, warum die Verwandelten so zügellos wurden? Kannte das Huntermädchen Tori dieses Verhalten so gut, dass es ihr nichts mehr ausmachte?

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    20:46 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ort des Hinterhalts


    Yume focht einen Kampf wie noch keinen vorher mit Tian Li. Ihre Klinge und ihr Arm schienen eins zu werden, als ihre Überzeugung die letzte Unsicherheit verschwinden ließ. Sie würde ihren eigenen Weg gehen!
    Mit ihrer steigenden Zuversicht wurden auch ihre Angriffe präziser. Tian Li sah sich auf einmal in einen echten Kampf verwickelt, wo er einen spielerisch leichten Sieg erwartet hatte.
    „Hat dich dieser Kerl so sehr verändert, bevor ich ihn weglocken konnte, meine kleine Yume?“ zischte er überrascht. Yume vernahm seine Worte und fühlte sich, als ob ein Schwall Eiswasser durch ihre Venen fließen würde. Kaito war also nicht von sich aus gegangen? Man hatte ihn mit Informationen fortgelockt, die er nicht hatte ignorieren können?
    In Ihrem Kopf wirbelten zwar die Gedanken durcheinander, aber ihre Bewegungen wurden nicht langsamer oder ungezielter. Stattdessen führte dieser kleine Schock dazu, dass ihre Überzeugung wie ein flammendes Fanal aufleuchtete.


    Alleine der Gedanke, dass man ihre Umgebung stets und immer wieder beeinflusst hatte, ließ brennenden Zorn ihr Blut aufpeitschen. Yume sah plötzlich einige Ereignisse aus der Vergangenheit unter einem anderen Licht. Sie kanalisierte den Zorn und nutzte ihn für ihren Kampf. Gerade sie, die andere Leute Träume sehen konnte, war um ihre eigenen Träume betrogen worden.
    Mit diesem Wissen erschien Tian Li in einem ganz anderen Licht. Deutlich traten für sie nun seine hässlichen Seiten hervor. Mit diesem Mann wollte sie auf keinem Fall ihre Zukunft verbringen! Sie drängte Tian Li mit einer Parade in die Defensive, die ihr bislang beim Training nie gelungen war.
    Tian Li fauchte, als er die Abscheu in ihren Augen bemerkte.


    Tori hatte sich wieder in die tieferen Schatten der Gebäude zurück gezogen und näherte sich nun dem Kampf von Yume. Diese schien plötzlich eine ganz andere Qualität im Kampf entwickelt zu haben. Mit anerkennendem Blick verfolgte sie die fließenden Bewegungen der Klinge.
    Der andere Vampir schien mit der Entwicklung gar nicht zufrieden zu sein, denn er fauchte wütend. Tori konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte wieder Ryu no Yami gezogen.
    Plötzlich setzte der andere Vampir magische Fähigkeiten ein. Ranken schossen aus dem Boden und umschlangen Yumes Arme und Beine. Sie schrie voller Wut auf, als ihre Bewegungen ruckartig gestoppt wurden. Über die Schulter des jetzt lachenden Vampirs trafen sich ihre Blicke.


    Tian Li hatte seine Kräfte eingesetzt und Yume bewegungsunfähig gemacht. Also war ihm nicht einmal ein ehrlicher Kampf möglich. Yume schrie ihm ihre Wut entgegen, als er sein überlegenes Lachen ausstieß. Während er sie amüsiert musterte, sah sie über seine Schulter hinweg ein anderes Augenpaar in den Schatten. Die Hunterin!
    Ihre Blicke trafen sich und eine stumme Frage wurde mit ebenso stummer Zustimmung beantwortet.
    Tian Lis lachen erstarb schlagartig, als die Spitze von Ryu no Yami aus seiner Brust austrat. Die Hunterin hatte ohne jede Spielerei sein Herz durchbohrt, während er sich in seiner Überlegenheit gesonnt hatte. Während die Ranken erschlafften blickte sie in seine brechenden Augen, um ihm ihre Abscheu mit auf den Weg zu geben.


