[FONT=Calligraph421 BT, cursive]Zwielicht[/FONT]
Kapitel 1: Brief vom Anwalt
Es war später Nachmittag, als Chiara die Tür zu ihrer kleinen Wohnung aufschloss. Ohne aufzublicken, trat sie ein, zog die Schuhe aus und ließ den Schlüssel auf das kleine Sideboard fallen, das neben der Tür stand. Die Jalousien waren herunter gelassen, damit die Wärme nicht in die Wohnung kam. Doch obwohl der Ventilator sein bestes gab, half das nicht viel. Chiara öffnete ein Fenster, nachdem sie die Briefe achtlos auf den Couchtisch gelegt hatte. Warum auch sollte sie sich die Briefe anschauen? Es waren doch sowieso nur wieder Rechnungen und Werbung.
Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa sinken und schloss die Augen. Sie arbeitete definitiv zu viel. Ihre Muskeln waren verspannt und ihre Haare hingen schlaff an ihr herunter. Einen Moment blieb sie still auf dem Sofa sitzen, dann jedoch stand sie auf und ging ins Bad.
Eine halbe Stunde später kam sie aus dem Bad heraus. Sie hatte sich ihr Badetuch umgebunden und ihre Haare, die noch nass waren, hatte sie mit einer einfachen Spange hochgesteckt. Wenn ihre Haare nass waren, sahen sie viel bräuner aus, als sie es ohnehin schon waren.
Gähnend setzte sie sich erneut auf das Sofa und blätterte die Briefe durch. Die Rechnungen, auf den einen Stapel, die Werbung auf den anderen. Plötzlich viel ihr ein Brief auf, den sie vorher übersehen hatte. Es war ein Brief von einem Anwalt. Hatte sie etwa vergessen eine Rechnung zu bezahlen? Sie riss den Umschlag auf und nahm den Brief heraus.
Sehr geehrte Frau Chiara Lanned,
mein Aufrichtiges Beileid, zu dem Tod Ihrer Tante Emilia Lanned.
Ich möchte Sie bitten sich bei meiner Kanzlei zu melden um einen Termin mir mir zu vereinbaren, damit wir über das Testament sprechen können, das Ihnen ihre Tante hinterlassen hat.
Mir freundlichen Grüße
Notar Fleischfuß
Chiara konnte nicht glauben was da stand. Immer und immer wieder las sie den Brief. Sie konnte nicht glauben was dieser Notar geschrieben hatte. Ihre Tante sollte ihr etwas vererbt haben? Da musste ein Missverständnis vorliegen. Sie hatte von ihrer Tante Emilia Lanned, seit Jahren nichts mehr gehört. Ganz plötzlich, sie war damals gerade 7 Jahre alt gewesen, war der Kontakt zu ihrer Tante abgebrochen. Seitdem hatte es kein Lebenszeichen von ihr gegeben. Und nun dies.
Eine Weile überlegte sie, ob sie diesen Anwalt anrufen sollte, oder nicht. Doch ihre innere Neugier siegte. Sie ging zum Telefon, das in der Küche hing und wählte die Nummer, die unter dem Brief stand.