    Ihr Leben würde einen anderen Weg nehmen, als andere es geplant hatten. Sie hatte für diese Überzeugung sogar die Hilfe eines eigentlichen Todfeindes akzeptiert. Tori stand schweigend da und blickte sie nur an.
    „Danke!“ sagte Yume, ohne dass ihr die Worte bitter vorkamen. Sie hatte sich von der Vergangenheit gelöst und würde nun in die Zukunft schreiten. Auch wenn Kaito wohl nicht alleine schuld war, so hatte er seine Prioritäten klar herausgestrichen. Yume erinnerte sich jetzt nicht mehr schmerzhaft an die gemeinsame Zeit. Er hatte ihr bei etwas wichtigem geholfen, auch wenn er dann weiter gezogen war. Sie atmete tief durch und wandte sich zu dem anderen Kampf um.

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    20:47 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ort des Hinterhalts

    Hikaru sah, wie Felic in einer Luftrolle von dem anderen Vampir Abstand nahm, noch bevor er die Pistole in seiner Hand erkannte. Scheinbar waren die sonst so hoch gehaltenen Regeln der Vampire an diesem Abend in der Nebenstraße außer Kraft gesetzt. Felic hatte dem länglichen Gesicht ihres Widersachers ein paar blutende Kratzer zugefügt, bevor sie auf Abstand gegangen war. Als dieser nun die Pistole in den Anschlag brachte, brauchte Hikaru nicht lange nachdenken. Aus seinem sicheren Stand heraus schwang seine Klinge in einem flachen Bogen auf den Vampir zu. Am Ende dieses Bogens lag das Handgelenk.
    Das Gefühl des kurzen Widerstandes hatte noch nicht vollständig sein Denken erreicht, als die Hand bereits samt Pistole vom Arm des Vampirs getrennt war.

    Dieser keuchte überrascht. Scheinbar hatte er sich von Felics Kratzern so sehr ablenken lassen, dass er nicht mehr an Hikaru gedacht hatte. Diese Chance durfte Hikaru nicht ungenutzt verstreichen lassen. Und seine noch immer nicht vollständig verheilten Wunden erinnerten ihn nur zu deutlich daran, dass diese Gegner keine Rücksichtnahme kannten.
    Seine Klinge führte den Bogen nach dem Handgelenk fort und schwang in einer engen Acht wieder zurück. Hikaru dachte nicht bewusst an diesen Schlag. Sein jahrelanges Training hatte die Lenkung der Klinge übernommen.
    Mit dem Schwung der Aufwärtsbewegung durchtrennte sein Schwert mit einem dumpfen Laut den Hals des Vampirs, so dass dessen Kopf von den Schultern sprang. Die überrascht aufgerissenen Augen schienen Hikaru erst jetzt wieder wahrzunehmen. Der Kopf stürzte in die Gasse hinunter und blieb vor der schreienden Menschenmenge liegen.

    Mit einem Mal senkte sich Schweigen über diesen Teil der Straße. Hikaru stand neben Felic auf dem Dach und schaute hinunter. Die Menschen, die sie vorher angegriffen hatten, starrten zu ihnen hinauf. Mit einem Mal schien ihr Kampfeswille verflogen zu sein.
    „Ihr wurdet von diesem Vampir beeinflusst!“ sagte Hikaru in die Stille hinein. „Jetzt gibt es keinen Grund mehr, dass ihr gegen uns kämpft. Ihr solltet einfach gehen!“
    Tatsächlich wandten sich die Menschen nach einem Moment des Nachdenkens um und zerstreuten sich in den Gassen. Neben ihm stieß Felic einen Seufzer aus.

    Kanade Asakura, die sich bei den Kampfhandlungen immer im Hintergrund gehalten hatte, schien von innen heraus zu leuchten. All die Informationen, die sie inzwischen zusammengetragen hatte, waren in den letzten Stunden bestätigt worden. Diese Story hatte sich als so groß erwiesen, wie sie im Stillen bereits gehofft hatte. Von den ersten kleinen Hinweisen über mindestens zwei Löschungen der Erinnerung hatte sie beharrlich weiter ermittelt. Durch ihre Vorsichtsmaßnahmen konnte sie die Auswirkungen der Gedächtnisbeeinflussung relativ gering halten, obwohl sie vielleicht sogar schon von Anfang an wegen der Vampire ermittelt hatte. Sie konnte heute nicht mehr sagen, wann sie angefangen hatte. Ihre gesicherten Informationen reichten mehr als ein Jahr zurück. Sie verlor jedes Mal Zeit, bis sie wieder am Ball war. Aber jetzt war sie dichter dran, als jemals zuvor.

    Sie gehörte zu der Gruppe, die durch den Bann nicht beeinflusst worden war. Mit den gesammelten Informationen hatte sie einen Teil des Hintergrundgespinstes entwirren können. Aber sie hatten bislang nur einzelne Beteiligte gefunden. Nun hatten sie drei persönliche Beweggründe aus dem Gespinst entfernt. Kanade wusste nicht, warum dieses Spiel insgesamt von diesen Reinblütern gespielt wurde. Die Cross Akademie hatte starke Verbündete und war wohl selbst für einen Reinblüter nicht so einfach zu überwinden. Vielleicht hatten sie sich deswegen zusammengeschlossen. Chinatsu war jetzt von ihrem Verfolger befreit, aber ihre Erinnerungen hatte sie nicht zurück erhalten. Yume hatte ihrem „Verlobten“ einen endgültigen Korb gegeben und Felic war erst einmal ihre Verfolger los. Keiner von diesen ausgeschalteten Vampiren war derjenige, der Kasumi Saito mit ihren Geschäften geschützt hatte. Also war es noch nicht vorbei!

    Hikaru war mit Felic zurück auf die Straße gesprungen, die sich jetzt ziemlich geleert hatte.
    „Wir sind wohl noch nicht fertig“, meinte er zu den anderen. Yume, die sich von einer gewaltigen Last befreit fühlte, nickte zustimmend. Obwohl ihre Nemesis nicht mehr da war, würde sie weiter bei der Gruppe bleiben.
    Corvin zog Kasumi Saito auf die Beine, die gerade wieder das Bewusstsein erlangte.
    „Ihr habt auch diese Vampire besiegt? Was seid ihr nur für Schüler?!“ keuchte sie, als ihr die Stille in der Straße bewusst wurde. Die Sirenen waren bereits ganz in der Nähe zu hören.
    „Wir sollten lieber weiter!“ meinte Corvin, ohne auf ihre Fragen einzugehen.

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    21:07 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ein kleiner Park

    Sie waren durch die schmalen Gassen vom Ort des Hinterhaltes entkommen, nachdem die beeinflussten Menschen sich einfach zerstreut hatten. Die Stimmung in der Gruppe war inzwischen eine andere. Waren sie am Beginn des Abends noch alle sehr angespannt gewesen, so zeigte sich jetzt doch schon eine gewisse Zufriedenheit.
    Für einige waren die drängenden Probleme, die sie bereits länger belastet hatten, an diesem Abend gelöst worden. Takeya und Chinatsu waren deshalb bereits nicht mehr bei der Gruppe, sondern in der Schule geblieben.

    Corvin schob immer noch Kasumi Saito vor sich her, da sie jetzt auf dem Weg zu ihrem Versteck waren. Dort würde sich dann auch für Kohana eine zufriedenstellende Lösung finden lassen, dafür würde er sorgen.
    Die Hunterin hielt sich auch weiterhin am Rand der Gruppe, obwohl Tori niemals vorher so viele Reinblüter auf ihrer Liste gehabt hatte. Sie wunderte sich allerdings auch, warum einige andere, deren Probleme bereits gelöst worden waren, immer noch bei der Gruppe waren.
    Ai Minamoto und Tendam Nagoya liefen dafür am Schluss der Gruppe. Ai fand die bisherigen Ereignisse schon ziemlich aufregend, aber gleichzeitig dachte sie an die Worte ihrer Großmutter. Ihre Eltern hatten sie vor etwas beschützen wollen, von dem nicht einmal die Großmutter genauer drauf eingehen wollte. Tendam hielt sich deshalb immer dicht bei ihr und hatte auch in den vorhergehenden Kampf nicht eingegriffen, da Ai nicht bedroht worden war.

    Nicht weit von der Gruppe entfernt sammelte sich eine Gruppe von Männern, die bislang eher eine Beobachterrolle inne gehabt hatten. Das Objekt ihrer Überwachung hatte sich zusammen mit anderen in Bewegung gesetzt und hielt jetzt auf den zentralen Punkt zu. Niemand hatte ihnen erklärt, warum dieses Ereignis eingetreten war, aber ihr Auftraggeber hatte jetzt ihre Aufgaben abgeschlossen. Scheinbar wollte der Auftraggeber das Mädchen nun alleine übernehmen, denn die Männer hatten ihren Lohn erhalten und verließen geordnet den Bereich.

    Am anderen Ende des kleinen Parks deutete Kasumi Saito auf ein kleines Haus.
    „Dort ist es!“ sagte sie gepresst, da Corvin ihren Arm sehr fest umschlossen hielt. Kanade Asakura blickte sich rasch um. Nichts in dieser Szenerie wirkte besonders. Es war einfach ein unauffälliges Haus in einer ganz normalen Straße. Irgendwie hatte sie mehr erwartet.
    „Wie wollen wir vorgehen?“ fragte Hikaru leise. Samusa Mayakashi stellte sich ebenfalls mit nach vorne, während Yume Tsuyu etwas zurück blieb.
    „Von beiden Seiten gleichzeitig! Nicht dass jemand da rausschlüpft“, meinte Corvin ebenso leise. Sie sprachen sich schnell ab und verteilten sich auf die besprochenen Positionen.
    Hikaru schlich mit Felic, Samusa, Kanade und Yume zur Rückseite des Hauses, während Corvin mit Ai, Tendam, Tori und Kohana vorne blieb.

    Da Tori sich nicht einfach anschließen wollte, hatte Corvin ihr Kohana anvertraut und auch Kasumi Saito unter ihrer Bewachung gelassen. Als Kanade an der Hausseite das Signal gab, stürmte Corvin mit brachialer Gewalt durch die Vordertür des Hauses. Zeitgleich drangen Hikaru und Samusa auf der Rückseite ein. Im Haus war alles Dunkel und sie mussten sich erst einmal orientieren.
    Draußen vor dem Gebäude entdeckte Tendam einen Schatten auf dem Dach, der sich im gleichen Moment auf Ai stürzte. Diese schrie überrascht auf, als sie so unerwartet angegriffen wurde. Das Gesicht des Vampirs, der nun auf ihr hockte, war Ai nicht bekannt. Aber er schien sie zu kennen.
    Tori war durch ihre Mehrfachaufgabe von dem Angriff überrascht worden, aber sie ließ Kasumi nicht los, obwohl diese ihre Chance nutzen wollte.
    So überraschend, wie alle gehofft hatten, war die Aktion nicht gelaufen. Tori hatte das unangenehme Gefühl, dass man sie die ganze Zeit wie an einer langen Leine geführt hatte.

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    21:12 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ein alleinstehendes Haus

    Während das Geräusch der aufgebrochenen Tür noch in der Luft lag, erfolgte der Angriff auf die draußen gebliebenen. Ai schrie überrascht auf, als eine dunkle Gestalt von oben auf sie stürzte. An dem Blick konnte sie erkennen, dass dieser sie scheinbar zu kennen schien.
    „Vorsicht!“ rief Tendam etwas verspätet, da auch er von den Ereignissen überrannt worden war. Gleichzeitig sprangen weitere Gestalten von dem Vordach herunter, so dass er keine Zeit hatte, Ai zur Hilfe zu kommen.
    Die dunklen Gestalten in Kampfanzügen waren offenbar keine Vampire, was ihre Angriffe aber nicht unbedingt schwächer machte. Diese Leute mussten ausgebildete Kämpfer sein.

    Tori zischte verärgert, als sich mehrere der dunklen Gestalten auch ihr näherten. Die ganze Sache war also doch ein abgekartetes Spiel gewesen! Während Kohana sich erschrocken zusammenkrümmte, versuchte Kasumi Saito sich loszureißen. Tori musste zugleich auch noch mehrere Angreifer abwehren, so dass sie ihren Griff nicht halten konnte. Schläge prasselten auf sie ein und warfen sie zurück.
    Kasumi Saito, die mit schnellen Schritten mehr Abstand zwischen sich und Tori bringen wollte, wurde von einer weiteren dunklen Gestalt festgehalten.
    „Was soll das? Ich gehöre zum Meister!“ rief sie empört aus.

    Felic, Hikaru, Samusa, Kanade und Yume liefen auf der Rückseite des Hauses in einen leeren Raum hinein, während Corvin mitten in einer Gruppe von fünf Level E landete nachdem er die Tür aufgebrochen hatte. Sofort war er in ein wildes Handgemenge verwickelt. Die niederen Kreaturen schnappten mit ihren Hauern nach ihm. Offenbar waren sie nicht genährt worden, so dass sie besonders wild vorgingen. Aber Corvin brauchte sie nicht zu fürchten. Mit der Kraft des Blutes wirbelte er die Angreifer durcheinander und griff sich dann einen, um dessen Existenz zu beenden.
    Von der anderen Seite rannten die Vier durch den Korridor, um ihm zur Hilfe zu kommen. Corvin und Samusa stürmte vorne weg und übernahm den Rest der Kreaturen, die Corvin im ersten Moment nicht hatte bekämpfen können.

    Beide setzten ihre Kräfte ungebremst ein und dem hatten die verwandelten Kreaturen nichts entgegen zu setzen. Noch bevor die anderen am Kampfplatz eintrafen waren alle Level E besiegt.

    Draußen wehrte sich Ai gegen den fremden Vampir und spürte, wie ihr Blut in Wallung geriet.
    „Ja“, zischte der Vampir. „Zeig mir deine wahre Macht!“
    Ai konnte sich nicht mehr bremsen. Mit neuer Wildheit drückte sie den Vampir hoch und kam wieder auf die Beine. Ihre Schwingen, die nur im Kampfrausch erschienen, entfalteten sich auf ihrem Rücken und trugen sie samt ihrem Angreifer in die Lüfte.
    „Ah, diese Kraft!“ seufzte der Vampir.
    „Woher wissen Sie davon?“ verlangte Ai zu wissen. Ihre Großmutter hatte doch gesagt, dass niemand etwas davon wissen konnte.
    „Ich war Teil der Forschungsgruppe, die von deinen Eltern um deren Ergebnisse betrogen worden ist!“ erwiderte der Fremde. „In dir haben sie all ihre Ergebnisse verankert, deshalb bist du so wertvoll!“
    Ai stieg mit ihm weiter in die Höhe, während ihr Blut in den Ohren rauschte. All dies hatte mit ihren Eltern und deren Forschung zu tun? Neuer Zorn flammte in ihr auf, als ihr Leid über den Verlust wieder an die Oberfläche kam.

    „Mit den Kräften, die du in dir trägst, werden wir eine unbesiegbare Armee erschaffen können und die Klans der Vampire endlich vereinen!“ eröffnete der Fremde ihr und hob seinen Arm. In seiner Hand hielt er eine lange Spritze, die sich jetzt Ais Hals näherte.
    „Deine Eltern haben damals alle Daten vernichtet, die diese Forschung betrafen. Nur dich konnten sie nicht vernichten, deshalb versuchten sie dich zu verstecken! Aber wir haben nie aufgegeben, dich zu suchen. Und auf der Cross Akademie haben wir dich endlich aufspüren können. Leider warst du im Inneren vor unserem Zugriff geschützt, aber die Vorsehung hat uns eine Möglichkeit eröffnet!"

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    21:15 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ein alleinstehendes Haus

    Tori wehrte einen weiteren Schlag ab und griff mit der anderen Hand den Arm des Angreifers. Mit einer schnellen Drehung brachte sie den Arm über ihre Schulter und hebelte den Vermummten dank seiner eigenen Energie in einem Schulterwurf aus. Der Mann prallte mit einem dumpfen Laut gegen einen weiteren und riss diesen mit zu Boden.
    Kasumi Saito wehrte sich gegen den Griff des Mannes, der sie festhielt. Warum dieser sie festhielt, wollte ihr nicht klar werden, schließlich hatte sie im Auftrag des Meisters gehandelt. Dieser hatte für seine Pläne die ganzen Personen in seine Reichweite bringen wollen. Dass sie sich dabei wieder Kohanas bedienen konnte, war sozusagen die Kirsche auf der Sahne gewesen.
    Der Direktor der Cross Akademie hatte vor einiger Zeit ihr Gedächtnis mit Hilfe der Vampire dort löschen lassen. Ihr selbst war dies gar nicht bewusst gewesen, aber der Meister hatte es bemerkt und den Prozess rückgängig gemacht. Als Gegenleistung hatte sie diese Lockvogelfunktion einnehmen müssen. Nun waren doch alle Personen hier, warum hielt man sie also fest?

    Kanade hatte sogar von den letzten Kämpfen gute Bilder bekommen und hielt sich weiterhin im Hintergrund, während die anderen sich um die Gegner im Haus kümmerten. Sie konnte dabei gut sehen, dass diese anderen Wesen gegen die Vampire aus ihrer Gruppe nicht den Hauch einer Chance hatten. Corvin und Samusa hätten es auch gut alleine mit allen aufnehmen können, aber so räumten sie die mit Level E am untersten Ende der Vampirhierarchie stehenden Kreaturen beiseite.
    Allerdings wurde Kanade auch als erster klar, dass diese Aktion nur eine Ablenkung gewesen war. Die Geräusche des Kampfes von Draußen drangen nicht wirklich bis nach innen durch, aber sie sah Tori gegen fremde Angreifer kämpfen.
    Während sich also ihre besten Kämpfer hier drinnen ablenken ließen, wurde draußen der verbliebene Rest von anderen Leuten angegriffen.

    Ai fühlte ihr Blut pulsieren. Die Überlegungen traten in den Hintergrund, während die Instinkte den Körper leiteten. In ihrem Gesicht erschien ein breites Grinsen, als sie mit einer Hand den Arm mit der Spritze aufhielt.
    „Dazu gehören immer noch Zwei!“ lachte sie ihm dann ins Gesicht. Ihre Flügel waren noch einmal größer geworden, als der Effekt richtig in Kraft trat. Ihr Gegner riss erstaunt die Augen auf, als sein Arm mit spielerischer Leichtigkeit zurück gedrückt wurde. Ai verstärkte den Druck noch etwas mehr und genoss den Anflug von Furcht, der sich bei ihrem Gegenüber in den Augen zeigte.
    Tendam Nagoya stand etwas abseits von den Kämpfenden und blickte zu Ai in den Himmel hinauf. Er hatte schon einmal gesehen, wie sie ihre Schwingen bekommen hatte. Auch auf diese Entfernung sah er das manisch wirkende Grinsen in ihrem Gesicht. Ihr Angreifer hatte einen Riesenfehler gemacht, indem er diese Kraft in ihr geweckt hatte. Ihre Kräfte und Fähigkeiten verstärkten sich dabei um ein Vielfaches, aber als Nebeneffekt verlor sie die Kontrolle über sich.
    Dank Ais Großmutter wusste Tendam auch, was in einem solchen Fall zu tun war.

    Für den Forscher kam dieses Wissen aber zu spät, als Ai ihre volle Kraft erlangte und ihm lächelnd den Arm ausriss. Während das Entsetzen über die Wildheit in ihren Augen noch seinen Verstand zu füllen begann, machte sie seinem Leben ein Ende. Eine Wolke von Blut folgte der Schwerkraft und zwang Tendam zu einigen Schritten. Ai stieß ein schrilles Lachen aus, wobei sie die restlichen Körperteile fallen ließ. Ihre Flügel ließen sie in einer Gleitbahn wieder dem Boden näher kommen.
    In ihren Augen stand jetzt nur noch Kampfeslust und sie stürzte sich wie ein Raubvogel auf die vermummten Angreifer, die Tori immer noch bedrängten.
    In jeder Hand einen schreienden Menschen stieg sie wieder in den Himmel hinauf, um sich dort ihren nächsten Opfern zu widmen. Tori hatte keine Zeit, sich deswegen Gedanken zu machen, denn die ausgebildeten Kämpfer hielten sie auch mit zwei Männern weniger auf Trab.

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    21:20 Uhr - Irgendwo in der Stadt – Ein alleinstehendes Haus

    Im Inneren des Hauses war der Widerstand gebrochen, so dass Samusa und Corvin sich weiterer Herausforderungen beraubt sahen. Bei beiden war das Blut in Wallung geraten, so dass ihre Reißzähne deutlicher zu sehen waren.
    Felic blickte Hikaru an und lächelte.
    Kanade trat jetzt wieder vor und deutete aus dem Fenster.
    „Die haben das hier drinnen nur als Ablenkung geplant. Da draußen sind noch andere Angreifer!“ teilte sie den anderen mit, die sie überrascht anblickten.

    Tori hatte sich nun doch etwas Luft verschaffen können, weil die Angreifer sind plötzlich verschiedenen Fronten gegenüber sahen. Als die anderen Schüler aus dem Haus gestürmt kamen, war auch für die Gruppe vor dem Haus der große Andrang vorbei. Das Vampirmädchen mit den Blutschwingen hatte schon ziemlich unter den menschlichen Angreifern gewütet, so dass auch diese keine große Rolle mehr spielten.

    Kasumi Saito schrie entsetzt auf, als sie und ihr Gegenüber plötzlich in die Luft gerissen wurden. Sie sah sich dem blutverschmierten Gesicht einer Vampirin gegenüber, die sie mit blutroten Schwingen in den Himmel trug. Irgendwie lief das alles ganz anders, als sie es sich gedacht hatte.
    „Deine Nützlichkeit hat sich erschöpft, Kasumi Saito!“ vernahm sie die Stimme des Meisters in ihrem Kopf. „Leider waren meine Verbündeten nicht so nützlich, als dass dieses Spiel noch zu gewinnen wäre. Deshalb werde ich mich zurückziehen!“
    Kasumi blieb noch ein kurzer Moment der Bitterkeit, als ihr bewusst wurde, dass man diesmal sie benutzt hatte, bevor Ai sie tötete.

    Tendam hatte begonnen ein Lied zu singen und seine Stimme trug langsam die Worte bis zu Ai, die ihre letzten beiden Opfer fallen ließ. Mit dumpfen Lauten klatschten die Körper auf den Boden. Da auch die übrigen Angreifer in diesem Augenblick fielen, war Tendams Stimme mit der Melodie von allen zu hören. Ai flatterte einen Moment unsicher herum, dann begann sie, wie angezogen von der Stimme um Tendam zu kreisen. Dieser sang mit klarer Stimme weiter und das kochende Blut in Ai begann sich abzukühlen.

    Hikaru stand neben der Leiche von Kasumi Saito. Ai hatte sie nicht gebissen, also würde sie sich auch nicht verwandeln. Aber jetzt würde sie auch nicht mehr die Identität des „Meisters“ enthüllen, wenn sie diese überhaupt gekannt hatte. Felic trat neben ihn und legte einen Arm um seine Schultern.
    „Er ist weg!“ flüsterte sie leise. „Aber er war bestimmt nicht hinter uns her, sondern hat die anderen nur benutzt. Aber sie haben uns aufgespürt und bestimmt an den Klan gemeldet. Deshalb werden wir nicht mehr lange hier bleiben können!“
    Hikaru blickte sie nach einem langen Moment an.
    „Das Schuljahr dauert nicht mehr lange. Wir werden nach dessen Ende weiterziehen“, meinte er dann leise.

    Ai ließ sich langsam zu Boden sinken, während ihre Schwingen langsam wieder verschwanden. Der Klang von Tendams Stimme beruhigte sie so weit, dass sie wieder klar denken konnte. War das tatsächlich einer der Mörder ihrer Eltern gewesen? Die letzten Ereignisse waren nicht ganz deutlich.
    Tendam trat einen Schritt näher an sie heran.
    „Du musst vorsichtig sein, Ai!“ flüsterte er ihr zu.

    Tori blickte zu der Gruppe, die sich jetzt vor dem Haus versammelt hatte. Mit dem Ausgang dieses Kampfes hatte sich auch ihr gemeinsames Interesse erschöpft. Sie würde ihren Vorgesetzten davon Bericht erstatten. Wahrscheinlich würde man sie danach auch von dieser Schule abziehen, da ihre Arbeit als Hunter ja einigen bekannt war. Tori sah in den Gesichtern der anderen, dass diese wohl auch alle gehen würden. Durch den Bann wussten die anderen Schüler der Akademie nichts von diesem „Meister-Spiel“, deshalb verband sie auch nichts miteinander.

    Corvin trat auf Kohana zu, die seine Hand ergriff.
    „Der Brief war doch nicht so gemeint!“ flüsterte sie. Corvin nickte, da er sich die Gründe bereits selbst zusammengestellt hatte.
    Samusa trat auf Yume zu, die ihn gerade in die Augen blickte.
    „Diese Nacht hat viele Dinge in Bewegung gebracht“, meinte sie ruhig. „Ein Schatten meiner Vergangenheit hat sich aufgelöst und meinem Leben eine neue Richtung gegeben.“
    Samusa nickte wortlos.

    Die Zweiergruppen vor dem Haus blickten einander an, den Tori war bereits in die Nacht verschwunden. Nach einem kurzen Moment lachten sie gleichzeitig auf, als die Anspannung der letzten Tage von ihnen ab fiel. So viele ungleiche Personen waren in dieser Gruppe zusammengekommen und hatten ein gemeinsames Ziel verfolgt. Jetzt galt es wieder an die Schule zurück zu kehren. Ohne dass es jemand aussprach, wusste doch jeder, dass niemand etwas von diesem „Meister-Spiel“ erzählen würde. Und sie wussten auch, dass jeder von ihnen weiterziehen würde…

    Ende